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  1. Hi zusammen, meine Frage betrifft das Online Game wenn man es so nennen möchte. Ich gerate sehr oft in die immer gleiche Situation. Ich lerne eine Frau online kennen und es kommt sehr früh, teils beim ersten Gespräch, zu entsprechend "intimen" Situationen. Also Richtung Cybersex oder telefonsex, manchmal bekomm ich auch ein Nacktbild. Oft meint die Frau dann (die mich ja gar nicht kennt), das es toll wäre wenn ich jetzt bei ihr wäre. Sie gern Sex hätte usw usw. Selbst wenn ich das thema von Sex weglenke, kommt sie immer wieder darauf zurück. Wegen online game und großer Entfernung lässt sich so schnell ein Date aber nicht realisieren. in den folgenden Tagen passiert folgendes: - Ihr interesse wird geringer - Smiles werden weniger - Das Thema Sex wird weniger - Antworten werden kürzer... Auf eine Andeutung zu einem Date versuche ich konkret zu werden und schlage das Wochenende vor, wenn sie mir ihre Adresse gibt. Dann wird der Kontakt sehr dürftig. Ich muss sagen, ich habe schon beim ersten Gespräch kaum was dazu beigetragen, dass sie attracted wäre, ich wüsste zumindest nicht was. Es fällt mir generell sehr schwer damit umzugehen. An einem Tag bin ich der begehrte (virtuelle) Stecher, und am nächsten uninteressant. Erklärungen hab ich die folgenden: a) Irgendwas Borderlineähnliches bei ihr. Ich wirke auf Frauen mit bescheidener Psyche wie ein Magnet. Es ist grauenhaft. Jede Frau mit der ich ein längeres Gespräch führe hat irgendeinen psychischen Knacks. Und das würde dieses extrem wechselhafte Verhalten erklären. Und obwohl ich das bereits zahlreich erlebt habe gelingt es mir nicht eine gewisse emotionale distanz oder Robustheit dagegen zu entwickeln. Es reißt mich jedesmal mit. b) Sie hat in den Tagen jemand anders kennengelernt, der intressanter ist c) Irgendwas hormonelles, sie war halt an dem Tag extrem rattig und wollte einfach Sex oder wenigstens ne geile Fantasie. Danach is der trieb abgeflacht und damit auch das Interesse. d) Sie mag nur die Fantasie, hat im Grunde aber Bindungsangst bzw bekommt kalte Füße wenn Sie merkt, dass ich das mit dem Date ernst meine. Wobei das ähnlich zum Punkt Borderline ist. Gelegentlich kommt auch mal nen Date auf die Art zustande. So eins pro Jahr. Manchmal mit Sex, manchmal ohne. Aber was mich wirklich ankotzt: Erst katapultiert sowas mein Ego nach oben und anschließend reißt es gleich wieder runter. In derselben Woche. Ich werde durch sowas total instabil und es dauert lange bis ich mich davon erholt hab. Kennt ihr sowas? Kann man das trainieren? Ich hab selbst jahrelange Psychotherapie hinter mir ohne das sich in diesem Punkt auch nur das geringste geändert hätte. Es ist wahrscheinlich ähnlich wie Suchtverhalten bei Drogen. Erst kommt das high, dass mich eine so mit Sex und allem bezirzt, und dann der Absturz. Und obwohl ich das x-mal kenne gelingt es mir nicht dagegen zu wirken.
