Militärdienst absolvieren um Führungskompetenzen zu erlernen?

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Finde es sinnvoller 1 Jahr früher Arzt oder Anwalt zu sein als zu "lernen" wie man Schuhe putzt oder Betten macht.

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Geh komm... Also sei mir nicht böse, aber welcher Jugendliche heutzutage will, wenn er ehrlich ist, "der Gesellschaft was zurückgeben"? Jetzt von ein paar Weltrettern mal abgesehen. Machen wir uns mal bitte nichts vor.

Natürlich unter der Prämisse, dass man den Zwangsdienst so oder so ausführen muss. Nur die Wenigsten außer wirklichen Idealisten wären ansonsten bereit, sich für nicht mal 3€ die Stunde ausbeuten zu lassen.

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Wenn es denn eben evidenzbasiert gut für das Unternehmen ist, ja. Ansonsten ist es zumindest in Deutschland ein hochinteressanter Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz :D

Das ist nun wirklich nicht wahr.

Lg

Hmm also ich zieh mal folgenden weiten Bogen:

§ 2 Anwendungsbereich

(1) Benachteiligungen aus einem in § 1 genannten Grund sind nach Maßgabe dieses Gesetzes unzulässig in Bezug auf: 1.

die Bedingungen, einschließlich Auswahlkriterien und Einstellungsbedingungen, für den Zugang zu unselbstständiger und selbstständiger Erwerbstätigkeit, unabhängig von Tätigkeitsfeld und beruflicher Position, sowie für den beruflichen Aufstieg,

Das wäre Numero Uno. Streiten könnte man sich über §3 (2)

(1) Eine unmittelbare Benachteiligung liegt vor, wenn eine Person wegen eines in § 1 genannten Grundes eine weniger günstige Behandlung erfährt, als eine andere Person in einer vergleichbaren Situation erfährt, erfahren hat oder erfahren würde. Eine unmittelbare Benachteiligung wegen des Geschlechts liegt in Bezug auf § 2 Abs. 1 Nr. 1 bis 4 auch im Falle einer ungünstigeren Behandlung einer Frau wegen Schwangerschaft oder Mutterschaft vor.

(2) Eine mittelbare Benachteiligung liegt vor, wenn dem Anschein nach neutrale Vorschriften, Kriterien oder Verfahren Personen wegen eines in § 1 genannten Grundes gegenüber anderen Personen in besonderer Weise benachteiligen können, es sei denn, die betreffenden Vorschriften, Kriterien oder Verfahren sind durch ein rechtmäßiges Ziel sachlich gerechtfertigt und die Mittel sind zur Erreichung dieses Ziels angemessen und erforderlich.

Aber, wenn ICH jetzt Richter wäre, würde mich der Passus hier

§ 9 Zulässige unterschiedliche Behandlung wegen der Religion oder Weltanschauung

(1) Ungeachtet des § 8 ist eine unterschiedliche Behandlung wegen der Religion oder der Weltanschauung bei der Beschäftigung durch Religionsgemeinschaften, die ihnen zugeordneten Einrichtungen ohne Rücksicht auf ihre Rechtsform oder durch Vereinigungen, die sich die gemeinschaftliche Pflege einer Religion oder Weltanschauung zur Aufgabe machen, auch zulässig, wenn eine bestimmte Religion oder Weltanschauung unter Beachtung des Selbstverständnisses der jeweiligen Religionsgemeinschaft oder Vereinigung im Hinblick auf ihr Selbstbestimmungsrecht oder nach der Art der Tätigkeit eine gerechtfertigte berufliche Anforderung darstellt.

(2) Das Verbot unterschiedlicher Behandlung wegen der Religion oder der Weltanschauung berührt nicht das Recht der in Absatz 1 genannten Religionsgemeinschaften, der ihnen zugeordneten Einrichtungen ohne Rücksicht auf ihre Rechtsform oder der Vereinigungen, die sich die gemeinschaftliche Pflege einer Religion oder Weltanschauung zur Aufgabe machen, von ihren Beschäftigten ein loyales und aufrichtiges Verhalten im Sinne ihres jeweiligen Selbstverständnisses verlangen zu können.

dazu verleiten, auch zu überlegen, inwieweit die Verweigerung des Wehrdienstes aufgrund persönlicher Gründe, beispielsweise des Pazifismus und Ablehnung von Militär an sich, gleichermaßen als Weltanschauung zu verstehen ist.

D.h., wenn also jemand vom Grundsatz her, weil er nicht beim Militär war, ausgesondert wird, ist das aus meiner Sicht eine klare Benachteiligung einer Personengruppe.

