Hallo in die Runde,
am Freitag war es bei mir soweit.
Wir sind beide kurz vor der 30.
Sie wohnt über eine Stunde weg, ich war fast jedes Wochenende bei ihr. Es war von vorneherein klar, dass sie bis diesen Sommer durch ihre Ausbildung ortsgebunden bleiben wird - und auch nicht das Geld hat, regelmäßig zu mir zu kommen.
Ich hab hier LdS liegen, David Deida, allerdings alles sehr lange her. Das letzte Mädl vor ihr war vor knapp vier Jahren, ging erst gut los, aber zuerst war sie im Urlaub, dann war ich in Übersee, geh im Hotelzimmer auf Facebook und les "ist in einer Beziehung mit". Als erste Reaktion bin ich mit ner Amitusse in der Kiste gelandet 😉 Aber: Seitdem hatte ich es mitunter doch schleifen lassen, bin auch in einen Art Trott gekommen und hab mich in meiner Komfortzone wohlgefühlt, andererseits hab ich hohe Maßstäbe an ein potentielles Mädl gelegt.
Anfang letzten Jahres hab ich erste Überlegungen angestellt unser Familienunternehmen auf den Kopf zu stellen, einen überfälligen Relaunch durchzuführen. Damals war mein Gedanke primär auf die Außendarstellung, komplett neue Corporate Identity beschränkt.
Zu ihr: Sie hatte keine feste Beziehung seit dem Abi, hat zwischenzeitlich woanders gewohnt, kam wieder zurück in ihre Heimat, neue Ausbildung, Neuanfang. Dachte in diesem Beruf sei sie endlich angekommen. Allerdings haben sie und ihre Ausbilderin persönliche Probleme, was dazu führt, dass sie den Daumen senkt - keine Übernahme, keine Zukunft in diesem bundesweit agierenden Unternehmen. Sie ist ein Mensch, der mit ungewissen Zuständen überhaupt nicht umgehen kann, braucht klare Rahmenbedingungen - was Teil meines Problems ist.
Vor knapp einem Jahr haben wir uns online kennengelernt. Ich war von mir selbst erstaunt, das OG wirkte für mich wie aus dem Lehrbuch.
Ich dachte, bei ihr hab ich endlich gefunden, was ich gesucht hab. Ähnliche Ansichten, ähnlicher Musikgeschmack, gleiche Lebensziele, gleicher verstrahlter Humor. Intelligent, mit Tiefgang, riesen Potential aus meiner Sicht.
Sie hat mich motiviert, mich auch persönlich zu hinterfragen, hat auch eine Art persönlichen Relaunch (oder eher Weiterentwicklung) ins Rollen gebracht. Ich hab endlich Sachen hinterfragt, die einfach so waren, so funktioniert haben, weil es immer schon so war. Aber sie hat auch mich dazu gebracht, bei unserem Unternehmen nicht nur die CI zu sehen, sondern auch interne Abläufe zu hinterfragen.
Sie wusste, dass ich eine Entwicklung durchmachte, hat es auch gefreut und anerkannt.
Ab Ende letzten Jahres kamen allerdings immer wieder Sätze wie, dass ich wohl nicht den gleichen Anspruch an mich selbst hätte und sie das Gefühl habe, ich verändere mich nur ihr zuliebe. Ich würde sie auch nie in die Schranken weisen. Für mich ein Schock, weil ich einer bin, der nicht wegen jeden Pillepalle ein Fass aufmacht, ihr Sachen durchgehen lass, die nicht meinen Vorstellungen entsprechen, aber die, wie ich es immer sag "nicht kriegsentscheidend sind".
Parallel kam allerdings, dass sie selbst in einer Art temporären Trott verfiel, konnte um/nach Weihnachten wegen einer Handverletzung ein paar Wochen nicht arbeiten. Statt was zu unternehmen (Krankenschein, "ich riskier nix, bleib daheim", etc.), landeten wir stundenlang bei Netflix, sie wollte es aber auch nicht anders. Bin auch einmal früher gefahren, auch wenn ich hätte noch bleiben können. Hab ihr gesagt, dass mir die Decke auf den Kopf fiele.
Ich dachte mir noch, das ist vorübergehend. Als wir uns nach Silvester erst zwei Wochen später wiedersahen, hatte ich das Gefühl, sie hätte zugenommen. Gut, hab nix gegen ein bissl mehr an ihr.
Ende Januar haben wir uns das letzte mal gesehen, waren noch bei ihr in der Nähe Klamotten einkaufen, haben uns schön bei Douglas gegenseitig eingesprüht. Beim Veabschieden kamen wir nicht mehr voneinander los. Ich hatte das Gefühl, es geht wieder aufwärts.
Allerdings war da klar, dass wir uns erstmal nicht sehn werden. Erst war Superbowl (für mich und meine Freunde seit Jahren ein "Fest"), Karneval (ich als Antikarnevalist war nicht bei ihr. Sie feierte. Meine für mich gekaufte Karte gab sie zurück, sie war damit einverstanden), dann hatte ich mich zwei Wochen in der Eventorga bei einem Verein, bei dem ich mich engagier, reingehängt. Parallel hat sie angefangen für die Prüfung zu lernen und hat Bewerbungen geschrieben.