  2. Guten Abend allerseits. Eingangs möchte ich direkt ein großes Danke aussprechen. Fürs aufmerksame Lesen meiner Zeilen. Und das Mitdenken und -fühlen, das eventuell erfolgen wird. Ich nutzte den langen Lockdown für meine weitere Persönlichkeitsentwicklung. Dabei kam ich insbesondere durch Gespräche mit Freunden und eine therapeutische Gesprächsgruppe gut voran. An den Sechs Säulen des Selbstwertgefühls bin derzeit dran, Lektüre von Stefanie Stahl hab ich verschlungen, ebenso ein Buch über Angst und Panikstörungen von Roger Baker... Soweit so gut. Heute nahm ich mir die Zeit, um meine ersten Threads im Forum (und eure Antworten) nochmal zu lesen. Dabei stellte ich fest, dass sich in diesen sechs Monaten Dinge zum Guten wandelten. Und dass ich nun in einigen Bereichen genauer um meine (unbewussten) Muster und Beweggründe weiß. Ein Muster ist mir aber nach wie vor recht schwer zugänglich und damit auch nur schwer auflösbar: Meine Selbstschutz Strategie des Nice Guys. Davon möchte ich euch anhand mehrerer Beispiele schildern. Teil I Im letzten Jahr datete ich ein süßes Ösi Girl (23). Sie kaufte mir über Kleinanzeigen etwas ab, ich besorgte mir ihre Handynummer, wir verbrachten drei Nachmittage miteinander, dann fragte sie mich - in Textform - was das denn für mich sei. Sie hatte das Gefühl, dass wir uns daten würden. Ich verneinte. Nein, nein, ganz entspannt. Keine Ahnung, was ich will. (Und blubberte anderen Scheiß daher...) Damit hatte ich diese Sache relativ zuverlässig zu Grabe getragen. (Die Kleine war bis dahin praktisch on fire, sonst hätte sie mir nicht ihre Zeit geschenkt.) Dann, auch letztes Jahr: Ich knutschte mit einem Mädel (27) das ich während eines Klinikaufenthaltes kennenlernte. Der Aufenthalt war psychotherapeutisch orientiert, wir beide wegen Depression dort. Unsere Verbindung war ziemlich tief, und verständnisvoll. Unsere Gespräche freundschaftlich. Nach dem Geknutsche folgten Tage am See mit mehr Knutscherei, gemeinsames Sternegucken, Kuscheln, Streicheln und nächtliches Rumgeknutsche. Meine Hand wanderte mal unter ihr Shirt... Ihr ginge das zu schnell. Ich: Direkt im Fehlersuche Modus, was alles gegen sie spricht. Ich suchte, und fand. Und teilte ihr mit: Du, ich fände es besser, wenn wir einfach so befreundet bleiben würden. Sie stimmte dem zu. 3 Monate später hatte sie einen Freund. Wir sind auch am heutigen Tag befreundet, ich kann ihr Auto benutzen, wir sehen uns einmal im Monat. Weiterhin: Meine ehemalige Mitbewohnerin (24) lag mir förmlich zu Füßen. Mehr Attraction konnte ich im Grunde durch mein bloßes Sein (und authentisches Storytelling) gar nicht mehr generieren. Ich war einfach ich, wie auch schon bei den obigen Mädels. Bei ihr war jedoch immer der Gedanke: Mensch Bernd, kannst doch nicht deine Mitbewohnerin scherbeln. Das gibt tausend Prozent Drama. (Ich lebte mit fünf jungen Frauen zusammen.) Das tat ich dann auch nicht. Im Sommer letzten Jahres holte ich sie mal abends zum Spaziergang ab. Wir saßen am Fluss, die Glühwürmchen summten um uns herum und eigentlich war das ein ziemlich romantischer Moment. Sie erzählte mir was von einem Typen und ich spielte brav Freundin, gab Tipps und Ratschläge. Wie ich das eben immer mache. Behilflich sein, Interesse zeigen... Aber eben auch: Meine Männlichkeit wegsperren, mich verbiegen, wider meiner Natur. Schnell waren dann aber auch da wieder Gedanken wie: "Ach, eigentlich finde ich sie gar nicht sooo heiß" und "Zuhause einen wichsen, dann ist´s auch okay" Eine Andere (26) lernte ich vor zwei Jahren auf einem Festival kennen. Wir tauschten Nummern, sie lebt in der selben Stadt wie ich. