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Den Text habe ich nicht speziell für euch verfasst, daher werdet ihr heute mal "gesiezt" :D hat doch was! Denke aber es könnte paar Typen hier interessieren.... Emotional instabile Welt oder Störung ? In den letzten Jahren nimmt die Volkskrankheit der „Emotional instabilen Persönlichkeitsstörung“ immer größere Dimensionen an. Zumindest sagen das die Statistiken. Ich selbst und auch viele andere vermuteten zunächst einen „Diagnosetrend“. Doch komischerweise begegnen mir immer mehr dieser Menschen und das in jedweder Gesellschaftsschicht. Die „Generation Borderline“ scheint also stetigen Zulauf zu erhalten. Sollte am Ende die Statistik einmal Recht behalten? Zumindest bin ich ausnahmsweise mal mit ihr einer Meinung. Je jünger eine Gruppe Menschen, desto mehr Leute dieses Persönlichkeitstypus findet man anscheinend, die allgemeingültigen Diagnosekriterien berücksichtigend, in deren Generation. Die Ursachen der Störung werden, ( so wie die fast aller Krankheiten und Störungen für die man keine wirkliche Erklärung hat) als „multifaktoriell“ bezeichnet. Hier sind die Statistiken wieder weniger hilfreich. Sie zeigen, das so und so viele Betroffene einen Verwandten haben, welcher selbiges Krankheitsbild aufweist. So und so viele Betroffene haben ein traumatisches Erlebnis vor, während oder nach der Adoleszenzphase. So und so viele Betroffene waren Opfer sexuellen Missbrauchs. So und so viele von ihnen haben diese oder jene Komorbiditätsstörung, neben der Borderlinestörung an sich. Zum Beispiel Depressionen 70%, Substanzmissbrauch 30%, Belastungsstörungen 30%, Bulimie, ADHS usw. Hier weiß natürlich auch niemand wirklich was nun zu erst da war. Das Huhn oder das Ei....!? Am Ende jener Statistiken, ist man schließlich bei der selben Erkenntnis wie zuvor angelangt. Nämlich der, das man es einfach nicht weiß. Natürlich ist der begriff „Mulitifaktoriell“ nicht grundsätzlich falsch. Selbst die Entstehung von Regen ist multifaktoriell. Luftfeuchtigkeit, Kodensierung, die richtige Temperatur etc, müssen vorhanden sein damit es regnet. Es ist alles in der Welt durch multifaktorielle Ursachen entstanden. Nur weiß das jeder und es muss wohl kaum gesondert erwähnt werden. Der Blick in das Leben eines Betroffenen via psychoanalytischer Therapie beispielsweise hilft relativ wenig wenn es darum geht nach den Ursachen des Phänomens an sich zu suchen. Im Gegenteil, nimmt man sogar im Einzelfall davon Abstand und behandelt mittlerweile fast ausschließlich Verhaltenstherapeutisch. Dennoch findet man bei den meisten Betroffenen eine Vielzahl der oben genannten „multifaktoriellen Ursachen“. Für viele Fachleute ist genau das der Beweis für deren Richtigkeit. Was ja auch vom Grunde auf nicht wirklich falsch ist. Nehmen wir allerdings einen faktisch nicht Persönlichkeitsgestörten Menschen, so werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf ihn sehr viele dieser Punkte zutreffen. Daher auch die Idee der Modediagnose! „Na wenn das so ist, dann müsste ich ja auch borderline krank sein. Denn in meiner Kindheit und meiner Jugend...