Xardas

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  1. Hallo Pickup Community, ich habe mich heute endlich dazu überwunden hier anzumelden. Ich war in der Vergangenheit immer mal wieder als Stiller Leser mehr oder minder aktiv. Meine Beweggründe der Neugier waren natürlich von eigener Betroffenheit mit der schlechten Situation mit dem anderen Geschlecht gegeben. Schlechte Situation heißt konkret, dass ich mit meinen 22 Jahren noch nie eine Freundin hatte. Weitere Interaktionen mit dem anderen Geschlecht waren natürlich auch nicht gegeben. Die zwei Hauptgründe sind sicherlich mein total kaputtes Selbstbewusstsein gepaart mit meiner Behinderung sein. Ich bin seit ich denken kann im Rollstuhl, da ich an einer Muskelerkankung leide. Das erste Mal konnte ich mit 12 Jahre „laufen“. Es war ein atemberaubendes Gefühl nach 12 Jahren die ersten lang ersehnten "ersten Schritte“ zu machen. Das was für andere das selbstverständlichste der Welt ist, war für mich das bis dato schönste Erlebnis in meinem Leben. Und dabei rede ich hier gerade mal von 4 Metern vom Schreibtisch bis zu meinem Bett. Jeder einzelne Schritt war geplagt von höllischen Schmerzen und dem extremen ankämpfen das ich nicht umkippe. Das Gleichgewicht, welches ich nahezu nicht habe, musste ich zuvor jeden Tag trainieren indem ich mich einfach mal für ein paar Sekunden hinstellen musste. Ehrlich gesagt haben wir seit ich denken kann beim Physiotherapeut dafür geübt… Voller Zuversicht blickte ich in die Zukunft und freute mich auf den positiven Lebenswandel. Tausende von Bilder und Zukunftspläne schmiedete ich in meinem Kopf, das Leben auf den Kopf stellen. Unzählige neue Möglichkeiten würden sich bieten – und letzten Endes malte ich mir natürlich auch aus vielleicht mal eine Freundin zu haben. Dummerweise brauch ich nahezu immer eine Begleitperson, was natürlich die Sache nicht einfacher macht. Einen Elektrorollstuhl habe ich leider nicht, da er sehr teuer ist und die Krankenkasse das nicht zahlen möchte. Für einen normalen Rollstuhl fehlt mir die Kraft, mich selbst durch die Stadt zu kutschieren. Hinzu kommt, das sich meine Lage wieder deutlich verschlechtert hat .Ich kann seit einigen Jahren gar nicht mehr stehen, da sich meine Muskeln trotz ständigem Training und starken anabolischen Medikamenten noch weiter zurückgebildet haben. Was mich aber viel mehr fertig macht, ist das Verhalten meiner Eltern in Bezug auf Freundin. Sie redeten mir mit bereits 15-16 Jahren ein, dass ich nie eine Freundin bekommen werde. Damals störte mich das nicht so sehr, da mein Interesse in anderen Bereichen lag. Selbstverständlich kam das Thema später immer wieder auf. Aber der Sachverhalt wurde nun erschreckend schlimmer. Nun hieß es schon das ich schlechtes Erbgut hätte und besser keine Kinder bekommen soll. Das macht mich bis heute total fertig. Nicht das ich keine Freundin habe, nein, damit kann man umgehen. Aber so eine Aussage von den eigenen Eltern zu hören ist für mich eine der schlimmsten Sachen die ich je gehört habe. Die Vermutung ist nun naheliegend das meine Eltern fies und böse sind. Aber das ist das, was mich am meisten verwirrt – sie sind es eben nicht. Sie sind zu mir immer nett und fair – aber wehe es kommt das Thema Freundin auf. Da sind sie wie von der Tarantel gestochen… Ich mache nun schon seit 3 Jahren herum, eine Pflegeperson bzw. Pflegestufe zu bekommen – vergebens. Das heißt also das ich auf meine Eltern angewiesen bin. Ich will auch kein Sozialschmarotzer sein, geschweige denn meinen Eltern auf der Tasche liegen. Seit ich 19 bin arbeite ich in einer Behindertenwerkstatt für einen Hungerlohn