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, freundschaftlich. Auf einer Party sagte sie zu mir Ich frage mich, wie es wohl wäre, dich zu küssen. Ich erwiderte, dass ich eigentlich ziemlich müde bin und gar nicht in Kusslaune. (Mir ging es psychisch tatsächlich nicht gut.) Küsste sie aber doch. Verhielt mich also inkongruent. Danach entschloss ich für mich, dass sie mir zu hektisch, zu trubelig sei, und eben ganz allgemein auch nicht mein Typ... Kurze Zeit später hatte sie einen 7 Jahre jüngeren Freund. Letztes Beispiel: Auch vor zwei Jahren sprach ich eine Kommilitonin (27) in einem Seminar an. Wir saßen zusammen im übervollen Raum, schworen uns gegenseitig, dass wir den Platz nicht räumen, ehe wir an der Veranstaltung offiziell teilnehmen dürfen. Ich ging am Abend mit Freunden zu einem Konzert im Viertel, und lud sie ein. Später stieß sie hinzu, ich brachte sie nachts nach Hause. Wir standen eine Stunde vor ihrer Tür, ihre Augen flimmerten regelrecht, ganz so wie die einer Katze. Groß und voller Erwartung. Sie erzählte mir aber auch, dass sie aktuell in Trennung von ihrem Ex sei und gerade jemand neues kennengelernt hätte. Ich entschied in Windeseile und in diesem Moment, dass ich auf Ménage-à-trois keine Lust habe. Über die Zeit freundeten wir uns an und sie gestand mir, dass ich sie den Abend sowas von hätte haben können. Auch heute bin ich mit ihr befreundet und genoss die gesamte Zeit unserer Freundschaft, dass ich sie dadurch irgendwie "besaß" und nicht verlieren konnte. Ich könnte diese Liste tatsächlich noch um einige Einträge fortführen. Es hat nichts mit Prahlerei zu tun, wenn ich sage, dass ich in meinem Leben einige Muschis gesehen habe, Zeit und unvergessliche Momente mit wirklich attraktiven Frauen verbrachte. Jedoch habe ich eben auch nicht wenige (attraktive) links liegen gelassen (wie oben auch schon beschrieben). Wobei ich nun glaube, dass bei mir eine Selbstschutz Strategie am werkeln war und auch ist. Vielleicht mag nun jemand denken "Luxusproblem". Aber mich belastet es eben schon. Für vieles in meinem Leben die Stellschrauben entdeckt zu haben, in diesem Thema jedoch (noch) nicht. Dafür nun noch etwas Historie. Ich vermute, dass hier ein Zusammenhang zu finden ist. Teil II Ich befand mich für drei Jahre (2017 - 2020) in einer Affäre mit einer Freundin. Heiße Frau, klug, liebevoll... Wir hatten uns über Instagram kennengelernt und warm geschrieben. Nach vier Monaten des Textens, unser erstes Date und ein riesiger Haken: Sie hat einen Freund. Mir war das damals egal, da ich gerade frisch aus einer 2 1/2 Jahre Beziehung kam. Mein Credo: Ihr Freund, ihr Leben. Ich genoss und fuhr mehrgleisig. Sie versuchte mich zum Warmwechseln zu animieren. Ohne Erfolg. Es blieb ein ewiges Hin und Her bei uns. Ich hatte neben ihr gute Alternativen am Start. Sie versuchte mich zu binden, ohne Erfolg. So ging das eine ganze Weile. Irgendwann kamen Gefühle auch bei mir ins Spiel und es wurde hässlich. So bekräftigte ich, dass ich nur weitermachen könne, wenn sie wirklich single wäre. Sie gab mir Lippenbekenntnisse und es änderte sich nichts. Er will sich umbringen wenn ich gehe, seine Oma ist gerade gestorben, er hat seine Arbeitsstelle verloren usw. Tausend Gründe, warum sie ihn nicht abschießen konnte. Zu diesem Zeitpunkt rieten mir Freunde und Familie längst, dass ich dieses sinkende Schiff verlassen sollte. Mehr Rote Flaggen gingen schon fast gar nicht mehr. (Jetzt mal auch vollkommen ausgeklammert, dass ich sie immer fleißig ohne Schützenhilfe geballert habe.) Anderen