Mir widerstrebt es ein wenig, meine Geschichte in diesem Forum zu posten, weil das Krankheitsthema überdurchschnittlich viel vorkommt. Aber vielleicht gibt es Leute, die (wie ich) hier auch nach sowas schon gesucht haben und nicht fündig wurden.
Mein Alter: 29
Ihr Alter: 25
Dauer der Beziehung: 3 jahre
Vorkenntnisse: Lob des Sexismus, ganz viel pickupforum, The Game, The Secret
Art der Beziehung: LTR
Probleme, um die es sich handelt:
Kennengelernt hab ich sie durch gemeinsames Musik machen. 1 Jahr lang mehrmals wöchentlich brav nebeneinander musiziert, sie war damals noch in einer Beziehung. Hat mir dann nach knapp einem Jahr offenbart, dass sie sich in mich verliebt hat. Meine Antwort war, dass sie wie ein Schwester für mich ist. haha. Ich hatte durch die Musik eine sehr emotionale Bindung zu ihr aufgebaut, hab sie für ihre Gesangsstimme und Kreativität bewundert, sie war in meinen Augen aber kein Beziehungsmaterial. Sie war damals 21, optisch nicht unattraktiv, ihr Verhalten aber eher wie 17.
Ich hab mich zu dem Zeitpunkt selbst auch garnicht als sexuell verfügbar gesehen weil: seit 2010 schwere Haut-Immunerkrankung, unheilbar. Unbehandelt tödlich, Medikamente mit starken Nebenwirkungen (starkes Schwitzen, Übelkeit, Gewichtszunahme, Trägheit, etc. ehgelisch.). Ganzer Körper mit Wunden übersäht. Auch da, wo es einem Mann am meisten weh tut.
Sie hat aber nicht locker gelassen, also hab ich mich mit dem Gedanken angefreundet, es mal laufen zu lassen. Für sie war alles ganz großartig und romantisch - ich erinnere mich vor allem an den Mundgeruch, den sie (und ich wahrscheinlich auch) nach einem Nickerchen ohne Zähneputzen in einer lauen Sommernacht auf ihrem Dach beim ersten Kuss hatte. Auch abgesehen davon, das war echt der furchtbarste erste Kuss, den ich je hatte. Fällt mir gerade so auf.
Ich hab ihr dann sofort von meiner Hautkrankheit und dem Befall der entsprechenden Region erzählt und eigentlich erwartet, dass sie das abschreckt. Sie hat stattdessen vorsichtig versucht herauszufinden, wie sie mit mir umgehen kann, ohne dass es für mich schmerzt. Die konkrete Aussicht auf überhaupt irgendeine Art von Sex und körperlicher Nähe war dann doch unwiderstehlich.
Hatte damals gerade Lob des Sexismus durchgelesen und viel im pickupforum gestöbert und ein einige Prinzipien an ihr ausprobiert. Auch schon bevor wir ein Liebespaar waren. Hab sie anfangs immer lange warten lassen, immer gewartet, bis sie sich meldet, Treff- und Zeitpunkt bestimmt, auf Pünktlichkeit bestanden, c&f, Frame halten und das ganze zeug. Sargen war ich nie, weil mir das wegen meiner Krankheit eher wie ein Anlauf gegen eine Wand vorkam.
Sex war meistens sehr schmerzhaft für mich, vor allem hinterher. Sie war erstaunlich sexy im Bett, perfekter nackter Körper, der bekleidet garnicht zur Geltung kam. Sie hat mir gleich anfangs gesagt, dass sie beim Sex nicht so leicht kommen kann, dass ich deswegen nicht genervt sein soll. Manchmal, wenn ich gut an meinem Schmerz vorbeificken konnte hatte es den Effekt, dass ich hart war und nicht sensibel, und deswegen ewig durchalten konnte. Beim zweiten Mal Sex hatte sie demzufolge 4 Orgasmen und ließ sich zu der Aussage hinreißen, es wäre der beste Sex ihres Lebens. Das war zumindest für meinen Kopf eine Befriedigung. Körperlich war es meistens eher aufreibend.
Ich war dann kurz nach unserem Beziehungsstart für 8 Wochen in einer psychosomatischen Klinik. Hab mich geweigert die Beziehung per Telefon zu führen, sie hat gezetert und gefleht mich besuchen zu dürfen, aber ich wollte nicht, dass sie mich in dem Umfeld sieht. Im Nachhinein denke ich, dass diese Distanz, die ich konsequent gehalten habe, ihr instinktives Weibliches beeindruckt hat.
