Hallo Leute.
Ich möchte gerne meine Geschichte teilen... ich bin frisch getrennt. Ich bin mir sicher, dass ihr tausende "red flags" im folgenden Text findet, die größten sind mir selbst bewusst, aber ich würde mich trotzdem über Feedback freuen - zumal das "korrekte" Vorgehen sich ja ohnehin kaum unterscheidet, egal ob man die Ex zurück haben will oder nicht.
Vorgeschichte: Getroffen vor 3,5 Jahren bei Auslandsaufenthalt. Sie mittlerweile 22 (LSE-HD), ich 32. Ich war nicht ihr erster Freund, aber ihr erstes Mal. Verknallt, dann haben wir uns über die nächsten Monate in verschiedenen Ländern (u.a. Australien, wo sie dann ein Semester studierte) wieder getroffen und doch verliebt. Das, obwohl wir uns eigentlich beide austoben wollten... dazu später mehr. Sie ist ein halbes Jahr später nach Europa gezogen (2 Flugstunden von mir weg statt 20). Für mich, wie ich später raus fand - ich dachte damals, es ginge nur um das Prestige der Hochschule, an die sie gewechselt ist. Eigentlich mochte sie Australien aber sehr viel mehr als Europa.
Sie hing die ersten zwei Jahre mehr an mir als umgekehrt. Ich fühlte mich noch nie so geliebt. Es ging nach einer gewissen Zeit darum, gemeinsam in ein anderes europäisches Land zu ziehen, um zusammen zu sein. Das wollte ich nicht, wegen Bedenken zur Beziehungsstabilität (sie machte mir ein bisschen den Vorwurf, sie hätte mit dem Umzug deutlich mehr investiert als ich; außerdem wollte ich zu dem Zeitpunkt schon herumvögeln und kein so eindeutiges Commitment wie einen gemeinsamen Umzug bringen). Dann habe ich den Fehler gemacht, mich von ihr trennen zu wollen, eben weil ich herumvögeln wollte. Es hat mich wahnsinnig gemacht, nicht alle HBs, die man so auf der Straße sieht, haben zu können. Das habe ich ihr ganz klar so gesagt und es hat sie sichtlich kaputt gemacht. Sie wollte mich auf keinen Fall verlieren und letztenendes brachte ich es nicht übers Herz, Schluss zu machen, obwohl ich mit dem Plan zu ihr geflogen bin.
Ein paar Monate später kam Corona. Sie war ein halbes Jahr in ihrem Heimatland und wir wurden beide langsam aber sicher depressiv, nicht nur aufgrund der Beziehung. Sie warf mir zunehmends vor, nicht genug zu investieren (etwas weniger Besuche von mir als von ihr, die Sache mit dem Umzug, teilweise 2-3 Tage lang keine Voice Calls oder Nachrichten wenn ich beschäftigt war, was sie korrekterweise als geringes Interesse ausgelegt hat). Anfang Herbst 2020 wollte sie Schluss machen. Ich hab sie überredet, es "auszustehen", weil sie Ende September wieder nach Europa zum Studieren kam. Ich blieb dann etwa 2 Monate bei ihr (bin mit meinem Studium flexibel). Sie hat mir jetzt gesagt, dass sie irgendwann zu dieser Zeit (also Corona bis inkl. Wiedersehen) das sexuelle Interesse verloren hat. Dann kam sie zu Weihnachten zu mir und wollte danach schon wieder Schluss machen, weil ich nicht wie angedeutet direkt im Anschluss zu ihr kommen wollte. Ich war dann doch anschließend für 4 Monate bei ihr (bis Ende Mai).
Als ich Anfang Juni für das Studium nach Hause musste, und nicht sofort nach Möglichkeit (~ 1-2 Wochen später) zu ihr fuhr, war sie erneut unzufrieden und wollte Schluss machen. Weil ich diese Einstellung schon kannte und öfters entschärft hatte (vermeintlich! Wir kamen zwar immer bestens klar wenn ich vor Ort war, danach ging es von vorne los, weil sie die Distanz störte), habe ich sie nicht besonders ernst genommen. Nach einem konkreten Telefonat etwa Ende Juni hatte sie erwartet, dass ich sie besuche, also handle und investiere, ihr zeige, dass ich sie wirklich will. Das tat ich nicht, weil ihr Wunsch unausgesprochen blieb. Verbal hat sie kommuniziert, dass sie eigentlich keinen Sinn mehr sieht und man überlegen sollte, Schluss zu machen.
