His Dudeness

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  1. Zu dem Thema würde ich auch gerne noch meinen Senf abgeben. Ich habe auch Mathe studiert und schreibe jetzt an meiner Doktorarbeit. Ich habe mittlerweile einige Übungen und Tutorien gehalten, vor allem diese Einführungsveranstaltungen für Wirtschaftler und Ingenieure. Es gibt hier in dem Thread schon einige sehr gute Vorschläge, insbesondere von freistil. Wenn du allerdings wirklich so lernen willst, dann stell dich darauf ein, dass du im nächsten Semester sehr, sehr viel Zeit mit Mathe verbringen wirst. Deswegen will ich dir einen etwas anderen Vorschlag machen, der dich vielleicht etwas schneller an dein Ziel bringt. Ums kurz zu fassen: 1. Such dir jemanden, der es dir gut erklären kann. 2. Üben, üben, üben. Und nun die Langfassung... Es gibt im Prinzip zwei Fähigkeiten, die du erlernen musst. Zum einen brauchst du eine gute Visualisierung der Definitionen (wie schon von freistil erwähnt), zum anderen brauchst du eine Art mathematischen Werkzeugkasten, damit du deinen abstrakten Lösungsplan dann auch in die Tat umsetzen kannst. Hier solltest du dich schonmal fragen, woran bei dir eher das Problem liegt. Wenn du eine Aufgabe nicht lösen kannst, liegt es daran dass du überhaupt keine Idee hast wie du es lösen sollst, oder hast du eine Idee, kannst sie aber nicht anwenden? Je nachdem woran es liegt, solltest du beim Lernen mehr Fokus drauf legen. Der beste Weg das Visualisieren zu lernen, ist wenn du jemanden hast der dir das gut erklären kann. Such dir unbedingt jemanden! Da führt kein Weg herum. Kein Buch ersetzt einen guten Lehrer, wobei es vor allem wenn es um Mathe geht leider nur sehr wenige davon gibt. An vielen Unis gibt es im Mathe Fachbereich eine Art Lernzentrum. Da können Studenten hingehen, an ihren Aufgaben rechnen und wenn es Probleme gibt nach Hilfe fragen. Gibt es sowas bei euch? Glaube mir, das hilft ungemein. Habe selbst schon in so einem Zentrum gearbeitet und die Studenten machen dort riesige Fortschritte. Wenn du wirklich niemanden findest, dann nimm Nachhilfe. Und anstatt dann da groß Aufgaben zu rechnen, lass dir die Definitionen erklären. Ziel sollte es sein eine gute Intuition für die mathematischen Konzepte zu entwickeln. Aufgaben rechnen kannst du dann auch alleine, da musst du niemanden für bezahlen. Du solltest dir zu jeder Definition Beispiele und, viel wichtiger, Gegenbeispiele überlegen. Das hilft dem Verständnis ungemein! Wenn du glaubst, du hast eine Definition verstanden und du hast ein paar Beispiele zur Hand, dann schau dir die Definition nochmal ganz genau an und spiel die Beispiele daran durch. In vielen Definitionen findest du ja Annahmen, was passiert wenn diese Annahmen verletzt sind? Warum klappt es dann nicht mehr? Das sind die Fragen die du dir Stellen solltest. Wir Mathematiker haben eine sehr eigene Art Sachen aufzuschreiben, und das ist für Nicht-Mathematiker immer sehr unverständlich und konfus. Deswegen kannst du auch so schlecht mit der Vorlesungsmitschrift lernen. Also lass dir erst erklären was damit tatsächlich gemeint ist, überleg dir Beispiele und dann schau dir erst das Skript an. Vielleicht macht es dann mehr Sinn. Wenn du dann glaubst, dass du ein Themengebiet verstanden hast, dann kannst du dir Aufgaben anschauen. Im Idealfall solltest du bei jeder Aufgabe dann zumindest eine Idee haben. Falls nicht, denke erstmal über die Aufgabe nach. Was ist hier überhaupt das Problem? Verstehe ich die praktische Anwendung? Verstehe ich das Problem mathematisch? Wenn du keinen Plan hast, frag nach und lass es dir erklären. Nicht die Lösung, sondern das Problem! Und dann geht es im letzten Schritt ans Lösen der Aufgabe. Das ist einfach nur üben, üben, üben. Selbst wenn du ähnliche Aufgaben rechnest, wirst du immer wieder auf Probleme stoßen, die du erstmal nicht umgehen kannst. Wenn du nicht selbst drauf kommst, dann schau dir den Lösungsweg an und merk dir den Trick der benutzt wurde. Wann und warum wurde der Trick angewendet? Kann ich den Trick auch auf andere Situationen übertragen? So baust du nach und nach deinen "mathematischen Werkzeugkasten" auf und es wird von Aufgabe zu Aufgabe leichter. Wenn du dich dann sicher mit den Aufgaben fühlst, schau dir nochmal die Theorie dazu an. Du wirst hoffentlich merken, dass du jetzt ein noch tieferes Verständnis hast und die Definitionen besser verstehst. Mathe ist halt am Anfang einfach nur ein Knochenjob. Aber glaub mir, irgendwann macht es plötzlich Klick und dann läuft es. Dann fällt es dir auch nicht mehr so schwer dich in neue Themengebiete einzuarbeiten.