Vielleicht würde mich das ganze in der Revision beissen und am Ende von höheren Instanzen geklärt werden, insbesondere was als Weltanschauung gilt und was nicht, aber in einer weiten Auslegung ist das für mich eine Benachteiligung...

Nun, den Zwangsdienst muß einmal grundsätzlich jeder ableisten. Jeder wird mit demselben Problem konfrontiert. Der Schluß wird aus der darausfolgenden Entscheidung "kurz, aber hart" - "lang, aber gemütlich" - "mit allen Mitteln davor drücken" gezogen. Ob das jetzt zielführend/aussagekräftig/hoch wissenschaftlich ist, kann und will ich nicht beurteilen. Muß ich auch nicht. Ich kann nur Teile der Argumentation soweit nachvollziehen, daß "lächerlich" und "Vollidioten" mMn eine zu simple Entgegnung darstellen..

Und da seh ich das Problem, was ich im Personalbereich generell kritisiere: Man kann es nicht ableisten, es entwickelt sich aber eine Heuristik, die für mich, aus der Differentialdiagnostik halt total hirnrissig ist. Die Confounder sind so hoch, dass du hunderte Alpha und Beta Fehler produzierst, von denen du Schlüsse ziehen musst, die deiner Organisation nicht nützen.

Zugegebenermaßen halte ich vom Einstellungstest der Bundeswehr, den es zu meiner Zeit noch gab, genau so wenig.

Du unterstellst mir etwas, das ich so nicht gesagt habe. Es ging in meiner Aussage um "der Gesellschaft was zurückgeben", nicht um moralische Gründe wie Pazifismus o.ä.

Letztere Gründe siehst du aber ja gar nicht, wenn du sie aussortiert hast, bevor du diese ergründet hast. Daher ist die Heuristik für mich blödsinnig.

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Gast Wehrbär

Du unterstellst mir etwas, das ich so nicht gesagt habe. Es ging in meiner Aussage um "der Gesellschaft was zurückgeben", nicht um moralische Gründe wie Pazifismus o.ä.

Letztere Gründe siehst du aber ja gar nicht, wenn du sie aussortiert hast, bevor du diese ergründet hast. Daher ist die Heuristik für mich blödsinnig.

Ich bin auch nicht einer der Personaler der das so macht. ;)

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Du unterstellst mir etwas, das ich so nicht gesagt habe. Es ging in meiner Aussage um "der Gesellschaft was zurückgeben", nicht um moralische Gründe wie Pazifismus o.ä.

Letztere Gründe siehst du aber ja gar nicht, wenn du sie aussortiert hast, bevor du diese ergründet hast. Daher ist die Heuristik für mich blödsinnig.

Ich bin auch nicht einer der Personaler der das so macht. ;)

Ich weiss ;)

Aber solche Erzählungen treffen nen wunden Punkt bei mir, daher.. ;)

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@shao

Naja, die Frage ist doch letztlich immer, ob es effektivere Methoden gibt, um den Charakter eines Kandidaten zu bestimmen. In sehr großen Unternehmen mag das Einstellungsverfahren von ausgebildeten Personalberatern begleitet werden, aber die Mehrzahl aller Stellen wird vom zukünftigen Chef vergeben, der sich auf seine Menschenkenntnis und gewisse Vorurteile verlassen muss, da 1-2h Vorstellungsgespräch nicht viel hergeben. Entschieden wird heuristisch nach "Bauchgefühl" oder "Näschen", nach den Äußerungen im Gespräch und den Informationen im Lebenslauf. Da ist ein solches Ausschlusskriterium sicherlich unsinnig, aber mangels weiterer Informationen muss man eben derartige Rückschlüsse ziehen.

Das mach ich momentan auf Stellensuche auch nicht viel anders: ich schau mir die Lebensläufe der potentiellen Kollegen an. Beim einen Laden kommen alle Mitarbeiter aus der selben Stadt, haben dort auch studiert, sind dort im Golfklub und das wars. Beim anderen Laden hat die Hälfte der Mitarbeiter Migrationshintergrund, war zum Schüleraustausch in Südamerika, hat an 3 verschiedenen Unis in Europa studiert und pflegt ein abstruses Hobby. Klar dass die Mitarbeiter in der ersten Firma nicht alle unsympathische, engstirnige Langweiler sein müssen, aber im zweifelsfall geh ich lieber zum zweiten Laden.

