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Werte Verführungskünstler, mir kam letztens ein Gedanke zu dem Verfahren, mit dem manche Männer sich ihre Frauen für eine Langzeitbeziehung auswählen. Dieser Gedanke bietet mir einigen Erklärungswert, daher stelle ich ihn hier zur Debatte und würde mich über Bemerkungen freuen. In dem spezifischen Verfahren, das ich beschreiben werde, erkenne ich einen Defekt, eine potentiell langfristig fatale Auswirkung. Meine Frage ist, ob dieser Effekt schon beobachtet worden ist und vielleicht sogar einen Namen hat. Falls ja, bitte ich um einen Hinweis auf die entsprechenden Ressourcen, die ihn behandeln. Mit der Forumssuche habe ich nichts gefunden, weiß aber auch nicht wirklich, wonach ich suchen soll. Persönlich kenne ich Männer, die permanent die Verführerrolle des Rockstararschlochs angenommen haben. Damit haben sie Erfolg, kriegen eine nach der anderen rum, bis sich dutzende Mädels angesammelt haben. Natürlich hat dies einen Reiz, es ist eine wiederkehrende Selbstbestätigung, hat die Faszination des Neuen – Ihr wisst, wovon ich spreche. Beileibe sind nicht alle ihrer Frauen heiße Schnitten, jeder dieser Männer erzählte mir schon von Situationen, in denen galt: Lieber widerlich als wieder nicht. Aber das ist nicht so wichtig, es ist auch mal ein matschiger Apfel dabei, aber letztlich scheint sich das ganze Spiel zu lohnen. Der Typ Mann, den ich hier beschreibe, geht mit seinen Frauen nicht zimperlich um: Entweder sie spielen mit oder er lässt sie fallen. Auch wenn er mal eine Beziehung eingeht, auch wenn die Absprache eigentlich anders lautet, vergnügt er sich mit anderen Frauen, was letztlich stets zu einem Beziehungszusammenbruch führt. Er sieht sich nicht imstande, die Gelegenheit zu einem Flirt, wildem Rumgeknutsche oder Sex an sich vorbeiziehen zu lassen. Die Frau weint drei Tage und verflucht alle Männer, der Mann hingegen gibt sich betont entspannt und sucht sich die nächste Höhle, in die er vorstößt. Nun ist ja ein wichtiger Aspekt der Verführungskunst die Entwicklungspsychologie der Frau: Wann hat sie welche Bedürfnisse? Wann sehnt sie sich eher nach dem wilden Alpha, wann nach dem berechenbaren Beta? Es bleibt zwar viel Raum für Individualität, aber gewissen entwicklungspsychologischen Regelmäßigkeiten unterliegen wir alle. Dieses gilt nun eben auch für Männer – und gerade dieser Mann, den ich beschrieben habe, entwickelt sich nicht selten ab einem bestimmten Alter da hin, dass er sich etwas Festes, Beständiges wünscht. Vielleicht spürt er eine tief in ihn reichende Einsamkeit, nachdem er die x-te Olle abgeschleppt hat und danach alleine in seine stille Wohnung eintritt. Er wird weicher, verliert seine harte Rockstararschloch-Kante. Seine Empfänglichkeit für ein Mädel, das bei ihm bleibt, steigt und er lässt sich eher auf Kompromisse ein. Das zentrale Problem ist allerdings, dass er nie gelernt hat, wahrhaftig und wohlwollend mit einer Frau umzugehen (was, wie ich ausdrücklich betone, nicht gleichzusetzen ist mit AFC-artigem Betagehabe), außerdem ist das Rockstararschloch nicht völlig aus ihm raus und es kommt durchaus immer noch zu dem einen oder anderen Ausrutscher. Welche Frau bleibt nun also bei ihm trotz des ruppigen, unbeholfenen Umgangs und der Ausrutscher? Richtig, die Frau mit einem niedrigen Selbstwertgefühl, die sich an ihn klammert, weil sie seine Rockstararschloch-Attitüde irgendwie sexy findet und glaubt, dass sie keinen besseren Typen abbekommt. Haltet Ihr diesen Gedanken für plausibel? Mein Gefühl ist, dass ein Mann, der letztlich immer auf seine Rockstararschloch-Verhaltensweise zurückfällt, eine grundsolide, zuverlässige Frau nicht bekommt, dass sie zwar vielleicht mit ihm in die Kiste steigt, aber nicht bei ihm bleibt. Sie lernt ihn mit der Zeit besser kennen, seine Schwächen treten immer mehr hervor, der anfängliche Zauber vergeht und spätestens, wenn er ihr fremdgeht oder sie ihn im Club beim Rummachen mit einer anderen erwischt, verlässt sie ihn. Warum sollte eine Frau mit einem intakten Selbstwertgefühl und strebsamen Zukunftsplänen bei einem Kerl bleiben, der in schwierigen Momenten, in denen es drauf ankommt, in die Rockstararschloch-Schiene zurückfällt und aus Unsicherheit fast zwangsmäßig Bestätigung von anderen Frauen braucht? Mir scheint, dass das Rockstararschloch eine wichtige Phase in der Entwicklung des Verführers ist, ich argumentiere keineswegs kategorisch gegen diese Verführerrolle. Gleichzeitig glaube ich aber, dass durch eine zu einseitige Betonung des Rockstararschlochs auf lange Sicht nur die selbstwertgestörten Frauen bei einem bleiben wollen und die wirklich soliden Weibchen früher oder später abdampfen. Das kann niemand wollen. Es interessiert mich echt, was Ihr zu meiner Theorie sagt. Vielleicht klebe ich gedanklich zu sehr an den individuellen Fällen aus meinem Umkreis und übersehe daher allgemeine Prinzipien. Vielleicht gehe ich von Grundannahmen aus, die man schon hinterfragen könnte. Lassen sich die Rockstararschloch-Rolle und die LTR-Bindung grundsolider HBs miteinander in Einklang bringen? Wie lassen sich die attraktiven Rockstararschloch-Elemente beibehalten, während man wohlwollend und gutmütig mit Frauen umgeht? Für Anmerkungen, Einwände und Kritik bin ich dankbar.