  2. Man benötigt 4 Jahre Arbeitserfahrung (Vollzeit) im Investmentbereich, kann man aber auch nach den Exams nachholen. Siehe auch hier: http://www.cfainstit...ome_chrtrholder (allgemeine Voraussetzungen) bzw. hier: http://www.cfainstit...experience.aspx (Arbeitserfahrung)
  3. Hi freistil, meiner Erfahrung nach spielt der Spezialisierungsgrad als Mathematiker keine all zu große Rolle. Deine Ausbildung ist breit gefächert und du solltest im Notfall kein Problem haben dich schnell in neue Thematiken einzuarbeiten. Ich finde du solltest genau das wählen, was dir am meisten Spaß macht! Trotzdem will ich versuchen dir noch ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben. Zunächst aber ein Denkanstoß. Ich lese aus deinem Beitrag eine große Leidenschaft für Mathe heraus. Warum dann also nicht einfach an der Uni bleiben und einen Doktor machen? Im Berufsleben wirst du dich nie wieder mit abstrakten Themen wie (stochastischer) Analysis beschäftigen, da zählt nur noch die Anwendung und das ist ein ganz anderes Paar Schuhe. Wenn es dir aber wirklich nur um die optimale Qualifikation für deinen späteren Beruf geht, dann solltest du dir die folgende Frage stellen: Wie relevant ist die Vertiefungsrichtung für den späteren Job? Und hier schlägt die Numerik die Analysis um Längen. Du sagst ja selbst, dass dir die Analysis ein "extrem breites theoretisches Hintergrundwissen" liefern würde. Viel "praktischer" als Numerik wird es hingegen im Mathestudium selten. Wenn du also in die Wirtschaft gehen willst, dann empfehle ich dir Numerik, besonders Numerik für Differentialgleichungen aller Art (ODE, PDE, SDE und wie sie alle heißen) und Monte Carlo Methoden (vielleicht zählt das bei euch aber schon wieder in die Stochastik). Was deine Frage zur Stochastik betrifft, es kann eigentlich nicht finanzlastig genug sein, besonders wenn du einen Job als Quant anstrebst. Und auch die Statistik sollte nicht zu kurz kommen. Klar ist Statistik im Vergleich zur W-Theo ziemlich trocken, aber ich halte die Statistik dann doch für wesentlich praxisrelevanter als die W-Theo. Denn letztenendes kommst du doch immer wieder damit in Kontakt: Du stellst dein schönes, verbessertes Black-Scholes-Modell auf, und dann? Du musst statistisch nachweisen, dass sich der Mehraufwand überhaupt lohnt. In der Wirtschaft kommst du halt irgendwann doch immer in Kontakt mit realen Daten. Bezüglich dem Nebenfach denke ich genauso wie du. Schau aber zu, dass du hauptsächlich Vorlesung aus dem Finanz- und Risikomanagementbereich hörst. Die haben wahrscheinlich die größte Relevanz für dich. Deine Programmierkenntnisse klingen übrigens gut. Eventuell könnte R noch interessant für dich sein. Meines Halbwissens nach ist bei den Quants vor allem C++ sehr beliebt. Bei den Unternehmensberatungen wird es wohl wesentlich wichtiger sein, ob du dich verkaufen kannst. Es gibt genügend Beratungen im Finanzbereich, die freuen sich natürlich über einen Master in Finanzmathe. Und auch bei den anderen Beratungen ist sicher nicht dein Fachwissen der springende Punkt. Viel wichtiger ist es, ob du mit Kunden umgehen kannst, und ob du z.B. einem Laien dein mathematisches Modell erklären kannst oder nicht. Du solltest dir auch jetzt schon Gedanken um Praktika machen. Erstens hilft dir das, deinen Karriereplan weiter zu formen, und zweitens sind in allen Jobs die du oben ansprichst Praktika sehr wichtig. Um es kurz zu machen: Ich halte Numerik wichtiger als Analysis, und die Statistik sollte nicht zu kurz kommen (wenn es dir nur um den späteren Job geht). Aber auch wenn du dich anders entscheidest, stehen die Chancen auf dem Jobmarkt nicht schlecht. Und denk vielleicht wirklich über eine akademische Karriere nach, weil dann kannst du dich für die Vorlesungen entscheiden, die dich am meisten interessieren bzw. dir am meisten Spaß machen. Hoffe das hilft dir ein bisschen weiter. Und nicht zögern, falls du noch Fragen hast!