Sex hab ich dann leider immer mehr als negativ Empfunden, weil einfach der Schmerz gegenüber der Lust überhand nahm. Es zwar immer geil rumzumachen, aber als mein Körper gecheckt hat, dass es auf jeden Fall im Schmerz enden wird, konnte ich mich nicht mehr überwinden. Es gab ein paar wenige gute Tage, da war es erträglich. Ansonsten musste ich sie ständig abblocken, weil sie bei jeder Gelegenheit Sex wollte. Hat mich ganz schön angekotzt, ein junges hübsches Mädchen nicht ranlassen zu können. Hab ihr natürlich erklärt, dass es nicht an ihr liegt.
Mir waren am Anfang einige Sachen an ihr unangenehm. Wobei ich nicht entscheiden konnte, was ich davon mit gesundem Liebeszauberstab als anturnend empfunden hätte. Ob ich zum Beispiel mit gesunder Liebeskompassnadel über Mundgeruch hinweggesehen hätte.
Weil eines ist schon richtig, es ist wirklich alles Schwanz-gesteuert. Das ist mir sehr klar geworden. Wenn mit dem Schwanz was nicht passt, dann steht alles auf einem sehr wackeligen Fundament, nicht nur im Bereich Liebe, Sex, Zärtlichkeit, Nähe. "Es gibt ja noch andere Sachen außer Sex" ist einfach ein grundlegendes Missverständnis. Die Fähigkeit eines Mannes, eine Frau zu lieben beginnt beim Schwanz.
Ich hätte nicht gedacht, dass sie bei mir bleiben würde. Die ganzen Anleitungen der PU Weisheit für Beziehungen laufen darauf hinaus, seinen Schwanz einzusetzten. Aber sie war vernarrt in mich. Liebe ihres Lebens und so.
Nur überhaupt mal wieder eine Freundin zu haben, mit ihr gesehen zu werden, nicht alleine zu sein, war schon eine Wohltat für mich.
Im Laufe der Jahre hab ich die Medikamente immer wieder wechseln müssen, weil ich oft irgendwas nicht mehr vertragen hab. Immer anstrengend so eine Umstellung. Kortison spielte auch immer wieder eine große Rolle, führte zum Fettaufbau. Sport war schwierig für mich, weil ich mich nach Anstrengung nur schwer erholen konnte, die Wunden überall brennen mit Schweiß, außerdem immer Übelkeit und ununterbrochene Erschöpfung und so weiter.
Vor zwei Jahren ist ihre WG Partnerin ausgezogen, sie wollte, dass ich bei ihr einziehe. Ich hab gesagt, ne, zu früh nach einem Jahr Beziehung. Sie hat dann eine Wohnung nahe bei meiner gefunden, war mir recht. Sehr angenehm, sie jederzeit in 20 Minuten zu Fuß besuchen zu können.
Ich weiß nicht mehr wann, aber irgendwann hatte ich mich ganz an sie gewöhnt. Es war alles ok so wie es war und ich war oft richtig glücklich mit ihr. Hab dann meine PU Strategien gelockert, haben uns oft jeden Abend gesehen.
Mitte letzten Jahres entdeckt, dass Marijuana Rauchen die Hautkrankheit am Penis weniger werden lässt. Für ein paar Wochen öfter Sex. Ist dann vielleicht needyness eingetreten? Weiß ich grad nicht mehr, jedenfalls hab ich dann hart gefreezed was das Zeug hält. Hab sie eine Weile nur zum Sex besucht und bin dann sofort wieder abgehauen. Sie wieder viel öfter im Unklaren gelassen, was ich sonst so mache, wen ich sonst so treffe, von wem ich sonst so zum Essen eingeladen bin.
Mitten in diesen Freeze hab ich dann eine fette Allergie mit starker Atemnot entwickelt und zwar auf irgendetwas in meinem eigenen Zimmer. Arzt hat keine Erklärung, Medikamente wirken nicht. (Ich hab ein paar mal Marijuana mit geschlossenem Fenster geraucht in meinem Zimmer, evtl davon). Also entweder:
- ersticken im Schlaf,
- im Auto schlafen,
- auf der Straße schlafen, oder
- bei ihr schlafen.
"Du kannst jederzeit bei mir übernachten, Baby". Klar sagt sie sowas. Das war Ende letzten Jahres. Und es war das Anfang vom Ende.
Ich hab mich sehr gesträubt dagegen, einfach bei ihr zu wohnen, unter diesen Umständen. Wollte die gesunde Distanz halten. Zwischendurch immer wieder versucht, zu Hause zu schlafen, immer wieder fast erstickt und nach ein paar Stunden wieder bei ihr angekrochen. Sie hat eine schöne Wohnung, aber zu klein für zwei Personen. Beschränke mich aufs Nötigste, lebe aus dem Rucksack. Sie macht mir ein ganzes Abteil im Kleiderschrank frei. Ich weigere mich für eine Weile, dann ists doch bequem.