Frauen konnte ich mich nur noch rein physisch annähern, denn emotional war ich total broke bzw. abhängig von ihrer Gunst. (Werden wir uns dieses Wochenende wiedersehen, oder kommt wieder etwas dazwischen?) Rückblickend denke ich: DAS WAR HÖLLE, DAS WAR ONETIS - Was 1 Abfuck! Jedenfalls: Mir wurde damals so oft von ihr gesagt oder von ihren Freundinnen zugetragen, dass ich ihr ja überhaupt nicht gut tue. So viel Drama, so viel Achterbahn. Ich erfuhr im Grunde (neben geilen Ficks und schönen beziehungsähnlichen Momenten) ein dauerhaftes Wechselbad der Gefühle. Heiß, kalt, heiß, kalt, heiß, kalt... (2 Stunden Distanz zwischen uns, ewig lange Telefonate, viele Getexte, alle drei Wochen für zwei Tage sehen, Heimlichkeit und andere Schwierigkeiten) Das Verhältnis habe ich dann in Summe ganze vier (!) mal zu ihr beendet, ehe es dann wirklich beendet war. Ohne Rückfälle, ohne "Ach, einmal noch in die Kiste geht schon". Mein bestimmendes Mindset war nach dieser strapaziösen Zeit: Von Frauen habe ich genug. Ich bin geheilt. Dazu: Ich finde Emanzipation und Frauenrechte sehr wichtig. Nach der Zeit mit ihr habe ich mich jedoch regelrecht auf die Frauenseite in Themen und Diskussionen geschlagen. (So als wollte ich in Stellvertreterposition meine alten "Schandtaten" irgendwie ausgleichen. Diese wurden mir ja immer wieder von ihr und Freundinnen präsentiert. Dass ich mich verletzend verhalte, dass ich doch mal zu ihr stehen müsste, mit mehr Verständnis und und und... Ich war doch ein Mensch, der geliebt und akzeptiert werden möchte.) Ich war damals SO OFT SO WÜTEND, auf diese abgefuckte Situation. Heute weiß ich, dass meine Angst vor Ablehnung und Einsamkeit bzw. dem Verlassenwerden für viele Dinge in meinem Leben Triebfeder war. Bei dieser Frau habe ich über drei Jahre erfahren, dass mir mein Mannsein Leid und Negativgefühle bescheren kann, die mich unendlich schmerzen. Denn eigentlich will ich doch geliebt, nicht abgelehnt werden. Ich konnte mir das Abgrenzen und für-mich-einstehen aber nicht zugestehen. Denn das hätte Liebesentzug bedeutet. So nahm ich Zuckerbrot und Peitsche in Kauf. Teil III 2021 weiß ich nun um meine ungeheure Selbstwertproblematik, die ich über 30 Jahre mit mir herumschlepp(t)e. Viele (Lebens-)Geschichten kann ich mit meinem neu erworbenen Wissen nun nochmal ganz neu lesen. Und das ist spannend. Wie aber finde ich wieder die Eier, die ich mal hatte, einer Frau zu kommunizieren, was mein Anliegen mit ihr ist. Klar zu machen, dass auch ich ein sexuelles Wesen bin. Und dass das absolut okay und gesund ist und dass mich kein Verstoßen und keine Ablehnung erwartet? Und vor allem auch: Wie bekomme ich meinen Bock aufs Daten wieder? Unbefangen und leicht sein? Vielleicht ist das ja schon eine Antwort, aber... Ich muss es wohl einfach wieder probieren, was? Rauf auf die Piste, Erfahrungen sammeln, Fehler machen, Körbe riskieren... Oder?
