Ich könnt kotzen. Wie sich herausgestellt hat, bin ich nun genau auf der Stufe gelandet, auf der ich mit 15 war. Also habe ich eine 11-Jahres Bruchlandung hingelegt. Wenigstens bin ich jetzt was Studieren betrifft etwas fleißiger als damals in der Schule. Aber mal langsam:
Ein Jahr vor Corona war ich noch damit beschäftigt, nach einer fast 4-jährigen Beziehung den Umgang mit fremden Frauen erneut zu üben. Das Ziel war, nicht als AFC zu beginnen sondern schon fortgeschritten. Natürlich bin ich im Umgang mit Frauen irgendwie miserabel, soll heißen: Bei einem längeren Date werde ich langweilig, sobald ich etwas erschöpft bin. Aber ich war stolz, und zwar sehr stolz, nicht Abhängig nach meiner Ex zu sein und sie auch nicht zu hassen, sondern mich für sie und ihren neuen zu freuen und mit ihr befreundet zu sein. Stolz, meine Gefühle in den Griff bekommen zu haben und loslassen wie ein Buddah.
Leider lief es, wie schon gesagt, nicht besonders gut. Dennoch besser als bei meinen Freunden. Telefonnummern zu bekommen war nicht schwer für mich, ein Date aber eher schon, und KC sehr schwer. Immerhin konnte ich nach einem Jahr 1 FC, 3 KC und diverse NC nachweisen, welche mein Bedürfnis nach Zuwendung leider nicht befriedigten. In der örtlichen Bar wurde der Altersunterschied zunehmend zu einem Problem, mein Freundeskreis wollte selten dort hin, da dort die meisten zwischen 18 und 20 waren und nicht mehr in unserem Alter (24 bis 27). Trotzdem, es ließen sich wenigstens Telefonnummern besorgen.
Dann wurde ich in der Probezeit gekündigt, kurz danach musste ich bei meinen Eltern einziehen. Meine Idee war, doch noch den Master zu machen und mir bis dahin mit einem zweiten Nebenjob eine kleine Wohnung zu ermöglichen. Leider wurde dieser von Corona gefressen, also sitze ich bis jetzt bei meinen Eltern fest. Meine Schwester ist auch wieder eingezogen, und mein Vater kocht vor Freude jeden Abend etwas zu Essen.
Kommen wir zu der aktuellen Mädel-Situation und meinen Absturz in mein 15. Lebensjahr.
Während die Beschränkungen gelockert wurden, habe ich meine letzte Telefonnummer gekriegt, aus der leider nichts geworden ist. Aber ich war trotzdem glücklich, all die Monate Isolation und ich habe nicht alles vergessen. Leider ist das nun auch schon wieder über 4 Monate her.
Es gibt da so ein Mädchen, das kenne ich schon ewig. Als Kinder haben wir sehr sehr viel unternommen, waren wie Pech und Schwefel. Mit 15 war ich plötzlich verliebt in sie, als totaler Anfänger auch verloren ohne Ende, meine erste richtige Oneitis. Den Begriff und was er bedeutet kannte ich damals nicht, und Freunde hatte ich auch kaum. Ich war ihr bester Freund und nun auch Orbiter. Irgendwann haben wir uns aus den Augen verloren, die Jahre zogen vorbei, ich sammelte eine Hand voll Erfahrungen in meiner ersten Beziehung und fand jede Menge neuer Freunde und Hobbys. Wir sahen uns gelegentlich, eigentlich fast immer zufällig und nie alleine. Bis wir uns vor Kurzem mal mit ein paar Freunden zusammen trafen und anschließend anfingen, uns Nachrichten zu schicken, immer so Kleinigkeiten über Snapchat. Mal ein Bild von irgendwas hier, ein Kommentar da und so Sachen. Dann beschlossen wir uns zu sehen und sie meldete sich plötzlich nach einem meiner Vorschläge nicht mehr. Mmhh komisch, aber ein paar Tage später meinte sie plötzlich, sie hätte keine Zeit gehabt. War ja ok.
