Grundformen der Angst

18 Beiträge in diesem Thema

Empfohlene Beiträge

Gast salomons_katze

DIE GRUNDFORMEN DER ANGST NACH FRITZ RIEMANN

Ich werde euch jetzt mal das Persönlichkeitsmodell von Fritz Riemann vorstellen. Wir hatten es schon nun schon zweimal in der Schule, obwohl es eigentlich nicht auf dem Lehrplan steht. Es eignet sich meiner Meinung nach sehr gut, um auf Menschen im Alltag übertragen zu werden und ist daher ein wertvolles Instrument im Umgang mit Menschen. Man erkennt sich womöglich auch selbst in einem der Typen wieder, was eine Möglichkeit ist, auf die eigenen Schwäche aufmerksam zu werden.

Es ist so, dass alle Menschen Ängste haben. Viele jedoch sind allen gemein und wie Fritz Riemann erkannt hat, lassen sie sich in 4 Grundformen der Angst zusammenfassen. Je nachdem, wie stark jemand von einer Angst geprägt ist, entstehen sehr charakteristische Persönlichkeitsmerkmale. Interessant dabei ist, dass je zwei Ängste ein Gegensatzpaar bilden. Die vier dazugehörenden Persönlichkeitstypen (schizoid, depressiv, zwanghaft, hysterisch) werde ich jetzt mal beschreiben.

A) Die ersten beiden Grundformen der Angst: zu viel Nähe - zu viel Distanz

1) Der schizoide Typ - Angst vor zu viel Nähe

Der schizoide Typ hat Angst vor dem Ich-Verlust, sobald er anderen Menschen zu nahe kommt. Er rotiert nur um sich selbst, dabei möchte er einmalig und unverwechselbar sein. Wenn ihm jemand zu nahe kommt, empfindet er das als Bedrohung und baut eine Schutzhaltung auf, wobei er wenig Gefühle zeigt und oftmals verletzend ist. Überhaupt hat er Probleme im Umgang mit Gefühlen. Er kann seine Mitmenschen oft nicht richtig einschätzen, ist unsicher im Umgang mit ihnen und ist allgemein sehr distanziert und hat wenig Beziehung zu anderen Menschen. Der Schizoide ist ein Aussenseiter und ein Einzelgänger, der Mühe hat, Freunde zu finden.

1.1) Der Schizoide und die Liebe

Der schizoide ist nicht fähig zu Beziehungen, um es mal hart zu formulieren. Aufgrund seiner Angst vor dem Distanzverlust lässt er keine tiefgehenden Beziehungen zu. Mit Zärtlichkeiten kann er sowieso nicht umgehen.

Im Erwachsenenalter kann es dann zu einer Abspaltung der Sexualität vom Gefühlsleben kommen. Er sieht den Partner nur noch als austauschbares Sexobjekt. Dadurch, dass die Triebseite nicht ins Gefühlsleben integriert ist, kommt es zu einer Gefühlsverkümmerung. ---> infantile Sexualentwicklung

1.2) Der Schizoide und die Aggression

Der Schizoide kann sehr plötzlich sehr aggressiv werden und sieht dabei nicht, was das für den Anderen bedeutet. Er äussert seine Aggressionen dabei sehr direkt, spontan und überdimensional. Angst und Aggressionen hängen zusammen. ---> neigt zu plötzlichen, übertriebenen Wutausbrüchen

1.3) Hintergründe

Der Schizoide ist von seiner Anlage her sehr sensibel. Er hat in den ersten Lebensjahren nicht alle nötige Hilfe bekommen und bildet daher nicht genügend Urvertrauen aus. Die Prägung ist im Frühkindalter sehr stark.

2) Der depressive Typ - Angst vor zu viel Distanz

Der depressive Typ dreht sich immer um eine bestimmte Person und lebt womöglich sogar nur für diese.

