stevenf
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Hallo liebe Community, ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit Persönlichkeitsentwicklung, habe PU-Bücher gelesen und ein Seminar besucht, größere Probleme mit einer psychologischen Psychotherapeutin im Rahmen einer Verhaltenstherapie und mit einer Therapie bei einer Heilpraktikerin behandelt, zahlreiche weitere Seminare besucht, darunter auch welche um in besseren Kontakt mit meiner Männlichkeit zu kommen. Leider bekomme ich das gelernte dauerhaft nicht in die Praxis umgesetzt. Ich bin aktuell in einer Beziehung in der es kriselt. Meine Partnerin - die sich selbst viel mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt - bemängelt u.a. ich hätte keinen gesunden Kontakt zu meiner Männlichkeit, wo sie leider Recht hat. Ich habe nun verschiedene Bücher zu diesem Thema gelesen (z.B. Männlichkeit leben) und zahlreiche „Aha“-Momente, die ich in einem Notizbuch festhalte. Ich laß mir dann das Notizbuch zu dem Männerseminar das ich vor vielen Jahren besuchte durch, die „Aha“-Momente die ich jetzt habe, hatte ich damals schon, setzte die Erkenntnisse aber nicht dauerhaft um und vergaß sie dann. Meine Partnerin schafft es hingegen sofort gelerntes in ihren Alltag zu integrieren. Einige lernen ja eher in der Praxis und weniger in der Theorie. Aber auch hier habe ich den Eindruck Probleme wiederholen sich ständig. Ich hatte nach Streits mit meiner Partnerin ein paar Mal Fluchtreflexe, wollte das Wochenende früher als geplant beenden oder die Wohnung verlassen. Sie hat das komplett fertig gemacht, unter Tränen erzählte sie mir von der Scheidung ihrer Eltern und was das mit ihr macht wenn ich sie sitzen lassen. Ich versprach ihr hoch und heilig es nie wieder zu tun. Am letzten Wochenende machte ich es gleich zwei Mal, verließ nach einem Streit die Wohnung für eine Stunde um mich danach immer noch nicht abgeregt zu haben und fuhr am nächsten Morgen als sie noch im Halbschlaf war. Ich meldete mich danach auch nicht, sondern wartete bis sie es tut. Wir telefonierten und sie findet es krass was am Wochenende passierte, es ist gut möglich dass das jetzt der Todesstoß für die Beziehung ist. Sie hat mir so viele Chancen eingeräumt, ist mir so weit entgegen gekommen, ich habe es aber immer wieder versaut weil ich oft grundlos Streits provoziert habe, meist aus einem Gefühl der Minderwertigkeit heraus und mich an Absprachen wie wir mit Problemen umgehen nicht halte, weil ich in dem Moment nur in meinem Film bin. Eines sollte ich vielleicht noch erwähnen, ich habe ADS und depressive Episoden. In der Therapie wurde meine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung erfolgreich behandelt. Warum habe ich diesen Thread eröffnet? Ich glaube nicht dass es das Buch oder Seminar gibt, welches all diese Probleme löst. Vielleicht gibt es unter euch aber Männer oder Frauen, die sich mit Weiterentwicklung schwer tun und immer wieder in alte Muster verfallen. Konntet ihr erfolgreiche Strategien entwickeln oder habt ihr gelernt eure Probleme einfach zu akzeptieren und euer Leben um diese Probleme herum zu bauen? Ich habe teilweise den Eindruck in theoretischem Wissen förmlich zu ertrinken, es dann aber nie greifen zu können. Es bleibt ein diffuser Brei, ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Im Job bin ich übrigens Autodidakt und kann mich dann gut in Dinge reinarbeiten, wenn sie mich wirklich interessieren. Da ich trotz überdurchschnittlichen IQ früh von der Schule abging für die ich mich nie großartig interessierte und auch nie studierte, habe ich vermutlich nie gelernt richtig zu lernen. Im Job habe ich mir alles was ich weiß autodidaktisch beigebracht. Ich habe ein sehr gutes Erinnerungsvermögen, nutze das aber auch nicht zielgerichtet, Stichwort „unnützes Wissen“. Viele Grüße
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Ja, du hast Recht. Das mache ich leider öfter. Ist das dieses Modell? https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunikationsstile_nach_Schulz_von_Thun#Der_sich_distanzierende_Stil Klingt interessant. Ich finde es eigentlich nicht schlimm wenn es zu einer solchen Situation kommt und ich einen soliden väterlichen Frame hinbekomme, das hat auch was schönes. Es sollte natürlich nicht der Dauerzustand werden. Ja, ich mache mich zu sehr fertig. Gleichzeitig versöhnlich mit mir umzugehen und trotzdem konsequent weiter an mir zu arbeiten (Beispiele habe ich genannt), das wäre der Idealzustand.
