Ich bin keiner von jenen ganz grossen Verfuehrern, die immer cool und maennlich und unendlich selbstbewusst sind und moechte es nicht sein. Man sollte keine zu grossen Forderungen an sich selbst stellen, was die genannten Eigenschaften angeht. Man sollte versuchen seine positiven Eigenschaften staerken und die, von denen man glaubt, dass sie zur eigenen Natur gehoeren. Aber zu versuchen etwas zu sein, das man einfach nicht ist kann kein Fortschritt sein, denn es fuehrt von sich selbst weg, statt zu sich hin. Mein Lebensziel ist es mich selbst zu finden. Zu meiner Natur gehoert auch manchmal albern und kindlich zu sein. Ich koennte das sicherlich unterdruecken. Es wuerde eine zeitlang dauern, mein Ich zu ueberreden, dass das sein neues Wesen sein soll. Irgendwann wuerde es dann zur Gewohnheit geworden sein - in der Zwischenzeit wuerde ich sicher auf aehnliche Probleme treffen, wie die welche du beschreibst. Moeglicherweise, abhaengig von meinen schauspielerischen Faehigkeiten, wuerde ich damit auf mein Umfeld sogar kongruent wirken und insbesondere meine Flachleg-Rate steigern. Ich wuerde aber immer wissen, dass es nur eine Maske ist. Nicht in der Umgebung von anderen, aber in Momenten wie diesem. Ich koennte so nicht gluecklich werden. Sozialer Erfolg steht sicher mit der eigenen Zufriedenheit in Verbindung, er koennte aber nie - und hier kann ich noch mehr als im Vorherigen nur fuer mich selbst urteilen - dafuer kompensieren, dass ich mein Wesen in Ketten gelegt habe. Es wuerde mich entgegen der auesseren Erscheinung nicht staerker, sondern zerbrechlich machen. Hesse's Steppenwolf ist uebrigens ein wunderbarer Roman zum Thema. Um noch eines meiner Lieblingszitate zum Thema Persoenlichkeit anzubringen (allerdings aus 'Siddhartha') 'Die meisten Menschen sind wie ein fallendes Blatt. Das weht und dreht sich durch die Luft, und schwankt, und taumelt zu Boden. Andre aber, wenige, sind wie Sterne, die gehen eine feste Bahn, kein Wind erreicht sie, in sich selber haben sie ihr Gesetz und ihre Bahn.'