Tag 1 Mir ist das Glück zu Teil geworden, in einer ziemlich belebten Gegend wohnen zu dürfen. Jedenfalls hatte ich heute auf dem Weg zur Uni und bei einer kleinen Tour durch die Innenstadt viele Gelegenheiten zum Grüßen und habe diese, sofern Augenkontakt bestand, auch weitestgehend genutzt. Wie dem Großteil der anderen Campern ist dabei auch mir aufgefallen, dass die meisten Menschen, die einem entgegenkommen, entweder in Richtung Boden gucken oder in ihrem ,,Tunnelblick'' auf irgendwelche Luftlöcher fixiert sind. Überwiegend habe ich heute ältere Menschen und Leute mittleren Alters gegrüßt, wobei ,bis auf in einem Fall, immer zurückgegrüßt wurde (mal überrascht, mal etwas kautzig, im Regelfall aber freundlich). Das ich nur Personen der Kategorie Ü30 angesprochen habe, hatte zwei Gründe: zum einen haben die Älteren im Gegensatz zu den Vertretern der jüngeren Generationen den Augenkontakt öfter erwidert und zum anderen, der schwerwiegendere Grund, beschlich mich ein unbehagliches Gefühl bei dem Gedanken, fremde Jugendliche oder junge Erwachsene zu grüßen (mir fehlten schlichtweg einfach noch die Eier dazu). Hin und wieder habe ich mich ausschließlich auf den Augenkontakt konzentriert und muss hierbei zu meiner Erleichterung erwähnen, dass ich grundsätzlich keine Probleme habe, mit Fremden; darunter auch meine ,,Problemgruppe'', Augenkontakt aufzunehmen und diesen zu halten. Lediglich bei einer HB8 im Zug, die Augenkontakt mit mir aufgenommen und mich solange beobachtet hat, bis ich mich hingesetzt habe, musste ich mich bedauernswerterweise sehr früh geschlagen geben. Bei anderen HBs, die mit mir Augenkontakt hatten, ist es mir gelungen, bis zum Ende durchzuhalten. Was mir während der Ausführung der Übung besonders positiv aufgefallen ist, dass die anfängliche Nervosität mit der Zeit rapide abnahm und letzten Endes sogar ganz verschwand. Je mehr Augenkontakte ich hielt und je mehr ,,Hallo's'' und ,,Morgen's'' ich los geworden bin, desto selbstsicherer wurde ich. Ich spürte förmlich, wie etwas in mir geschieht, wie sich mehr und ein nahezu rauschhaftes Gefühl in mir breitmachte. Nicht nur meine Grundstimmung verbesserte sich enorm, auch meine Körpersprache profitierte davon. Während ich anfangs, quasi als Nebenquest, darauf bedacht war, beim Gehen und Sitzen auf Alphakörpersprache zu achten, musste ich im weiteren Verlauf der Übung keine Gedanken mehr daran verschwenden, da sich mit steigender Selbstsicherheit die Brust scheinbar von selbst herausdrückte und die Schultern wie von Geisterhand nach hinten gingen, während sich der Kopf aufrichtete, immer nach den Blicken der Anderen suchend. Insgesamt war es ein sehr zufriedenstellender erster Tag. Das einzige, was mich stört, ist, dass ich mich nicht getraut habe, fremde Jugendliche zu grüßen. Deswegen erlaube ich mir an dieser Stelle, den Schwierigkeitsgrad der ersten Woche zu erhöhen. Ab dem morgigen Tag zählen für den Counter nur ,,Hallo's'', die an junge Erwachsene und Teenager gerichtet sind, um so einen weiteren Schritt aus der Comfort Zone zu machen. Mitglieder des älteren Semesters dienen nur noch zu Trainingszwecken. Dabei werde ich auch weiterhin versuchen, Blickkontakt zu HB's der Kategorien 7-10 aufzunehmen und zu halten. Stand nach Tag 1: 25/50