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Ich verstehe dass ein solcher Eindruck entstehen konnte, ich mache es definitiv für mich. Mal ein paar Beispiele: - Ich werde gelegentlich aufgrund schlechter Erfahrungen aus der Vergangenheit getriggert und fahre komplett aus der Haut, was eine zielführende Diskussion unmöglich macht. Ich will in solchen Situationen runterkommen und in der Lage sein das Thema sachlich anzusprechen. Ich habe mich viel mit Kommunikationsmodellen beschäftigt, bekomme es aber nicht umgesetzt da ich aus dem Gefühl nicht rausfinde. Ich schaffe das erst dann wenn ich merke ich bin völlig über das Ziel hinausgeschossen und habe mein Gegenüber verletzt. - Ich fühle mich verantwortlich für meine Mitmenschen und ihre Launen, beziehe diese immer auf mich. - Ich sage nie direkt wenn mich etwas stört (ausgenommen ich werde getriggert), so staut es sich an und ich mache zu völlig unpassenden Zeiten eine Auflistung was mich alles in letzter Zeit gestört hat. - Ich ziehe keine Grenzen oder diese zu spät. Das übergeordnete Thema ist aber meine Unfähigkeit nachhaltig an diesen und vielen anderen Themen zu arbeiten. Es fehlt einfach eine positive Feedbackschleife, Dinge immer weiter zu verbessern und zu merken es funktioniert. Ich bin wie ein Forscher der tausend Papers gelesen hat, wahllos Experimente beginnt aber nie eine ordentliche Versuchsanordnung hinbekommt, keine Auswertung macht und keine Erkenntnisse gewinnt.
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Du hast Recht, ich habe es in einer Antwort oben ausgeführt.
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Danke. Wie machst du das in der Praxis? Führst du Tagebuch mit deinen Erfolgen? Ich glaube ich verzettele mich einfach. Ich hatte so viele Baustellen in der Therapie dass es schwer war noch den Überblick zu behalten. Gibst du dir regelmäßig Aufgaben und machst eine Erfolgskontrolle? Hängt sicher auch mit meiner ADS zusammen, da in mein Kopf manchmal ein Dauerfeuerwerk abgebrannt wird und es schwer ist wichtiges von unwichtigem zu trennen, wahrzunehmen was in dem aktuellen Moment passiert.
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Zum Thema Rollen, die sind bei uns verdreht. Sie diskutiert sach- und lösungsorientiert, ich werde persönlich, verletzend und entziehe mich. Das alleine zeigt ja schon wie schwach meine männliche Identität ausgeprägt ist. Es gab seltene Momente in denen sie emotional/verletzlich war und ich ihr halt gab, für sie da war ohne das was sie in der Situation sagte ernst zu nehmen. Da war sie begeistert auch mal schwach sein zu dürfen. Mehr ins Detail möchte ich gar nicht gehen. Sie hat Recht. Ich habe mich in dem Buch "Männlichkeit leben" im negativen Sinne ständig wiedererkannt, ähnliches hatte ich bereits in dem Männerseminar vor vielen Jahren festgestellt. Da gibt es ein Nice-Guy-Test mit 15 Fragen, 14 beantwortete ich mit Ja oder teilweise Ja. Ich finde es schon in Ordnung über so Sachen zu diskutieren. Ich habe auch gute Bücher entdeckt die sie dann gelesen hat, sie lässt sich also auch umgekehrt inspirieren. Sie hat mir bestimmte Verhaltensweisen gespiegelt, wie ich mit meinem Vater agiere, wie ich darüber denke wenn sich Frauen mit Männern einlassen die nur unverbindlichen Sex wollen, wie ich mich ständig entschuldige, verunsichert wirke, nicht damit umgehen kann wenn sie schlecht gelaunt ist, mich oft unbegründet abgewiesen fühle und dann körperlich distanziere. Ich habe definitiv ein großes Problem mit meiner männlichen Identität. Das ist kein "Shit-Test" den sie da bringt, sie sagt nur was sie beobachtet hat. Wir wohnen nicht zusammen, ich würde bei einer Trennung wieder mein Ding machen. Ich habe aber keine Lust vor der Herausforderung wegzulaufen. Welche bessere Möglichkeit gibt es denn sich weiterzuentwickeln, als eine Beziehung zu einer sehr starken Frau die ultradirekt ist. Mit einer devoten grauen Maus wäre es sicher einfacher, ich will mich aber nicht weiter durch mein Leben wurschteln sondern eine nachhaltige Veränderung.