  3. Kind, du solltest mal deine Ansprüche runterschrauben! Wer kennt diesen Satz nicht. Meist fällt er auf alljährlichen Geburtstagsfeiern oder im Rahmen anderer Feiertage in denen die Familie zusammenkommt. Am Tisch sitzen sie dann alle und beliebäugeln die letzte entstandene Partnerschaft der jüngeren Generation. Dein Bruder, deine Schwester, dein Cousin, ja sogar deine Mutter oder dein Vater sitzen am Tisch mit dem neuen Lebenspartner und alle freuen sich für die Person. Wollen wissen wie sie sich kennengelernt haben, wie ihre Pläne für die Zukunft sind. Wollen das neuerworbene Glück des Pärchens aufsaugen. Und dann sitzt da noch das Sorgenkind. Du. Zwischen 22 und 35 Jahre alt. Fest im Leben stehend. Ausgebildet, ausstudiert, zufrieden. Alleine. Ohne Begleitung. Wie auch schon die letzten Jahre. Nachdem sich alle Beteiligten an des neuen Glückes der anderen erfreut haben wird es ernst. Oma, Mutter, Schwester oder Tante fragen: „Kind, was ist denn bei dir? Gibt es da niemanden? Du willst doch nicht dein Leben lang alleine bleiben? Schau mal wie glücklich die beiden hier sind! Vielleicht solltest du mal deine Ansprüche runterschrauben?“ Du wusstest dass die Frage auf den Tisch kommt. Sie nervt dich. Nicht weil du verzweifelt auf der Suche nach einem Partner bist, sondern bisher einfach niemand in dein Leben trat der dir dieses „Glück“ ermöglichte. Dementsprechend reagierst du kühl und gelassen auf die bohrenden Fragen. „Oma, es gibt da einfach zu viele Frauen die ich toll finde. Ich möchte mich noch nicht festlegen“ oder aber mein Favorit auf die Frage „Und, hast keine Freundin?“ – „Doch Oma. Aktuell sogar drei.“ Schockierte Gesichter. Thema erledigt für den Abend. Ziel erreicht. Success! Wenn dir diese Situation bekannt vorkommt hab ich schlechte Nachrichten für dich. An deinem Beziehungsstatus wird sich auch in nächster Zeit wahrscheinlich wenig ändern. Du denkst dass das nicht schlimm ist? Korrekt. Ist es auch nicht. Du genießt deine Zeit, lernst unzählige Frauen & Männer kennen und schätzt jede/n Einzelne/n für ihre/seine Besonderheiten. Daran ist rein gar nichts verkehrt. Allerdings sprechen die Zeichen dafür, dass du ein ganz anderes Problem mit dir rumträgst. Was hat dich davon abgehalten mit einer/m dieser Frauen / Männer den entscheidenden Schritt weiterzugehen? Haben sie alle deine Ansprüche nicht erfüllt? Die eine zu blond, die andere zu braun? Eine zu laut und fordernd, die andere zu schüchtern und zurückhaltend? Es gab bei mir immer irgendeine Eigenschaft am Gegenüber, die dazu führte dass ich mir gar nicht erst etwas festes mit eben dieser Person vorstellen konnte. Oder wollte. Mit meinen 27 Jahren hatte ich bisher zwei ernstzunehmende Beziehungen. Eine mit 21 und eine mit 25. Beide hielten nur neun Monate. Beide wurden durch mich beendet. Beide entstanden auf der Basis von Sex. Beide wurden schon nach nur wenigen Wochen „offiziell“. Beide habe ich nie meinen Eltern oder sogar Freunden vorgestellt. Bei beiden Trennungen ging es mir verhältnismäßig gut. Ich hatte allerdings auch noch zwei anderer „Beziehungen“. Beziehungen in Anführungszeichen, da wir unser Verhältnis so nie definiert haben. Ich nannte es „exklusive Liaison“. Auch diese Verhältnisse gingen ca. 9 Monate. Nur, dass ich derjenige war der verlassen wurde. Bei beiden Trennungen ging es mir miserabel. Die letzte ist bei weitem noch nicht verdaut. Rückblickend betrachtet erkenne ich aber ein sich wiederholendes Muster. Feste, offizielle Beziehung vom Typ A geht in die Brüche. Also gehe ich die nächste Sache sehr viel langsamer an. Keine Verbindlichkeiten, keine Versprechungen. „Mal sehen was kommt.“ Und jetzt der interessante Part. Die „offiziellen“ Beziehungen waren mit Frauen, die meinen Ansprüchen vom ersten Moment an genügten. Bildhübsch, intelligent, erfolgreich, extrovertiert. „Das macht Sinn!