“ Stimmt ! Es ist nämlich nicht ungewöhnlich, das es so viele emotional instabile Persönlichkeiten gibt, es ist er verwunderlich das es überhaupt noch die anderen gibt. Und ich behaupte, das zum einen die Zahl von Generation zu Generation weiter zunehmen wird, und zum anderen, das die Ursachen dafür weniger in dem Menschen selbst, sondern viel mehr in der Welt um uns herum zu suchen ist. Ich stelle sogar die These auf, das die Krankheit „Borderline“ oder „Emotional instabile Persönlichkeitsstörung“ keine Krankheit im eigentlichen Sinne ist, sondern Teil unserer Gesellschaftlichen Entwicklung, oder zumindest die logische Folge daraus. Diese These möchte ich gern näher erläutern. Es gibt auf der Seite der psychiatrischen Uniklinik Bonn eine interessante Definition der Störung: Der Begriff emotional instabile Persönlichkeitsstörung, früher Borderline-Syndrom, bezeichnet langfristige Probleme in der Steuerung von Gefühlen und innerer Anspannung: dabei kommt es vor allem zu Auswirkungen - in zwischenmenschlichen Beziehungen, diese können konflikthaft und instabil sein; oder /und - Selbstbeschädigungen, Selbstverletzungen, ausgeprägten Spannungs- und Angstgefühlen, - Empfindungen von innerer Leere und Selbstentwertungen. Da dieses Beschwerdebild oft längerfristig besteht und dabei vor allem um das 20. Lebensjahr erstmals auftritt, spricht man heutzutage von einer Persönlichkeitsstörung. Das erstgenannte Symptom nämlich die Wechselhaften und instabilen Beziehungsmuster sind wohl die Kernsymptomatik. Hierüber besteht (da ist man sich in Fachkreisen einig) kein Zweifel. Daher ja auch die Bezeichnung der Störung. Warum aber ist die Zahl der Bordelinediagnosen in den letzten Jahrzehnten so rapide angestiegen? Ein einfacher Blick auf die Welt um uns herum könnte die Antwort liefern. Wir müssen uns dafür vielleicht nicht bloß fragen, was eine emotional instabile Störung ist, sondern was sie nicht ist. Wie stellen sich zwischenmenschliche Beziehungen denn heute dar? Und wie war es zu der Zeit, als Borderline noch einen Exoten in der psychotherapeutischen Diagnostik darstellte? Nehmen wir doch einfach mal den Kern der Zwischenmenschlichen Beziehung. Den Ursprung an dem wir alle überhaupt erst lernen was eine Beziehung zu anderen bedeutet. Unsere eigene Familie. Wie viele Menschen ihres Alters kennen sie (wir behalten die Generation ihrer Eltern und Grosseltern als Vergleich im Hinterkopf) die seid mehr als zwanzig Jahren konstant mit ein und dem selben Partner zusammenleben? Wie viele ihrer Freunde haben sich vor ihrem fünfundzwanzigsten Lebensjahr bereits fest an ihren derzeitigen Lebenspartner gebunden, oder den Selbigen gar geheiratet? Wenn sie Kinder haben, oder welche kennen, was glauben sie wie viele von denen ( in einer durchschnittlichen Schulklasse) bei ihren eigenen leiblichen Eltern aufgewachsen sind und dort leben. Selbstverständlich impliziert die Frage den Umstand, dass beide Elternteile auch tatsächlich noch zusammen sind. Wir sind uns sicher einig, dass es die absolute Minderheit ist. Damit hat also die absolute Mehrheit ein stabiles emotionales Beziehungsmuster entweder nie kennengelernt, oder zumindest als nicht langfristig erfolgreich erleben müssen. Allein aus diesem Hintergrund betrachtet, ist es quasi „Normal“ geworden instabile Beziehungen zu haben. Die Eltern dieser Kinder werden das eventuell noch nicht so sehen. Sie betrachten ihre gescheiterten Ehen als persönliches Unvermögen. Sie haben nämlich noch die vermittelten Werte der Generation ihrer Eltern im Hinterkopf. Bis das der Tod uns scheidet! So war es ja schließlich gedacht und einstmals auch gemeint. Deren Kinder allerdings haben keine positiven Beispiele erlebt. Sie kennen es nicht anders. Und in ihrer