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War wohl ein Fehler sie zu erwähnen, ich brachte das Beispiel eigentlich nur um zu verdeutlichen, dass ich auch in praktischen Situationen trotz unmittelbaren Feedbacks bei ähnlichen Vorfällen, es derzeit nicht schaffe Verhaltensänderungen durchzuziehen. Nun geht es nur um unsere Beziehungsdynamik, das spielt für mich aktuell keine Rolle da es ohnehin unklar ist ob wir eine gemeinsame Zukunft haben. Ich möchte lernen wie ich all die sinnvollen Dinge die ich zum Thema Persönlichkeitsentwicklung gelesen habe in die Praxis umgesetzt bekomme.
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Ich will mich ja ebenfalls weiterentwickeln, von daher passt es schon. Wir müssen nicht weiter über meine Partnerin sprechen, ob wir beide eine Zukunft haben ist ohnehin nicht sicher. Ich will mich für mich selbst weiterentwickeln und stecke fest, weil mir die notwendige Methoden-/Umsetzungskompetenz fehlt.
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Vielen Dank für deine Antwort. Eine Narzistin ist sie ganz sicher nicht. Viele der Streits wären vermeidbar würde sie mir entgegen kommen, ich respektiere sie aber dafür dass sie es nicht tut. Denn Ursache der Streits sind oft Triggerpunkte oder Unsicherheiten meinerseits. Anstatt den einfachen Weg zu gehen mir entgegen zu kommen, fordert sie mich heraus mich dieser Probleme zu stellen. Sie wünscht sich einen Partner der zusammen mit ihr wächst und sich weiterentwickelt und sie unterstützt mich auch. Sie hat eine sehr konstruktive und zielorientierte Art mit Problemen umzugehen. Ich habe das Beispiel mit meiner Partnerin eigentlich mehr für das Verständnis meines Problems mit Verhaltensänderungen gebracht. Ich suche keine Lösung um die Beziehung zu retten, weiß auch nicht ob das überhaupt noch möglich ist. Ich will endlich nachhaltig an meinen Problemen arbeiten, nicht für sie sondern für mich. Ich habe definitiv Probleme mit meiner Männlichkeit. Gute Freunde habe ich, da ich ein älteres Semester bin allerdings kaum Singles mit denen man noch um die Häuser ziehen kann. Ich habe diese Themen durchaus schon besprochen, mit einem Freund war ich auch auf verschiedenen Seminaren. Die Theorie ist mir klar, es ist gar nicht so dass ich noch weiteren Input bräuchte, mehr das was da ist filtern, ordnen und dann umsetzen. Ein Coach könnte ich noch ausprobieren. Hat da jemand Erfahrungen? Ich war ja nun jahrelang in Verhaltenstherapie (sicher >150 Stunden) und konnte auch einige Themen erfolgreich bearbeiten, es war aber mühsam. Wir haben uns immer wieder im Kreis gedreht, immer wieder über Probleme diskutiert für die wir bereits Lösungsansätze besprochen haben. Meine Therapeutin war stellenweise ziemlich frustriert. Es müsste schon jemand sein der mir richtig in den Arsch tritt, mich davon abhält seine Zeit zu stehlen. Von daher geht es mir gar nicht primär darum, wie ich meine einzelnen Probleme bearbeite, sondern mehr um die notwendige Methodenkompetenz um erfolgreich Persönlichkeitsentwicklung betreiben zu können. Es wäre interessant ob sich hier auch andere wie ich sehr schwer tun.