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  1. Hallo Gemeinde, eines gleich vorweg: Sorry für den langen Text, aber ich muss jetzt mal was runter schreiben, was mich schon seit Ewigkeiten belastet. Ich fang' einfach mal an :D Also, ich habe noch nie wirklich gewusst was ich später mal vom Beruf her werden wollte. Deshalb habe ich nach meiner mittleren Reife zuerst ein Jahr lang Zivildienst gemacht, um dann herauszufinden, dass ich keinen Bock auf das Arbeiten habe und habe mich dazu entschlossen das Abitur auf einem Wirtschaftsgymnasium zu machen. In den kommenden 3 Jahren auf dem Gymnasium habe ich noch keine Idee entwickeln können in welchem Bereich ich mal arbeiten will. Ich wusste aber eins: Ich will viel von der Welt sehen und keinen Bürojob später nachgehen. Alleine die Vorstellung von morgens bis Abends im Büro zu versauern lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Als ich im Juni 2013 mein Abi gemacht hatte, habe ich erst einmal 1 Jahr lang in der Produktion gearbeitet. In dieser Zeit habe ich auch keine Vorstellung gehabt, was ich vom Beruf her werden wollte. Also habe ich mich einfach für Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik an der Hochschule in meiner Heimatstadt eingeschrieben, ohne jemals nur einen Hauch von Interesse an Technik gehabt zu haben. Aber weiter in der Produktion rumzupimmeln hatte ich auch keinen Bock... Im ersten Semester habe ich schon direkt gemerkt, dass mir Elektrotechnik gar keinen Spaß macht und habe nach ungefähr 2 Monaten keine E-Technik Vorlesungen besucht. Das ganze zog sich bis ins 3. Semester, völlig ohne Perspektive wie es nun weitergehen soll. Zwar habe ich keine einzige Klausur im Bereich E-Technik geschrieben, aber die Module im Bereich Wirtschaft habe ich bis dahin alle belegt inkl. Physik und EDV. Gegen Ende des 3. Semesters kam dann der Knall: Depressionen. War ja auch irgendwie klar, dass die Planlosigkeit mich in eines Tages krank machen würde. Ich wusste definitiv, dass ich nicht im Elektrotechnischen Bereich arbeiten will, also stand ich vor der Wahl zwischen Ausbildung oder Wechsel des Studienfachs. Ich schaute mich also nach Ausbildungsplätzen um und muss ehrlich gestehen, dass es da fast nichts gab was mich interessierte, außer vielleicht eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann, weil man da gut verdienen kann und ich ein sehr kommunikativer Mensch bin. Aber ein Leben lang nur Versicherungen verticken? Ne, da hatte ich keinen Bock drauf. Wenn ich aber ehrlich bin gab es da einen Ausbildungsberuf für den ich mich aber nicht entschieden hatte, weil die Verdienstmöglichkeiten einfach nur grauenvoll sind. Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben. Um welchen Beruf es sich handelt? Es handelt sich um den Beruf eines Winzers! Wie komme ich auf diesen Beruf? Ich besuche wahnsinnig gerne Weinfeste in meiner Umgebung (deutsche Weinstraße) und wenn ich auf den Weinbergen stehe und die Schönheit der Natur sehe, überkommt mich ein Gefühl voller Glück und tiefer Zufriedenheit. Na ja, jedenfalls habe ich mich des Geldes wegen dazu entschieden meinen Schwerpunkt von Elektrotechnik zu Anlagenbau zu wechseln und finde einige Module sogar richtig cool. Aber brennen tu ich nicht für Maschinenbau. Jetzt komme ich ins 4. Semester (insgesamt sind es schon 6 Semester Studium, Regelstudienzeit sind 7 Semester) und kann nur ca. 60 Creditpoints nachweisen. Verglichen mit denen, die mit mir angefangen haben hat mehr als die Hälfte von selbst aufgehört oder ist wegen vergeigten Prüfungen exmatrikuliert worden und der Rest ist so ziemlich auf meinem Level oder nur geringfügig besser. Natürlich gibt es auch vereinzelt Genies, die das Ding in Regelstudienzeit schaffen. Aber mit denen vergleiche ich mich nicht. Die Durchfallquoten liegen im Schnitt bei 60%, bei manchen Klausuren wie Mathe oder technische Mechanik bei über 80%. Wenn ich im nächsten Semester alle Module bestehe, dann habe ich so ziemlich den schwersten Teil (Aussiebfächer) im gesamten Studium hinter mir und wäre damit so gut wie durch. Ich muss gestehen, dass ich im Juli meinen dritten Versuch in Mathe hatte. Da ich mich aber nicht exmatrikulieren lasse, egal wie hoch die Durchfallquoten sind, habe ich für diese eine Klausur 4 Monate lang gebüffelt bis zum Abwinken. Ich war also sehr gut vorbereitet und wusste einen Tag vor der Klausur, dass ich auf jeden Fall bestehen werde. Am Tag der Klausur