Dann sag ich, scheiß drauf. Sie ist eh nicht meine große Liebe. Ich lass es jetzt laufen, wies kommt. Ich hab eh keine andere Wahl.
Also mach ich mich nach und nach breit.
Dann schleicht sich das Gefühl von Familie bei mir ein. Sich sicher zu sein, jemanden am Abend zu sehen, der einem wohlgesonnen ist, das hatte ich noch nie. Körperliche Nähe, gemeinsam Lachen. Wenn vieles scheiße war, gelacht haben wir wie die Götter. Oder wie Teufel, ich weiß nicht. Ich denk mir gerade, das Lachen war wahrscheinlich das beste an unserer Beziehung. Und das bringt mich beim Schreiben grad zum ersten mal zum heulen verdammt, aber ok, weiter.
Irgendwann in der Zeit hab ich dann The Game von Neil Strauss als Hörbuch in mich aufgesogen. Auf ein paar Partys mit dem Erlernten gespielt. Dann die Fortsetzung The Secret durchgehört. Hat mich getroffen, hat meine Sicht auf die Beziehung verändert. Einstellung war dann in etwa "keine Spielchen, wenn man jemanden Eifersüchtig machen muss, damit er bei einem bleibt, wenn man immer Distanz schaffen muss um Nähe zu erreichen, dann ist die Beziehung nichts wert". Oder so ähnlich.
Ich hab mich zu der Zeit einer bestimmten Chemotherapie unterzogen, die für meine Krankheit eigentlich noch nicht zugelassen ist, und nur in Härtefällen eingesetzt wird. Die Ärzte hatten sehr gute Erfahrungen damit. Ist zwar Gift, aber man verspricht sich davon vollständige Remission (also vollständiges Abheilen) für ein ganzes Jahr.
Ich hatte an den Therapieerfolg einige Hoffnungen geknüft. Endlich mal wieder gesund fühlen, Sex genießen können, keine (nur leicht) entstellenden Krusten auf den Nasenflügeln, keine schuppenwuchernde Kopfhaut, keine Wunden irgendwo am Körper, die jederzeit spontan auftauchen können. Und dann natürlich sofort Pläne gemacht, was ich mit meiner Gesundheit dann alles schaffen kann. Nicht zuletzt endlich wieder Sport machen und die sichtbaren 15 Kilo wieder abnehmen. Den Sommer mit einem großen Projekt im Ausland verbringen.
Der Chemoscheiß hat dann nicht gewirkt. Hat mir aber trotzdem die Nebenwirkungen verpasst. Das hat mich mental so runtergezogen. Lethargie, Apathie. Wir waren direkt nach Abschluss der Chemo im Urlaub in New York, ließ sich terminlich nicht ändern. Mein erstes Mal Amerika, und ich hatte mich saumäßig drauf gefreut, aber ich konnte mich nur mit Mühe durch die Gegend schleppen. Das war auch nicht gerade anturnend für sie. Also zu sehen, dass ich im Urlaub in der City der Cities einfach nur zuhause rumliegen würde, wenn man mich ließe. Sie musste mich wirklich hinter sich herschleifen, so fertig war ich.
Achja, eine neue Wohnung zu finden war schier unmöglich in unserer Stadt. Die Nachfrage ist so stark gestiegen, dass jeder Vermieter immer einen besseren Mieter findet als mich, mit Selbstständigkeit, unregelmäßigem Einkommen etc. Nach 90 erfolglosen Wohnungsbesichtigungen gibt man auf.
Allergie ist nicht besser geworden, also mein WG Zimmer immer noch unbewohnbar. Ich lass bei ihr mal anklingen, dass man jetzt ja zusammenziehen könnte. Mit ihrer Wohnung als Tauschobjekt und gemeinsamer Finanzkraft hätte man eine Chance, was richtig schönes zu finden, selbst bei unserem Mietwahnsinn. Sie zögert, drückt sich. Mir ist klar, sie will nicht. Frag später trotzdem nochmal, sie wird emotional, erzählt mir, dass sie extrem heulen musste, als sie ihrer Mutter am Telefon von meiner Zusammenziehen-Frage erzählt hat und sie ist sich sicher, sie will nicht.
Dann kündigt sich an, dass mein Bruder ein Auslandsjahr machen wird und seine Wohnung frei wird. Die nehm ich. Mitte September wird die frei und ich hab endlich wieder meine eigenen vier Wände. Zu spät allerdings.