Dann also wieder tagelang Kommunikation auf Minimum. Dann ein entscheidendes Gespräch: Sie möchte wirklich Schluss machen. Beim letzten Gespräch hätte ich einfach kommen sollen, aber weil ich das nicht tat, war das für sie der letzte Beleg, dass ich mich nicht um sie kümmere, und ihre Entscheidung sei nun final. Da habe ich eine Kontaktsperre für 2 Wochen vorgeschlagen, um ggf. Gefühle zu reaktivieren. Sie hat mich eher dazu gedrängt, doch andere Frauen zu treffen, sie hätte auch vor, Dating-Apps zu verwenden. Nur eine Woche später kontaktierte ich sie verfrüht. Sie war zu dem Zeitpunkt auf ihrem allerersten Solo-Städte-Trip. Später meinte sie, dieser Anruf war der Punkt, an dem sie aufhörte, traurig zu sein. Sie begann während des Trips auf Dates, hatte nach unserem Anruf auch Sex mit einem Typen, wie ich später erfuhr. Ich tat auf ihr Anraten das selbe, aber mit Liebeskummer datet es sich schlecht...
Aktuell:
Wie auch immer, ich wollte sie zurück, bzw. dachte, dass die Dates sie vielleicht so wenig beeindruckt haben, dass sie mich im Kontrast dazu vermisst. Weil sie schon so oft "Schluss gemacht" hat, war ich mir auch gar nicht zu 100% sicher, ob wirklich Schluss ist. Ich wollte Gewissheit! Also flog ich vor einer Woche spontan zu ihr. Sie lies mich rein und bei ihr schlafen. Insgesamt blieb ich eine ganze Woche (aus Flugpreis-Gründen wurde es dann eine Woche, sie stimmte dem etwas widerwillig zu, nachdem zuerst 2 Tage im Raum standen). Sie hat aber (insb. am 1. Tag und gegen Ende dieses Aufenthalts bei ihr) deutlich gezeigt, dass es für sie aus ist. Häufige körperliche Nähe hat sie später mit "es fühlt sich eben gewohnt an, was soll ich sonst machen, wenn du da bist" erklärt. Wir haben über unsere Dates gesprochen. Über ihren nun primären Grund für das Aus der Beziehung: Sie will unbedingt frei sein, Spaß haben (Permanent Party mit Teenagern, die sie auf Bumble BFF (Bumble im Freunde-Find-Modus) kennengelernt hat), jede Nacht tanzen gehen, und auch die Freiheit haben mit Typen rumzumachen so viel sie will und sich sexy zu fühlen. Mit vielen Typen schlafen. Ihre größte Fantasie, einen Dreier ausleben.
Das war mir eigentlich schon alles bewusst. Ich kann es verstehen, ich wollte ja das selbe. Für sie ist es der ideale Zeitpunkt, denn: Das Studium ist so gut wie beendet, nur ein Praktikum fehlt noch (aktuell viel Freizeit; Angst vor dem Niederlassen mit 9-to-5-Job, insb. wenn wir ein Paar gelieben wären). Ein Umzug kommt für sie aktuell entweder in ein anderes europäisches Land (spannender Arbeitgeber für das 3-monatige Praktikum) oder zurück nach Australien in Frage. In beiden Fällen würde sie nicht in meine Stadt kommen. Dort "muss" ich aber bleiben, wenn ich in dem Job arbeiten will, für den ich gerade die Uni abgeschlossen habe. Die Trennung macht also schon logistisch Sinn und dieses natürliche Ablaufdatum war uns länger bewusst.