eigenen Gesellschaft, da kennt es auch niemand anders. Beziehungen sind heute normalerweise instabil. Wie läuft denn heute zu Tage das paarungs und Balzverhalten des Menschen so ab? Wie viele ihrer Freunde und Bekannten kennen ihren derzeitigen Partner aus der Nachbarschaft, aus der Schulzeit, oder aus dem engen (stabilen) Freundeskreis? Man ist in unserer Gesellschaft schnelle und flüchtige Kontakte gewohnt. Man geht aus, redet in Bars und Discotheken mit diesem und jenem, flirtet, lernt sich kennen, zieht weiter, vergisst sich, bleibt im Kontakt, landet im Bett oder auch nicht. Man wird über Facebook und Whatsapp von wildfremden Menschen kontaktiert, mal antwortet man, mal nicht. Die Konkurrenz ist groß, das Angebot größer, dieser war ganz nett, jener gefällt mir aber noch besser. Beziehungen werden hinterfragt, kritisch beäugt man das Gegenüber welches sich als nicht ganz so wundervoll gezeigt hat wie anfangs vermutet. Vielleicht ist der junge Mann mit den schönen Augen auf der ansprechenden Facebookseite ja doch der, für den man bestimmt ist. Man scheint ja wesentlich mehr Gemeinsame Interessen zu haben. Eine unglaubliche Zahl an Optionen bietet sich uns jeden Tag. Wo ist da noch die Chance oder gar die Notwendigkeit für Stabilität gegeben? Wie ist es denn um die Stabilität im Freundeskreis bestellt? Sicher haben sie noch einzelne Schulfreunde mit denen sie noch Kontakt pflegen. Aber wie viele, der ihnen einstmals nahestehende Personen sind im laufe der Jahre einfach verschwunden? Ich würde sagen die Meisten. Vielleicht einfach durch die räumliche Distanz. Man bekommt irgendwo ein Jobangebot in München. Man lässt alles zurück, da dort scheinbar bessere berufliche Perspektiven warten. Auch das Berufsleben lebt uns instabile Beziehungen vor. Wie lange ist die durchschnittliche Verweildauer eines Angestellten in einer beliebigen Firma heute, im Vergleich zu 1960 ? Wie wird es in zehn Jahren sein? Eine Vielzahl an ausbildungs, weiterbildungs und überhaupt „Berufen“ lässt uns auch hier keine langfristigen (stabilen) Entscheidungen treffen. Wie viele Jugendliche verzweifeln gar daran, und stehen hilflos und völlig überfordert vor diesem Übermaß an Angebot, so wie sie selbst manchmal im Supermarkt. Sie halten sich ewig damit auf, die Auswahl einer bestimmten Kaffeesorte zu treffen. Und beim nächsten mal probieren sie trotzdem eine andere. Auch dann, wenn ihnen die vorherige hervorragend geschmeckt hat. Es könnte ja noch einen besseren Kaffee geben als all die Sorten, die sie bisher schon gekauft haben. Selbst die Beziehung zu unserem Kaffee ist also instabil geworden. Ein weiteres sehr vielsagendes Hauptsymptom in der Borderlinediagnostik, das ebenso als Kernsymptomatik Daseinsberechtigung genießt, ist die gestörte Ich-Identität, beziehungsweise das gestörte/verzerrte Selbstbild. Eine sehr interessante Beschreibung hierzu habe ich auf einer der zahlreichen Informationsseiten zu dem Thema gefunden: Oftmals wissen Borderliner selbst nicht, wer sie sind. Sie wissen nicht, woher sie stammen, wie sie aussehen, was ihre Stärken und ihre Schwächen sind, was sie können und wissen, was sie leisten können, was sie wollen, welche Erfahrungen sie gemacht haben, was für sie wichtig und richtig ist, was für sie schlecht oder gut ist, worauf sie sich verlassen können oder mit wem sie zusammen sein möchten. Sie wissen nicht, welche Werte sie vertreten sollen, was sie nicht tun dürfen, wie