von dem ich noch einen Großteil meinen Eltern abgebe für die aufwändige Pflege. Ich bin ehrlich gesagt ratlos was ich tun soll. Sorry das hier nicht alles auf Verführung gerichtet war, aber ihr müsst auch die Umstände kennen, um meinen Sachverhalt einordnen zu können. Versteht mich bitte nicht falsch, ich will kein Mitleid – sowas hasse ich. Ich möchte es einfach in meinen mir paar noch verbleibenden Jahren, wenigstens mal schaffen eine Freundin gehabt zu haben. In der Behindertenwerkstatt ist auch nichts zu reißen. Zum anderen sind in der kleinen Werkstatt in der ich bin, ziemliche geistige Extremfälle – was ich natürlich auch nicht als Freundin will. Ich als Behinderter fühle mich unter den Behinderten ja auch unwohl. Aber das liegt halt an der Differenz zwischen einer körperlichen und geistigen Behinderung. Ansonsten habe ich absolut keinen Draht zu Frauen. Früher in der Schule (war auf einer normalen Realschule), wurde ich von den Mädchen nie ernst genommen und von den Jungs immer als Spast beschimpft. Die Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht sind also bei 0. Aber ich habe Bock was zu reißen und ich gebe nicht auf. Irgendwie muss es zu schaffen sein. Ich wäre doch sicherlich nicht der erste Mensch im Rollstuhl mit einer Frau. Am liebsten hätte ich natürlich eine normal gesunde Frau. Allzu viel Zeit bleibt mir nicht mehr, also heißt es Arsch aufreißen! Über konstruktive Kritik oder gar Vorschläge wäre ich sehr dankbar. Vielleicht gibt es hier ja auch jemanden der im Rollstuhl sitzt und es trotz dessen geschafft hat :).
  2. Ich kenne in der Tat nur eine Frau im Rollstuhl, und die ist mal so gar nicht in meiner Altersklasse :). Ich möchte auch nicht gezielt Frauen mit Behinderungen suchen. Nicht weil mich die Behinderung stören würde, nein. Aber es erinnert einen ein Stück weit auch immer daran, das man selbst so ist. Zum zweiten möchte ich die Behinderung einfach vergessen können. Ich möchte es nicht zum Auswahlkriterium in der Partnersuche machen. Wenn ich unter "normalen" Menschen bin, dann vergesse ich auch manchmal meine Krankheit, da ich ansonsten ja ganz normal bin. Das würde ich auch gerne im partnerschaftlichen Verhältnis so haben. Es ist halt auch schwierig, wenn du immer nur dort hin kannst, wo du hingeschoben wirst. Angenommen ich bin in der Stadt, schiebt mich meine Mutter oder mein Vater mit dem Rollstuhl. Ich müsste sagen, stopp, schieb mich mal zu der Frau dahinten. Allein das fände ich schon mega creepy. Mal davon abgesehen, würde der eigentliche part des Ansprechens dann erst noch kommen. Mit den Eltern im wahrsten Sinne des Wortes im Nacken. Zudem wollen meine Eltern wie gesagt auch nicht, das ich eine Freundin habe. Ich bezweilfe stark, das die das mitmachen würden wenn ich sage schiebe mich mal dort und dort hin. Aber vom Grundsatz hast du vollkommen Recht. Ich muss halt mit meinem Charakter punkten... Das man nur sehr schwer eine Pflegestufe in Deutschland bekommt, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Meine Eltern wissen, das ich gerne ein selbstbestimmtes Leben leben würde. Ja es ist sogar mein Traum. Aber das geht leider nicht. Ich bin auf eine Pflegeperson angewiesen. Es ist ja nicht so, das ich nur schwache Muskeln in den Beinen habe. Es ist mein ganzer Körper der schwach ist. Probleme beim sprechen habe ich nur bedingt. Ich nuschle etwas, aber das hält sich in Grenzen. Daher kann ich mich auch kaum mit dem Rollstuhl selbst durch die Stadt bewegen. Einen 40 Stunden Job kann ich auch nicht machen, da ich nach maximal 6 Stunden total platt bin. Habe daher auch eine 30 Stunden Woche in der Werkstatt.