Zur Ausgangsfrage: mag sein, dass man in der Armee auch gut ausgebildet oder für die Sozialkompetenz brauchbares mitnehmen kann, bei mir und den Leuten in meinem Umfeld war das ganz und gar nicht der Fall. Das einzig positive war vielleicht, dass man mal mit Menschen aus allen sozialen Schichten zu tun hatte und nicht nur mit (angehenden) Akademikern, aber das kann man auch andernorts haben. Für mich waren es schlicht 9 verlorene Monate. Von 2-3x Wache schieben und ein paarmal Schneeschippen abgesehen hab ich nichts verwertbares gemacht, da waren die Zivis mit Sicherheit produktiver und haben auch mehr arbeiten müssen. Der geisitge wie körperliche Anspruch war armselig, die meisten Berufssoldaten litten unter starkem Übergewicht. Führungsqualitäten konnte man dort nicht wirklich lernen, zumindest hab ich da wenig mitgenommen, wenn ich mal 3 Kameraden bei Hofkehren beaufsichtigen durfte. Die Vorgesetzten kann man natürlich nicht einen Kamm scheren, vom Zivilversager bis zur "geborenen Vaterfigur" war alles dabei, insgesamt war die soziale Kompetenz mE. eher unterdurchschnittlich. Entscheidend war natürlich der militärische Rang und nicht die ausgestrahlte Autorität.

Wenn Du schon freiwilig zur Armee gehst, dann am Besten in ein Ausbildungsregiment. Da ist mE. noch am ehesten Führungsqualität gefragt. Ansonsten lernt man als Leiter von Jugendgruppen oder Aktivität in gemeinnützigen oder politischen Verbänden meines Erachtens wesentlich mehr.

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Naja, die Frage ist doch letztlich immer, ob es effektivere Methoden gibt, um den Charakter eines Kandidaten zu bestimmen. In sehr großen Unternehmen mag das Einstellungsverfahren von ausgebildeten Personalberatern begleitet werden, aber die Mehrzahl aller Stellen wird vom zukünftigen Chef vergeben, der sich auf seine Menschenkenntnis und gewisse Vorurteile verlassen muss, da 1-2h Vorstellungsgespräch nicht viel hergeben. Entschieden wird heuristisch nach "Bauchgefühl" oder "Näschen", nach den Äußerungen im Gespräch und den Informationen im Lebenslauf. Da ist ein solches Ausschlusskriterium sicherlich unsinnig, aber mangels weiterer Informationen muss man eben derartige Rückschlüsse ziehen.

Das stimmt natürlich. Wir sehen gerade im Mittelstand das Problem, das genau so gehandelt wird und deswegen oft auch einfach Blödsinn passiert, der Leute viel Geld kostet. (Man rechnet, dass eine Einstellung ungefähr ein vom Aufwand her ein dreifaches Monatsgehalt kostet, eine Falscheinstellung locker ein Jahresgehalt, im Senior Management Bereich großer Firmen kann sowas mal zwei Jahresgehälter kosten.)

Dabei ist es jetzt ehrlich gesagt gar nicht so schwer, Tests und co. einzusetzen. Große Unternehmen haben halt auch meist einfach die Kohle, entsprechende Leute zu beauftragen, das ist klar. Aber ein paar Tests und ein wenig Probearbeit, d.h. die Vorbereitung von Probeaufgaben für alle relevanten Teilnehmer, sind aus meiner Sicht interessanter als "War derhenige bei X" denn wenn es um Führungsfähigkeiten geht, ist oft sowas wie du erwähnt hast, Jugendgruppenarbeit und co., teilweise vorzuziehen. Denn Kinder sind ein sehr guter Spiegel, ob man Leute im Griff hat oder nicht :D

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@shao

Vielleicht sollte ich das konkretisieren: ich meine weniger, dass man aus solchen Stationen im Lebenslauf konkrete Fähigkeiten ableiten kann, als vielmehr allgemeine, persönliche Eigenschaften und insbesondere Neigungen. Auch aus mehreren Jahren Jugendgruppenleiter würde ich nicht herauslesen, dass derjenige herausragende Führungsqualitäten hat. Ich weiss aber, dass derjenige a) in der Situation nicht völlig überfordert ist und vor Allem b) er überhaupt gerne mit Menschen zu tun hat. Wenn mir wichtig ist, dass derjenige "über den Tellerrand schaut" (sehr verbreitete Floskel), dann nehm ich lieber den, der auch mal Praktika oder Tätigkeiten gemacht hat, die vielleicht nicht für die konkrete Stelle wichtig sind. Ist Frustrationstoleranz gefragt, dann nehm ich den, der sein Studium als Pfeger in der Hospiz finanziert hat. Und ist mir lokale Verwurzelung besonders wichtig, dann ist der mit den 6 Auslandspraktika, Schüleraustausch, Erasmus und 5 Fremdsprachen wohl der Falsche. Selbst wenn er die fachlichen Fähigkeiten hätte, würde der in der konkreten Stelle wohl nicht glücklich.

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