kafkaesk

Sie inszeniert sich bei all dem nicht als Opfer und schiebt alles auf die böse Umwelt. Sie hat dies lediglich zur Erklärung der Entstehung all dessen erläutert. Sie steht zu ihrer eigenen Verantwortung. Daher resultiert auch der Selbsthass. k

Ich möchte hier kurz mein Problem schildern, welches mir momentan sehr nahe geht. Meine Freundin und ich sind seit gut sieben Monaten zusammen. Die Beziehung zwischen uns ist sehr intensiv. Allerdings gab es in diesen Monaten immer wieder Phasen von großer Nähe und Intimität und dann unerklärliche Phasen der Distanzierung und des Rückzuges seitens meiner Freundin. Es schien mir immer, dass etwas in ihr kämpfte und nach einem Ventil suchte. Letzte Woche kam sie eines Abends zu mir und wirkte total paralysiert. Sie sagte mir, dass wir die Beziehung beenden müssten. Auf mein entsetztes Nachfragen, sagte sie mir, dass sie sich seit Beginn unserer Beziehung mit einem Mann treffe und gegen Bezahlung mit ihm schlafe und dass sie vor unserer Beziehung sieben Jahre nebenbei in irgendwelchen Clubs als Prostituierte gearbeitet hätte. Diesen sehr wohlhabenden Mann kenne sie aus dieser Zeit. Sie hatte ihm auch von ihrer Beziehung zu mir erzählt. Nach dem Geständnis brach für mich eine Welt zusammen. Meine Freundin rechnete auch damit, dass ich sie jetzt verstoßen würde. Allerdings reagierte ich nach dem ersten Entsetzten und der Wut und Enttäuschung anders, als ich es selbst für möglich gehalten hätte. Ich sagte ihr, dass ich sie liebe und mit ihr da jetzt gemeinsam durchgehen möchte, insoweit sie sich bereit erklärt, diese finanzielle Beziehung sofort zu beenden und mit mir zusammen eine Paartherapie zu machen. Sie willigte auch sofort ein, fassungslos, dass ich überhaupt noch mit ihr zusammen sein möchte. Wir reden seit dem stundenlang über alles und sie ist bei allem schonungslos ehrlich und offen. Sie erklärte mir, dass die Prostitution für sie in der Endphase ihrer Ehe der einzige Weg war, sich aus einer Beziehung, die durch physische und psychische Gewalt, sowie finanzieller Abhängigkeit gekennzeichnet war, zu entkommen. Sie finanzierte mit dem Geld, was sie an den Wochenenden verdiente ihre dreijährige Ausbildung. Danach fand sie erst nach einem Jahr einen Job und verdiente sich neben dem kargen Gehalt Geld dazu. Diese Nebentätigkeit gab sie Ende letzten Jahres auf, nachdem sich o.g. Mann gegen eine Menge Geld nur exclusiv mit ihr treffen wollte. Dieser Mann erpresste sie nun mit der Drohung, seine „geschäftliche“ Beziehung mit ihr an mich zu verraten. Dies war letzendlich auch der Grund für das Geständnis meiner Freundin. Seit diesem Geständnis ist unsere Beziehung jetzt noch intensiver geworden, da meine Freundin sich wie befreit von der Last des Lügens und Betrügens fühlt. Ich bin der einzige Mensch der davon weiß. Ich weiß auch, dass meine Freundin mich sehr liebt und mir auch sagt, dass sie diese Qualität von Nähe und Liebe nie in ihrem Leben kannte. Mir geht es auch so. Vor allem war der Sex zwischen uns, der Beste, den ich je hatte. Laut ihrer Aussagen ist es genau so. Und das Besondere dabei ist, dass es nicht ums hemmungslose Vögeln geht, sondern um ein echtes „sich lieben“. Dabei ist eine unglaubliche Nähe und Intensität zu spüren. Und meine Freundin ist dabei eher passiv, weil sie sagt, dass sie sich dabei fallen lassen könne, keine Show mehr abspielen muss, keine routinierten Abläufe runterspulen muss. Mein krankes Männer-Ego spürt natürlich jetzt zwischendurch heftige Phasen einer narzistischen Kränkung, in der ich mich frage, was sie mit all den anderen Männer angestellt hat. Ich habe mich selbst nicht davor entblödet, im Internet in diversen Foren über sie unter ihrem Künstlernamen zu recherchieren. Dabei fand ich, wen wunderts sehr unangenehme Details, in denen beschrieben wird, wie echt sie doch bei all den Details war. Ich habe sie dann auch damit konfrontiert. Sie ist trotz allem sehr ruhig geblieben und hat mir versucht zu erklären, dass es ein Job ohne Gefühle war und das dazu jede Menge schauspielerisches Talent gehöre und eine innere Abgrenzung, um diesen mechanischen Sex mit den allermeisten unangenehmen Männern überhaupt über sich ergehen zu lassen. Ich frage mich in dieser frischen Phase des Schmerzes natürlich, wie ich mit all den Bildern in meinem Kopf klar kommen soll und warum ich mich so damit verrückt mache. Meine Freundin ist wirklich ein ganz besonderer Mensch, der allerdings eine Menge Scheiße in seinem Leben ertragen musste. Sie war für ihre Umwelt immer eine perfekte Schauspielerin und tough. In ihr sieht es aber ganz anders aus. Sie ist eine sehr sensible Frau und wirklich er liebenswerter Mensch. An den Gefühlen und der Besonderheit dieser für den anderen besteht bei uns kein Zweifel. Diese sind sehr authentisch. Wie kann ich nur diese Verletzung heilen und mein absurdes Kopfkino stoppen? Ich liebe diese Frau sehr!