Unangenehme Details:
- Meine Kopfhaut ist momentan am stärksten von der Hautkrankheit befallen, riecht deswegen anscheinend sehr unangenehm. Sie spricht mich mehrmals drauf an. Gibt nicht viel was ich machen kann. Werde sehr traurig deswegen. Versuche im Bett den Kopf von ihr wegzudrehen, damit sies nicht riecht.
- Meine ganze Kopfhaut entwickelt großflächig gelbliche Krusten, die ich fast zwanghaft abpulen muss. Anfangs reiß ich mich in ihrer Wohnung zusammen, wenig später liegen sie überall. Ich versuche, sie häufig wegzusaugen. Ist aber echt ungeil.
8,5 Monate bei ihr zu wohnen hat sie ständig mit diesen Sachen konfrontiert. Dass sie nicht schon eher durchgedreht ist, wundert mich. Ich hätte niemanden so lange ausgehalten auf diese Art.
Dann ist bei mir etwas zum Vorschein gekommen, was ich mir nach meiner letzten Beziehung eigentlich abgeschworen hatte: Meine kindliche, eigentlich an meine Mutter gerichtete Klage über meinen Zustand, fehlgeleitet an meine Partnerin. Also eine nörgelnde Erwartung, dass sie macht, dass alles gut für mich wird. Sie verantwortlich dafür machen, wie es mir geht. Ihr bewusst machen, wie schlecht ich dran bin, wenn sie grad ausgelassen fröhlich ist. Verdammte scheiße, ich bin gerade so wütend auf mich.
Normalerweise hätte ich das in meinen eigenen Wänden mit mir selbst ausmachen müssen. Aber mir gings wirklich so schlecht, dass ich mich nicht unter Kontrolle hatte und ich konnte nirgendwo anders hin.
Dann wars plötzlich sehr deutlich zu spüren, dass sie Abscheu?... vor mir hat? Abneigung? Zumindest keine Zuneigung mehr. Das war dann nochmal wie ein rießiger schwarzer Stein an meiner Seele. Komplett null Antrieb mehr, für nichts. Da hab ich garnix mehr hinbekommen. In meinem mehrwöchigen Urlaub nur vom Bett an den PC, kurzer Spaziergang, an den PC, ins Bett. Ich dachte dann Erschöpfungssyndrom oder Schilddrüse kaputt, aber was mich abgefuckt hat war natürlich die Tatsache an ihre Wohnung gefesselt zu sein, während ich ihr zuwider bin. Oder zumindest ungewollt.
Und jetzt mach ich mir Vorwürfe, dass ich ja gewusst hab, was läuft. Dass ich aus meiner Lethargie erwachen müssen hätte. Dass mir ja doch nicht so egal war, was aus der Beziehung wird.
Ich hab mich ja bei ihr einquartiert in dem Wissen, dass sie eigentlich immer wieder Distanz braucht, aus PU Sicht. Dass ich Distanz brauche, um die unangenehmen Seiten meiner Krankheit verbergen zu können.
Als ich gemerkt hab, dass sie sich wirklich ernsthaft von mir abwendet, hätte ich mich zwingen können Sport zu machen, meine Haare schneiden zu lassen, meinen Bart zu pflegen, neue Klamotten zu kaufen, alte Freunde und vor allem Freundinnen zu treffen, meine Pläne zu verfolgen, die neue Salbe für die Nasenflügel zu probieren, die neue Lösung für die Kopfhaut zu probieren, meine Brusthaare zu schneiden, und so weiter. Also genau das, wozu ich jetzt durch den breakup sowieso gezwungen bin.
Gleichzeitig war alles so viel Scheiße auf einmal, dass ich eigentlich nicht glaube, dass meine Willenskraft ausgereicht hätte. Vielleicht doch, wenn ich alles noch etwas klarer gesehen hätte. Aber an Klarsicht hats auch vorne und hinten gemangelt.
Heute der Breakup, klar, sie liebt mich eigentlich so sehr, und weiß garnicht, was passiert. Mein Fehler, ich weiß.
Nach 3 Jahren Beziehung tuts halt sehr weh, wenn jemand geht. Auch wenns nicht die Liebe meines Lebens war, es wär schon schön gewesen, weiter diese Art von Gesellschaft zu haben.
Im Grunde hab ich ja selbst Schluss gemacht, indem ich aufgegeben habe, jegliche Attraction zu erzeugen. Vielleicht, weil ich sie eigentlich nicht mehr wollte.
Zu kämpfen hab ich jetzt mit dem Gedanken, wie schwer es sein könnte, eine Frau zu finden, die sich nicht von meiner Krankheit abgestoßen fühlt, die selbst auch das für meine Situation genau passende Maß an sexueller Beeinträchtigung/Unerfahrenheit hat, die einen sexy Körper hat, liebevoll ist, lustig, sanft....
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