Während meines Aufenthalts habe ich doch ein paar Mal geweint. Zu sehen, wie sie mit mir abgeschlossen hat, war sehr schwer für mich: Ständig war sie auf Instagram um die neuesten Party-Stories ihrer Freunde zu prüfen, zu texten, sogar um Typen zurückzuschreiben. Eigentlich hätte ich deshalb schon früher nach Hause fliegen sollen, ungeachtet der horrenden Flugpreise. Aber gerade nach ~ 2-3 Tagen schien es so, als würden von ihr Gefühle kommen. Sie äußerte ihre Angst, dass ich sie wieder binde (und ihr Wunsch des Auslebens verpufft), wenn ich zu lange bleibe. In einem unserer ernsteren Gespräche meinte sie unter Tränen, dass sie es schön fände, wenn wir irgendwann, nach dem die Probleme (wir wollen beiden rumvögeln) aus der Welt geschaffen sind, doch wieder zusammen kommen. Wir haben dann quasi eine Kontaktsperre für einige Monate beschlossen, mit der Idee, sich anschließend anzupingen, um zu sehen, ob da noch was geht. Ja, ich weiß, nicht sehr schlau, das so zu besprechen, und es könnte ihrerseits auch nur eine Emotion im Moment gewesen sein. Sie hat mir vor Ort dann "erlaubt", Tinder zu benutzen und auf Dates zu gehen. Insbesondere für den nächsten Abend, weil sie dort unbedingt auf eine (Gay-)Party wollte. Erst war sie sehr angetan von der Idee, ich würde auf Dates gehen. Dann schlug sie doch vor, ich sollte auf die Party mitkommen. Weil ich fast keine Matches und kein Date für den konkreten Tag bekam, sagte ich zu. Das war ganz lustig, aber sie hat sich bis zur Besinnungslosigkeit besoffen und ich war der trottelige Beschützer (unabhängig vom Alkohol wohl). Ich glaube, das hat sie noch mehr bestärkt, weil ab dem nächsten Morgen war sie noch weniger interessiert. Sie freute sich zunehmends auf meine Abreise. Viele "du wirst dich schon fangen! Sei nicht traurig"-Bekundungen. Trotzdem ständig Kuscheln, Küsse. Der Abschied am Flughafen war komisch. Eigentlich wollte sie nicht mitkommen, hat sich aber umentschieden. Ich glaube, sie hatte Angst, zu emotional zu werden. Vor Ort war dann aber nur ich wirklich den Tränen nahe.
Zusammenfassung:
Freundin (3,5 Jahre) macht nach Unzufriedenheit über Fernbeziehung/logistischen Problemen, beidseitiger Corona-Depression und dem lange gehegten Wunsch, rumzuvögeln, endlich Schluss. Hab sie eine Woche lang besucht um Klarheit zu bekommen, ich war dabei sehr weinerlich. Habe dort zwar teils gemischte Gefühle vermittelt bekommen, vor allem aber, dass sie doch abgeschlossen hat.
Nun meine Fragen:
Wie viel habe ich mir durch mein weinerliches Auftreten die letzte Woche an potentiellen Chancen für ein Ex-Back in der Zukunft ruiniert? Das ist für mich vor allem deshalb eine wichtige Frage, weil ich stets in der Vergangenheit lebe und mir Vorwürfe für suboptimale Entscheidungen machen. Eine externe Perspektive würde mir helfen, meine Fehler besser zu beurteilen!
Es gibt morgen eine kurze geplante Unterbrechung/Verzögerung der Kontaktsperre (nur via Text), denn wir müssen gewisse Informationen austauschen. Ich dachte mir, ggf. eine kurze Nachricht zu schreiben, in der ich mich für das weinerliche Verhalten in der Woche entschuldige und ihr alles Gute wünsche. Quasi, um das Waschlappen-Dasein zu relativieren. Aber ob das wirklich einen Einfluss hat? Andererseits ist ihre letzte Impression von mir aktuell der traurige Typ am Flughafen, der sie nicht gehen lassen kann...
Ihr Praktikum beginnt voraussichtlich Anfang Oktober und dauert 3 Monate. Wenn sie für das Praktikum in Europa bleibt, bleiben also noch rund 5 Monate. Wenn man jetzt schon an die Planung einer Ex-Back-Strategie denkt, bietet sich ~ Anfang Januar also perfekt an, weil sie zu diesem Zeitpunkt frei sein wird, man sich ggf. neu kennenlernen kann. Soll ich, falls sie sich nicht meldet, mich bei ihr melden, um keine Gelegenheit zu verpassen? Wie würdet ihr damit handeln?
