Ich kenne diese Situation sehr gut. War früher quasi unnahbar. Leute suchten Kontakt, aber ich habe es abgelehnt. Sie luden mich ein und ich fand ausreden, um nicht mit zugehen. Warum? Ich vermute aus Angst, verletzt zu werden. Wollte keine nähe zulassen. Trug auch eine Maske. Komischerweise machte mich das ziemlich beliebt. Ich merkte es zu dieser Zeit nicht, dass ich nicht wirklich zufrieden war und quasi vom Leben weglaufe. Ich lernte im Abi meine Oneitis kennen. Sie war jemand, die auch so unnahbar wirkte und vielleicht auch war. Ich merkte, dass ich sie unbedingt haben will. Sie von innen ausfüllen. Ich sah sie auch als Statussymbol. Als perfekte Ergänzung neben mir.
Ich lernte bei ihr PU bzw. machte meine ersten Gehversuche mit ihr. Von einem Extrem (unnahbar) zum anderen (needy), wie ich es erst später realisiert habe. Ich war ein Nice Guy. Bin es immer noch. Sogar viel mehr als ich dachte.* Seitdem habe ich einfach das tierische verlangen, Erfolg bei Frauen zu haben. Von IOIs bis zum ficken. Ich will alles. Mir war davor nicht klar, wie sehr ich mich danach gesehnt habe. Es wurde und ist für mich die totale Bestätigung. Lässt das Interesse nach oder kommen keine IOIs mehr, fühle ich mich mies. Dies führte dahin, dass ich immer noch needy bin und viel zu leicht zu haben.
Ich weiß, Stichwort: Respekt. Ein Mann muss jederzeit weggehen können. Ich sah aber den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich dachte, es gehöre zum Spiel der Verführung. Dass ich sie rumkriege. Sie mache dies nur aus Unsicherheit. Ich habe ihr Desinteresse (vermutlich) als Unsicherheit interpretiert und dachte, sie sei wie ich von früher. Auch Angst verletzt zu werden, unnahbar sein. Ich sah es einfach nicht, dass ich Respektlos behandelt wurde. Endete damit, dass ich mich neben sie setzen wollte in der Vorlesung und sie mir sagte, dass der Platz besetzt sei. Für wen? Für irgend einen anderen Typen ... Ich war ein räudiger Köter, der vor die Tür gesetzt wurde. Fühlt sich sehr scheiße an! Ich würde mir lieber meinen Arm im bewussten Zustand abnagen, als so etwas noch mal fühlen zu müssen. Aber es half mir im Nachhinein, zu erkennen, dass es auch Frauen gibt, die einfach Arschlöcher sind und man selbst dafür nichts kann. Ich wurde kritischer. Frauen nicht mehr anhand ihrer Schönheit auf ein Podest zu stellen. Ich etwas Erfahrung dazugewonnen.
Als ich dies erkannt habe, versuchte ich es zu ändern. Gar nicht so leicht, wie ich feststellen musste. Ich wollte nicht mehr needy sein. Wollte mich nicht schlecht behandeln lassen. Ging also Richtung Hard2Get. Klappe ganz gut wieder. Nur verloren die Frauen dann das Interesse, weil ich Impossible2Get war. Ich war wieder unnahbar. Sie versprüht schon eine gewisse Aura. Nur lässt das Interesse auch schnell nach. Attraction war also da. Was aber fehlte, war Comfort.
Also Comfort geübt. Was passierte? Ich war wieder needy. Ich war war und bin zu leicht zu haben. Und die Nice-Guy-Verhaltensweisen waren immer noch da.
Bei einer aktuellen Dame, war ich von Anfang an Hard2Get. Sie investierte. Sie Frage mich viel persönlich. Ich hatte so eine Angst, es wieder zu vermasseln, dass ich Hirnfick bekam. Ich taute langsam auf. Am Anfang war es noch locker, weil ich keine Erwartungen hatte. Als ich ihr Interesse bewusst warnahm, hatte ich die Angst, wieder in ein Extrem zu rutschen. Ich versuche mich momentan bewusst zurückzuhalten. Aber ihr auch entgegen zu kommen. Und da ist die Hürde, das richtige Maß zu finden. Auch, weil hinzu kommt, dass sie in einer LTR ist 😉 Welche Verhaltensweisen von Frauen sind noch ok und welche nicht mehr? (Hexer gab mir diesen sehr guten Rat: "wie würdest Du reagieren wenn es ein Kerl wäre?", der sehr hilft) Hatte sie nur einen miesen Tag oder war ich zu needy? Führt zwar schnell zum Hirnfick und ist damit kontraproduktiv, die andere Seite der Medaille bringt allerdings, so vermute ich, große Fortschritte. Hier ist auf 'Hirnfick Teil V: Selbstreflexion vs. Selbstgeißelung' von Doc Dingo zu verweisen.
Wenn man aber den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, braucht man Hilfe bzw. Stützräder, um so etwas früh zu erkennen und es nicht vor die Wand zu fahren.
"Einfach machen und auf seinen Instinkt/seine Gefühle zu hören" ist das äquivalent zum Planet-Liebe-"Sei einfach du selbst"!
Für fortgeschrittene Verführer sicher ein guter Rat. Für Anfänger mMn fatal!
Das Problem ist nämlich, dass mir dies eben nicht automatisch gelingt. Das Nice-Guy-Syndrom ist in mir verankert und so würde ich, wenn ich instinktiv handeln würde, sehr kontraproduktiv handeln. Wie ein verrückter, der immer wieder versucht so hoch zu springen, so dass er es erreicht, schwerelos zu werden ...
*Ich habe nämlich gerade mit dem Buch 'Nie mehr Mr. Nice Guy' von Robert Glover angefangen und habe direkt zu meinen entsetzen feststellen müssen, dass ich immer noch einer bin. Daran werde ich aber jetzt arbeiten. Bin gerade bei Seite 38. Und folgendes trifft u. a. auf mich zu:
- Ich bin unehrlich, weil ich meine Fehler verbergen will und vermeide mit Frauen(!) Konflikte.
- Ich bin ein Kontrollfreak, weil ich will, dass alles reibungslos läuft.
- Ich bin häufig isoliert, weil mein Verhalten es anderen schwer macht, mir wirklich näher zu kommen.
- Ich fühle mich oft von Menschen oder Situationen angezogen, die in Ordnung gebracht werden müssen, weil ich durch meine Kindheitsprägung, dem Bedürfnis, gut dazustehen oder der Jagt nach Anerkennung (besonders durch Frauen), nachkommen muss.
PS: Für Feedback bin ich immer offen und sehr dankbar!