“ denkt sich der Kopf da bereits nach kurzer Zeit. Leider aber sind all diese oberflächlichen Sachen nichts in das man sich verlieben kann. Ich bin mir zu 100% sicher, dass beide Beziehungen auch nicht dann etwas Langfristiges zu Tage gebracht hätten, wenn ich die Sache ebenfalls langsamer angegangen wäre. Es wuchs einfach keine Liebe. Die „exklusiven Liaisons“ hingegen entstanden ganz anders. Man lernte sich kennen, die erste in einer Bar, die zweite über Tinder, war sich ganz sympathisch und ich war der Sache gegenüber einfach offener. Hätte ich beide Damen zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt kennengelernt, hätte ich sie wahrscheinlich niemals angesprochen. Die oberflächlichen Sachen, in beiden Fällen die Optik, hätten mir nicht genügt. Was hat mich dazu bewegt diese „Anforderungen“ fallen zu lassen oder lockerer zu sehen? Keine Ahnung. Ich bin vom Typ her immer ein Mensch gewesen der alles sofort haben musste. Immer schneller, immer höher, immer weiter. Vor gut 2 Jahren habe ich aber erkannt, dass diese Einstellung zu allem anderen außer Glück führt. Die Erkenntnis wurde zu einem großen Teil auch dadurch getriggert, dass ich gesehen habe wie sich Menschen mit der gleichen Einstellung in meinem Freundeskreis entwickelten. Katastrophe. 9:00 Uhr bis 02:00 Uhr im Büro. Keine Freizeit. Keine Freunde. All das viele Geld für Koks und Partys um sich zu einem Ausgleich zu zwingen und weitermachen zu können. Danke nein. Das war dann irgendwie doch nicht meine Vorstellung vom Leben. Also ließ ich von diesen Gedanken ab. Entspann dich. Mach dir weniger Sorgen. Den anderen geht es scheisse. Du willst nicht so enden wie sie. Diese Einstellung wirkte sich auch auf mein Dating-Verhalten aus. Ich war einfach entspannter. Habe viele Sachen nicht mehr so eng gesehen. Kein Mensch ist perfekt. Ich auch nicht. Dass meine letzte Liaison ein tragisches Ende nahm ist scheisse. Aber es war nötig, damit ich mich mit Fragen beschäftige, welche ich mich über Jahre hinweg nicht getraut habe zu stellen. Unter anderem, warum ich in der meisten Zeit unmöglich zu erfüllende Ansprüche gegenüber Frauen stellte. Die Antwort: Um mich selbst zu schützen. Um gar nicht erst die Möglichkeit in Betracht zu ziehen mich auf eine Person einlassen zu müssen, da sie ja meinen Ansprüchen nicht genügt. Ansprüche zu haben ist gut und notwendig. Genauso wie Träume. Aber wenn du in den letzten Jahren nicht in der Lage warst eine Person zu finden die dich berührt, dann liegt das mit hoher Wahrscheinlichkeit daran, dass du es einfach nicht zugelassen hast. Du hast Frauen/Männer ausgewählt, die von vorneherein gar nicht in der Lage dazu sind einen solchen Stellenwert in deinem Leben einzunehmen. Quasi ein unterbewusstes, selbstschützendes Screening. Welches Level von Ansprüchen ist also noch gesund? In meinen Träumen heirate ich immernoch eine halb-italienisch, halb-spanische TV-Moderatorin. Die Hochzeit findet am Comer See statt. Kleiner Freundes- und Familienkreis. Weiße Möbel. Sonne. Traumhaft. Wir leben das halbe Jahr über in der Toskana. Die andere Jahreshälfte leben wir in Ovideo. Ich male Bilder oder mache Musik und bin den ganzen Tag über leicht angetrunken. „Keine Termine und leicht einen sitzen.