Wir blockieren uns nicht auf FB/IG (stattdessen schalte ich sie stumm). Ich habe dort allerdings auch keine aktiven Profile. Ich habe schon länger überlegt, auf IG aktiv zu werden, weil das für Online-Dating ganz hilfreich ist. Ist das eine gute Idee, insb. auch in Hinblick darauf, bei meiner Ex präsent zu bleiben? Blöd wäre wohl, wenn ich es mache, sich die Anzahl meiner spannenden Inhalte aber in Grenzen halten würden. Dann weiß jeder (inkl. sie): Der postet was er kann, aber sein Leben ist halt lahm. Ich habe zwar ein bisschen etwas geplant (Je einen Freund in NL & UA besuchen), aber insb. wenn ich in ein paar Wochen anfange zu arbeiten wird nicht unbedingt viel postbares rumkommen, außer vielleicht Fotos von Restaurantessen. Bin ein "Lone Wolf" und soziale Happenings halten sich in Grenzen. Selbstdarstellung ist mir generell fern. Wie macht man so etwas subtil, unaufdringlich, und doch aufregend, ohne Reise-Influencer zu sein?
Ergänzung:
Kurz zu den "red flags", die euch wohl aufgefallen sind. Macht vielleicht auch im Zuge meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung sinn, das anzusprechen:
Das Alter. Ja, ich weiß, großer Altersunterschied. Ich bin relativ jung geblieben und habe durchaus psychische Eigenheiten, die mich wohl mental jünger machen. Gleichaltrige finde ich oft öde. Gerade in der jetzigen Trennungssituation wird mir das besonders bewusst. Ich vermisse ihre quirlige, unschuldige, etwas naive Art. Das impulsive. Frauen in meinem Alter haben feste Jobs, wissen genau, was sie wollen, sind nicht sprunghaft. Es ist ein bisschen so als würde ich den "life juice" meiner Ex genießen. Ich selbst bin eher der ruhige Typ, sehe aber auch zu aktiveren Männern auf, obwohl ich mich nicht sehr wohl fühle, wenn mal "zu viel" passiert.
Warum will ich sie eigentlich? Ich glaube, das ist in meinem Text zu kurz gekommen, denn ich bin sehr problemorientiert und muss mich zwingen, das positive zu beleuchten. Das wäre: Ihre im vorherigen Punkt besprochene Quirligkeit. Der gemeinsame Humor. Die tiefe Liebe, die wir mal gespürt haben. Ihre Ehrlichkeit. Das Potential, sich zu verändern und zu verbessern (sie hat wirklich eine tolle Entwicklung durchgemacht die letzten paar Jahr). Sie wäre eine gute Mutter. Die Kennenlerngeschichte und vielen gemeinsamen Erlebnisse, die wir gehabt haben. Ich möchte das nicht aufgeben. Sie ist wirklich etwas besonderes für mich.
Das permanente Schluss-Machen-Wollen: Ist sicher ein Thema, aber sie ist nicht so schuldig wie es sich im Text liest. Ich habe die Distanz der Fernbeziehung immer besser verkraftet (wir haben uns in der Regel 3-12 Wochen gesehen, mit Pausen von 2-10 Wochen dazwischen) als sie und ihr Unbehagen diesbezüglich ignoriert. Kommt sicher auch von den großen Unsicherheitsfaktoren: Wie (und wohin) geht es weiter, nach dem sie fertig studiert hat? Der Wunsch nach dem Rumvögeln ihrerseits. Das Wissen darum, dass ich das auch will.
Zum Schluss / TL;DR:
Langer Text, ich weiß... die Trennung ist sehr frisch und ehrlich gesagt missbrauche ich das hier wohl auch ein bisschen zum Verarbeiten. Wenn ihr nur auf das wesentliche Antworten wollt, reich wahrscheinlich die Zusammenfassung und die Fragen.
Allerbesten Dank fürs Lesen! ❤️