Sie ist allerdings komplett durch den Wind, weiß nicht wie es mit ihr weitergeht, macht sich laut eigener Aussage viele Gedanken um mich, um meine Zukunft, hat Angst, dass der geschäftliche Relaunch scheitert. Sieht bei mir ein dickes Fragezeichen. Ich könne Ihr leider auch derzeit keine Sicherheit bieten.
Durch Zufall hab ich gesehen, dass die Band, von der ihr Lieblingslied ist, Anfang März unter der Woche bei ihr in der Nähe ist. Ich wollte sie auf andere Gedanken bringen, wollte sie einladen. Sie wollte nicht. Hätte an dem Tag Mittagsschicht und am nächsten Frühschicht. Es wäre nur eine einzige Rennerei und ihr fehle im Moment Power für sowas.
Nächste Woche hat sie ein Bewerbungsgespräch in einer Stadt, eine halbe Stunde von mir entfernt. Ich schlug vor, dass wir uns da zu nem Kaffee treffen und bissl durch die Stadt schlendern. Das blieb offen, von ihr kam ein "mal sehen, wie es passt". Problem hier, sie bekommt ständig Steine in den Weg von ihrer Chefin in den Weg gelegt. Muss ständig beschissene Schichten machen. Wird wohl nur zu dem Termin dorthinfahren und danach wieder in der Firma knechten.
Kurz nach "meinem" Event, als eine Last von mir fiel und ich wieder den Kopf für sie freihatte, eigentlich unseren Relaunch endlich vollenden wollte, auch da meine Energie vermehrt reinstecken wollte, kam ein Anruf. Sie brauche Zeit für sich. Sie weiß nicht, wo ihr der Kopf steht, hat Angst um sich, um mich und könne mir derzeit nicht die Aufmerksamkeit schenken, die ich verdiene.
Ich war geschockt, hab im dem Gespräch einiges zusammengestammelt, haben uns auf ein neues Gespräch ein paar Tage später geeinigt. In dem Gespräch hat sie sich Zeit erbeten, bis nach diesem Termin nächste Woche.
Ich willigte ein, wollte allerdings für den Relaunch letzten Mittwoch ein Telefonat und ihre Meinung. Dachte hier könne ich ihr das Gefühl vermitteln, bei mir kommt Klarheit, Sicherheit.
Für mich war aber auch klar, dass ich die Zeit nutzen muss, mich weiterzuentwickeln, Kritikpunkte aus dem Weg räumen muss, um dann auf einem höheren Level wieder ansetzen zu können.
Sie schrieb mich Mittwochs an, wie mein Tagesplan aussähe. Leider gab es noch keine Komplikationen und ich sagte, ich muss es ein paar Tage rausschieben.
Vorgestern kam der Anruf. Ich sagte ihr am Anfang des Gesprächs, dass ich jetzt übers Wochenende alles ausrolle. Für sie war das schon egal. Ich würde mir eine Deadline setzen, mir selbst Druck machen und dann versagen, es doch nicht hinkriegen.
Sie sagte zwar, sie mag mich zwar, aber die letzten anderthalb Wochen wurden ihr bewusst, dass es ned reiche und wollte nicht noch länger, bis nach dem Termin warten. Ich würde alles nur wegen Ihr machen, trotzdem an mir selber scheitern. Allerdings wäre ich so wie ich bin gut (hä was jetzt?) und ich fände eine bessere als sie. Für mich insgesamt ein Widerspruch.
Somit musste ich die letzten Wochen mitansehen, wie alles den Bach runtergeht, bekam keine Gelegenheit, ihr bei gemeinsamer Zeit (ja ich bereue meinen Karneval-Entschluss) ihr ein gutes Gefühl zu vermitteln. Zu zeigen, dass ich verstanden hab und die Herausforderung der nächsten Zeit annehme.
Für sie ist derzeit alles eine Last. Bewerbungen und Prüfungen kann sie nicht bei Seite schieben. Mich schon :/
Jetzt ist es so, wie es ist.
Ich sehe meinen großen Fehler vier Jahre zuvor. Das, was ich damals zuließ; dieser Trott, hat mir eine sehr schlechte Ausgangslage für diese Beziehung gegeben.
So, hier bin ich. Ich will sie wieder, weil ich weiß, dass in diesem Menschen, in uns, ein riesen Potential steckt, wenn sie nur wieder in der Spur ist.
Je mehr ich aus Trauer und Fassungslosigkeit erwache, wächst in mir das Ziel, dass ich sie nicht einfach wieder will, sondern dass ich sie neu will. Will sie wieder neu daten, auf einem neuen Level, neuen Ausgangspunkt ansetzen.
Mir ist bewusst, dass das Zeit braucht; ihre Situation sich ändern muss.
So, Feuer frei!