“ Kennengelernt haben wir uns zufällig in einem Supermarkt um die Ecke, als wir beide gleichzeitig zur gleichen Cornflakes-Packung griffen. Das Problem an dieser Disney-Vorstellung: Ich esse keine Cornflakes. Ich kann weder Malen noch Singen. Noch möchte ich den ganzen Tag über angetrunken mein Dasein verbringen. Es ist schön und lustig davon zu träumen. Aber es ist nicht die Realität. Gleich verhält es sich mit Ansprüchen. Ansprüche sollten nichts anderes darstellen als Mindestanforderungen. Beziehungsweise: Sollte die Frau oder der Mann Dinge eurer „No-Go“-Liste aufzeigen, dann next. Ansonsten solltest du der Person die Chance geben, zumindest auf 1-2 Dates herauszufinden ob da „mehr“ geht. Und mit „mehr“ meine ich nicht die Fickerei. Die passiert im besten Falle schon beim ersten Date und war für beide keine Katastrophe. Der erste Sex ist immer schlecht oder zumindest nicht mit dem Sex zu vergleichen, den man mit Personen hat, die man über einen längeren Zeitraum trifft und bei der bereits eine große Vertrauens- und Intimitätsbasis herrscht. Bei mir stellen sich diese No-Go’s wie folgt dar: - Katzenbesitzer - Fehlender höherer Bildungsabschluss - Finanziell nicht unabhängig - Hat bereits Kinder - Persönlichkeitsstörung jeglicher Art, wie z.B. nicht alleine sein können, Aufmerksamkeits- und Selbstdarstellungsgeilheit via Social Media etc. Klingt erstmal gar nicht so anspruchsvoll, oder? Zumindest trifft die Beschreibung auf eine ziemlich große Menge an Frauen & Männer zu. Und das ist der Punkt. Jeder dieser in Frage kommenden Frauen & Männer hat potenziell die Möglichkeit dich zu verzaubern. Du musst es nur zulassen. Die Thematik wurde in den letzten Jahren auch immer stärker in der Literatur aber auch Wissenschaft angegangen. Jeder kennt Bücher mit den klangvollen Titeln wie „Liebe dich selbst und es ist egal wen du heiratest“ u.a. Die im Januar 2015 veröffentlichten 36 Fragen des Psychologen Arthur Aron führen mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu, dass man sich ineinander verliebt wenn man eben diese seinem Gegenüber stellt. Das Ergebnis der Studie war glasklar: Es ist ziemlich unwichtig, ob zwei Menschen miteinander übereinstimmen – das gilt sogar für wesentliche Überzeugungen. Es ist auch irrelevant, ob sie voneinander erwarten, dass der jeweils andere sie mag. Was Menschen einander nahebringt, ist, dass sie ihre Herzen öffnen – oder im Jargon der Wissenschaft zu sprechen: Ein wichtiges Muster, das mit der Entwicklung einer starken Beziehung zwischen Ebenbürtigen zusammenhängt, ist die anhaltende, eskalierende, gegenseitige, personalistische Selbstoffenbarung. - http://www.welt.de/vermischtes/article136920662/Mit-36-Fragen-koennen-Sie-sich-verlieben.html Würde ich von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen, dann wäre als nächstes wieder eine überstürzte Beziehung an der Reihe. Das wird jedoch nicht passieren. Meine Verhaltensweise beim Prozess des Kennenlernens wird sich in Zukunft nicht großartig ändern. Ich werde mir weiter die Zeit nehmen, die Frau über mehrere Monate kennenzulernen, ohne bereits nach ein paar Wochen auf Grund von Äußerlichkeiten zu entscheiden dass es Sinn macht. Aber ich werde mir auch regelmäßig die Frage stellen, ob da nicht mehr ist als ich mir eingestehen möchte. Ich werde früher mitteilen, wie ich denke und fühle, um mir nicht nach Monaten vorwerfen zu müssen, dass es evtl. doch geklappt hätte, wenn ich nicht so unnahbar und verschlossen gewesen wäre. Take care Viper