Gestern verabredeten wir uns jedoch spontan und unternahmen was zusammen. Ich habe mich gefreut, eine langjährige Freundin wieder zu sehen und mal genau zu erfahren, was sie so gemacht hat in all den Jahren. Blöd nur, während wir so unterwegs waren, merkte ich meine alte Zuneigung zu ihr, diese rollte an wie eine Diesellok mit Ölzieher ohne Fahrer und ohne Sifa. Unaufhaltsam und auffällig. Mal eine seitliche Umarmung hier, etwas zufälliger Körperkontakt da, mehr Kino war nicht drin. War ja auch ursprünglich überhaupt nicht meine Absicht.
Sie verabschiedete sich mit einem "Wir schreiben :)" von mir, was ich irgendwie etwas komisch fand. Daheim angekommen stellte ich erste Symptome der AASanadgW-Krankheit ("Am-Arsch-Sein-Aber-Nicht-Auf-Die-Gute-Weise") fest. Ich musste pausenlos an sie denken, mein Herz schlug jedesmal heftiger beim Gedanken an sie und ich konnte nicht schlafen. So ein Bullshit aber auch. Ich war wieder total abhängig und bin es jetzt, in diesem Moment, auch noch.
Heute morgen dann bekam ich während einer Vorlesung (natürlich online) plötzlich einen Snap. Von Ihr. In diesem Moment brauchte ich keinen Kaffee mehr, war hellwach und aufgeregt. Doch Moment, ich schau mir das erst nach der Vorlesung an, will ja nicht abhängig sein.
Bis zur Pause habe ich durchgehalten, dann den Snap angeguckt: Irgendwas mit ihrem Kater. Ich daraufhin geschrieben, wie toll es gestern war und noch irgend was, und seitdem keine Antwort. Es ist wie "Ködern und Warten", pure Folter, nur würde "Ködern und Warten" Interesse ihrerseits voraussetzen. Nichtmal gelesen hat sie meine Nachricht. Ich also denke den ganzen Tag daran, kann mich kaum konzentrieren, und schicke ihr irgendwann Abends doch einen Snap. Ein Foto von einem Buch, was hoffentlich wie so eine unwichtige Mail an alle Freunde aussieht anstelle eines spezifischen Invests. Da ärgert mich plötzlich, dass ich nachgegeben habe. Ich habe bei "Ködern und Warten" verloren und meinen Orbiterstatus bestätigt. Doch halt, was mach ich hier? So einen Mist, das hatten wir doch vor 11 Jahren schon mal! Ich merke, ich bin verloren. Und plötzlich wird mir klar: Ich war schon die ganze Zeit verloren, habe meinen eh schon mehr als schäbigen Erfolg bei Frauen nur durch viele Versuche erlangt. Und auch konnte ich meiner Ex nur verzeihen, weil ich, als sie Schluss machte, überhaupt keine Gefühle mehr für sie hatte. Das war mir bis heute nicht klar.
So sitze ich nun hier, und bin da angelangt, wo ich mit 15 stand. Wohne bei meinen Eltern, lerne für irgendwelche Prüfungen statt Geld zu verdienen, bin in das selbe Mädel von damals verknallt und unternehme dank Corona kaum was mit Freunden. Normalerweise würde ich in dieser Situation viel ausgehen und versuchen, neue Leute kennen zu lernen, aber das geht ja gerade nicht, die Kneipen haben zu, es gibt keine Veranstaltungen. Ich merke, ich bin am Arsch. Dennoch ist es Jammern auf hohem Niveau, es gibt Menschen, die leben in Krisengebieten oder haben kein Dach über dem Kopf oder sind krank...
Jetzt konnte ich das alles los werden, und selbst wenn es keiner liest hat es mir sehr geholfen und mir geht es jetzt besser. Verzeiht etwaige Schreibfehler, ich habe schon länger keinen Text mehr "frei Schnauze" geschrieben 🙂 Und wenn sich jemand lustig macht, so habe ich wenigstens jemanden zum Lachen gebracht.