sie sich sexuell orientieren, was sie anregt oder auch beruhigt. Sie kennen sich selber nicht, sie kennen nicht ihr Fühlen, ihr Denken und ihre Empfindungen. Wie viele Rollen spielen sie selbst so im Tagesdurchschnitt? Sie gehen zur Arbeit und spielen den autoritären Chef oder Vorgesetzten. Oder den folgsamen fleißigen Angestellten. In der Zigarettenpause mit der Hübschen Sekretärin aus der Abteilung nebenan mimen sie den Coolen Macho. Bei den anderen Mitarbeitern ihrer eigenen Abteilung den hilfsbereiten Kollegen. Sie kommen nach Hause und spielen den Familienvater vor den Kindern und abends im Bett den feinfühligen, verständnisvollen Ehemann für ihre Frau. Treffen sie ihre Freunde, sind sie Sportsfreund oder gut gelaunter Trinkkumpane. Was glauben sie was passiert, wenn sie in all diesen Lebenssituationen nur dieses einen Tages einfach bloß sie selbst wären? Es gäbe eine mittlere Katastrophe! Denn all diese Rollen werden von ihnen erwartet. Sie sind das ohne Zweifel auch selber schuld. Denn in diese Spirale haben sie sich selbst hereinmanövriert. Und da können sie nicht mehr so ohne weiteres heraus. Zumindest nicht, ohne in jedem dieser Lebensbereiche unweigerlich Schiffbruch zu erleiden. Sie wären nämlich für ihre Kollegen, den Chef, die Frau und die Kinder plötzlich ein völlig anderer Mensch. Und man liebt sie ja dafür wie sie sind. Oder vielmehr für die Jeweilige Rolle die sie spielen. Und das genügt. So ganz und gar schuldig sind sie, wenn das eben gesagte auf sie zutreffen sollte aber nun auch nicht. Denn sie haben es wahrscheinlich so vorgelebt bekommen. Dieses Verhalten, so traurig es auch ist, nennt man „gesellschaftlich akkurat.“ Wie hoch schätzen sie selbst die Chance ein, das wenn sie noch zehn Jahre so weiter machen, sie keinen blassen Schimmer mehr haben könnten, wer sie eigentlich nun wirklich sind? Wie oft können sie aufrichtig, authentisch, also einfach mal sie selbst sein? Wie oft am Tag? Eine Stunde? Vielleicht haben sie ja tatsächlich ein Hobby oder eine Angewohnheit mit der sie ganz für sich alleine sind und somit sein dürfen wie sie sind. Eine Art Rettungsanker. Einige wenige Menschen haben diese Möglichkeit und nutzen sie. Gehören sie dazu? Und wenn ja, was ist eine Stunde am Tag verglichen mit den vielen anderen? Die Zeit in der sie Rollen spielen müssen? Wenn sie der Meinung sind, das hier träfe nicht auf sie zu, herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle. Aber würden sie mir widersprechen, wenn ich so dreist bin zu behaupten, dass es leider auf die meisten anderen Menschen zutrifft? All diese Beispiele sind ihnen wahrscheinlich nicht neu. Trotzdem würde man ihnen, selbst wenn sie sich (und davon gehe ich aus) darin wiederfinden, keine Diagnose einer Borderlinestörung stellen. Wenn sie aber irgendwann an diesem Leben zu leiden beginnen, was nicht unwahrscheinlich ist, dann werden auch sie eventuell diese Diagnose bekommen. Vor allem dann, wenn sie „selbstzerstörerisches Verhalten“ oder „stark wechselnde und extreme emotionale Affekte“ zeigen, zu Gefühlsausbrüchen neigen, ihre Aggressionen im Straßenverkehr herauslassen oder eine „Nähe-Distanz-Problematik“ hinsichtlich ihres aktuellen Lebenspartners entwickeln. Alles Symptome, die meiner Meinung nach in der Welt wie oben beschrieben „normale Reaktionen“ einer wehrhaften und im Grunde genommen „gesunden“ Psyche sein müssten. Es grüsst aus dem quasi Ruhestand... Der Fuchs :)