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Hallo zusammen! Heute möchte ich euch – nachdem ich durch eine gestrige TV-Sendung sozusagen selbst dazu geprimed wurde, den Begriff des Primings (Bahnung) in der Verführung näherbringen. Dabei handelt es sich um einen Begriff aus der Neurobiologie bzw. Sozialpsychologie, der das Phänomen beschreibt, dass ein zuvor gegebener Sinnesreiz nachfolgende Reize und somit Verhalten in gewisse Bahnen lenken kann, ähnlich wie die Weichenstellung im Schienenverkehr einen Zug in eine neue Richtung lenkt. Unser Gehirn wird quasi programmiert, selektiv zu denken und dort sehr effizient zu sein, im Gegenzug aber andere Optionen weniger zu beachten. Dies mag sich für den Moment ein wenig verwirrend anhören, doch laufen uns diese Phänomene ständig über den Weg. Ich werde euch im Folgenden nun einen kompakten Abriss darüber geben und wie ihr es schließlich im Umgang mit anderen Menschen einsetzen könnt. Priming durch Sprache Prinzipiell kann Priming über das gesamte VAKOG-Spektrum erfolgen, also auch auditiv über das gesprochene Wort. Hypnotische Sprachmuster sind oft nichts anderes als (mal mehr, mal weniger) subtiles Priming, über das der Anwender die Denkrichtung des Rezipienten bahnen kann. Beispielsweise wurden Experimente durchgeführt, in denen Studenten Texte bearbeiten mussten – die eine Gruppe erhielt Texte gespickt mit Worten wie „unhöflich“, „barsch“, „schroff“, die andere mit Worten wie „gelassen“, „ruhig“, „höflich“. Bei der erforderlichen persönlichen Abgabe beim Professor schien dieser ins Gespräch mit einem Kollegen vertieft (was so geplant war) – und jene, die den ersten Text bearbeitet hatten, unterbrachen ihn wesentlich schneller um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.Wenn wir also analog dazu im Gespräch beispielsweise sexuelle Andeutungen oder Zweideutigkeiten verwenden, bahnen wir die Gedanken unseres Gegenübers in eben diese Richtung, in Richtung sexueller Aktivität. So erkläre ich mir auch vieles von dem, was unter Speed Seduction oder ähnliches fällt. Priming durch Körperwahrnehmung Ein weiterer, sehr spannender Punkt des angewandten Primings ist die Verbindung von Körperwahrnehmung und Emotionen. So wurde beispielsweise gezeigt, dass physische Wärme das Fehlen ihres emotionalen Äquivalents zu einem gewissen Grad ausgleichen kann – das Verhalten des Klischeebilds der einsamen Frau, die eingewickelt in eine Wolldecke und mit einem dampfenden Teepott in der Hand die Couch hütet, hat somit durchaus lindernde Wirkung auf den emotionalen Schmerz. Eine NLP-Grundannahme besagt, dass Körper und Geist als Teile ein und desselben Systems sich gegenseitig beeinflussen – wenn man mit dem einen etwas macht, hat das Auswirkungen auf das andere. Die Fahrt in einem heißen Auto an einem Sommertag beispielsweise – und das wird mir wohl ein Großteil der Autofahrer bestätigen können - sorgt für hitzköpfige, aggressive Verkehrsteilnehmer. Und auch im Kontext engerer zwischenmenschlicher Beziehungen zeigte sich, dass Menschen, die warme Getränke hielten und tranken, sich warmherziger und großzügiger verhielten als jene, die beispielsweise ein Eis aßen. Man wird quasi leichter warm miteinander. Aber es geht noch weiter: Auch die Qualität der Sitzgelegenheit sorgt für Priming-Effekte, so bedingen harte Stühle eher Dominanz, Härte und Standfestigkeit in Verhandlungen als weiche Polster, die eher nachgiebiges und submissives Verhalten förderten. Anwendung Ausgestattet mit diesem Wissen lässt sich beispielsweise ein Date durchaus vorteilhafter gestalten, beispielsweise indem man zum Kennenlernen besser einen Kaffee trinken geht als ein Eis essen, dafür sorgt, dass sie weich und man selbst stabil sitzt und seine Worte im Flirt so wählt, dass sie implizit ihr Denken in eine gewünschte Richtung lenken. Dies lässt sich durchaus auch auf die entsprechende Flirtphase matchen, beispielsweise in der Attractionphase Worte wie Spannung, Spaß und Abenteuer, im Comfort Worte wie Vertrauen, Nähe, Geborgenheit einfließen zu lassen. Vor dem Close dann analog Zweideutigkeiten und sexuelle Untertöne. Analog ist das natürlich auch in jeder menschlichen Kommunikation ebenso leicht einsetzbar - seid erfinderisch und ich bin mir sicher, ihr werdet eine Menge Spaß damit haben! Ich wünsche euch viel Spaß beim Experimentieren! Herzliche Grüße, Tsukune P.S.: Jene, die sich für die wissenschaftlichen Hintergründe interessieren, seien (neben Wikipedia) folgende Artikel ans Herz gelegt: Ijzerman, H., & Semin, G.R. (2009). The thermometer of social relations: Mapping social proximity on temperature. Psychological Science, 20 (10), 1214-20 PMID: 19732385 Williams, L.E., & Bargh, J.A. (2008). Experiencing physical warmth promotes interpersonal warmth. Science, 322 (5901), 606-7 PMID: 18948544