musste ich aber feststellen, dass ich um jeden verdammten Punkt kämpfen muss. Als Zeit abgelaufen war wusste ich, dass es eng werden wird. Verdammt eng. Also habe ich mich schon leise von meinen Kommilitonen verabschiedet mit den Worten:" besucht mich auf den Weinbergen. Und eines Tages in meinem eigenen Weingut". In der Zeit zwischen Klausur und Notenbekanntgabe (4 Wochen) habe ich mich wieder mit Plan B beschäftigt Winzer zu werden und ich muss sagen, dass ich von diesem Beruf so fasziniert bin, dass ich richtig dafür brenne. Wenn ich schon daran denke überkommt mich ein Gefühl voller Glück, dass es mir manchmal schwer fällt die Tränen zurückzuhalten. Denn das ist genau das was ich will. Draußen in den Weinbergen zu stehen, bei Wind und Wetter, Sturm und Minusgraden. Ein eigenes Produkt mit der Motivation herzustellen immer einen noch besseren Wein als bei der letzten Anbauperiode zu kreieren. Mit der Motivation besser zu sein als die Winzer in der Umgebung. Ein Beruf eben in dem ich mich voll entfalten und vor allem sehr viel reisen kann, egal ob Neuseeland, Australien, Frankreich oder Kalifornien. Und mein größtes Ziel: mein eigenes Weingut zu gründen. Ich habe mich intensiv mit der Thematik beschäftigt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich im Falle einer Exmatrikulation eine Winzerausbildung in Kombination mit einem dualen Studium Weinbau und Oenologie gemacht hätte. Eigentlich wollte ich diesen Weg schon unabhängig vom Ergebnis in Mathe gehen. Als dann die Noten bekannt gegeben wurden und ich bei einer Durchfallquote von 83% mit einer 4,0 bestanden hatte, nahm ich das erst einmal mit gemischten Gefühlen auf. Klar fühlt es sich geil an zu den 17% zu gehören die bestanden haben, aber irgendwie war ich mir doch schon sicher den Beruf eines Winzers zu lernen.... Und jetzt beginnt wieder die Grübelei, die mich so wahnsinnig unglücklich macht. Soll ich das Studium zu Ende bringen, auch wenn ich weiß, dass ich später definitiv mein Glück in der Weinbranche finden werde? Soll ich dann bis zum Bachelor Praktika im Bereich Weinbau machen, auch wenn es nichts mit meinem Studium zu tun hat? Kann ich überhaupt Praktika beim Winzer machen als WI-ler? Oder soll ich vielleicht Praktika bei Unternehmen machen wie zum Beispiel bei John Deere, die Traktoren herstellen? Oder Praktika bei Unternehmen die elektrische Rebscheren herstellen? Oder betriebswirtschaftliche Praktika bei Winzergenossenschaften? Oder nach meinem Bachelor einen Master in Verfahrenstechnik dran hängen, weil die Gärung des Weines schließlich auch ein Bereich der Verfahrenstechnik ist? Und dann zwischen Master und Bachelor 1-3 Jahre ins Ausland gehen und dort auf einem Weingut arbeiten um Praxiserfahrungen zu sammeln? Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass ich als Wirtschaftsingenieur keinen Master in der Verfahrenstechnik dran hängen kann. Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege. Oder soll ich mich doch lieber gleich für ein duales Studium bewerben und bis zu Ausbildungsbeginn reisen und als Praktikant auf einem Weingut arbeiten? Was mich an dem dualen Studium besonders reizt sind die vorgeschriebenen Auslandsaufenthalte auf einem Weingut auf der nördlichen und südlichen Hemisphäre. Dann stellt sich natürlich auch noch die Frage wie ich mich später in dem Bereich selbstständig machen kann. Kann man Weinberge einfach so pachten? Bestehendes Weingut kaufen oder ein eigenes Gründen? Bekomme ich dafür überhaupt einen Kredit von der Bank? Falls nein, kann ich die ganze Sache ja gleich abhaken. Boah, was ein Gedankenchaos. Fragen über Fragen und ich habe keine Ahnung was ich machen soll. Bitte helft mir Ich bin übrigens 25 und meine Noten im Studium sind nicht gerade berauschend. Falls ich mein Studium zu Ende bringe bin ich 28 Jahre alt und habe insgesamt inklusive Schwerpunktwechsel 12 Semester studiert. Da ich aber ein Auslandssemester/Auslandspraktikum mit einplanen will, sind es wohl eher 13 Semester. Ich mache mir seit dem Schwerpunktwechsel ständig Gedanken, dass mich auf Grund meiner langen Studienzeit eh keiner mehr nimmt und mag schon aus dem Grund abbrechen. Heutzutage muss ja alles in Regelstudienzeit abgeschlossen werden inkl. Praktika und Auslandssemester. Ein weiterer Grund warum ich häufig ans Abbrechen denke ist, dass ich später auf keinen Fall in einer Großstadt wohnen will, sondern lieber in einer schönen Weingegend Viele Grüße