Er hat ein schwaches Ich und Angst davor, ein eigenständiges Ich auszubilden, darum wird die Ich-Werdung vermieden und der Depressive bleibt schwach und wenig selbstbewusst. Er will sich auf keinen Fall mit sich selbst beschäftigen, sondern wendet sich lieber einem Anderen zu.

Seine Grundangst besteht darin, verlassen zu werden und allein zu sein. Der Depressive ist also das genaue Gegenteil vom Schizoiden.

Seine Grundstimmung ist pessimistisch und hoffnungslos. Er kann sich nicht vorstellen, dass das leben auch einfach nur fröhlich und leicht sein kann.

2.1) Der Depressive und die Liebe

Der Depressive ist sehr stark abhängig von seinem Partner. Er idealisiert oder vergöttert diesen und tut alles für ihn. Überhaupt ist die Liebe das Wichtigste in seinem Leben.

Krisen entstehen dadurch, dass er sich zu sehr an den Partner klammert und diesen erdrückt. Dann kann es passieren, dass der Depressive sein ohnehin schon sehr schwaches Ich komplett aufgibt und zum Kind wird und auf diese Weise versucht, den Partner zu halten. Er benötigt unbedingt einen stärkeren Partner, an dem er sich anlehnen kann.

2.2) Der Depressive und die Aggression

Der Depressive will seine Aggressionen nicht zeigen, stattdessen nimmt sie andere Formen an: Selbstzerstörung oder Kompensation. Er entwickelt beispielsweise eine Ideologie der Friedfertigkeit. Und er jammert sehr gern.

2.3) Hintergründe

Ein depressives Elternteil und/oder von Natur aus zu wenig dickes Fell. Verwöhnung, Überbehütung in der Kindheit und auch Versagung („Du darfst nicht mit diesen unanständigen kindern draussen spielen!“) können die Grundangst fördern.

B) Die anderen beiden Grundängste: Angst vor Veränderung – Angst vor Beständigkeit

3) Der Hysterische - Angst vor Beständigkeit

Der Hysterische hat allgemein immer sehr grosse Freude am Neuen und mag Abenteuer. Er lebt von Augenblick zu Augenblick und mag es nicht, feste Pläne zu haben. Er ist immer ablenkbar und verführbar. Mit Gesetzen, auch biologischen, wie dem Altern, tut er sich schwer. Wenn ihr also mal ne 60 Jährige mit blond gefärbten Haaren, Solariumbräune und rosa Kleidungsstücken seht, ist der Fall klar. Äussere, materielle Dinge sind für ihn sehr wichtig.

Was der Hysterische am meisten im Leben fürchtet ist die Realität, darum dichtet er sie meistens um. „Ach, ich muss ja gar nicht auf die Prüfung morgen lernen... vielleicht ist ja der Lehrer krank... oder so...“

Er lebt in einer Scheinwelt.

3.1) Typische Verhaltensmuster

- Wunsch nach Sofortbefriedigung

- missachtet immer die Konsequenzen seines Tuns

- wenn er Probleme hat, hofft er auf Wunder

- geht sehr grosszügig mit der Zeit um

- will keine Verantwortung übernehmen

- will keine Konsequenzen tragen

- Fordern ist für ihn wichtiger als Geben

3.2) Die Liebe

Der Hysterische liebt die Liebe, vorallem deshalb, weil sie sein eigenes, niedriges Selbstwertgefühl steigert. Er ist auf diesem Gebiet intensiv, leidenschaftlich und fordernd. Ständig sucht er Bestätigung. Dabei versteht er es aber blendend, mit dem anderen Geschlecht umzugehen und Beziehungen mit ihm sind niemals langweilig. Treue ist jedoch nicht so wichtig, da er es liebt, Abwechslung zu haben. Ans Heiraten denkt er wahrscheinlich nicht.

Seine Beziehungen sind nicht krisenfest, weil der Partner nie genügen kann und der Hysterische ohnehin viel eher sich selbst liebt.

3.3) Aggression

Der Hysterische äussert seine Aggressionen in rivalisierendem und konkurrierendem Verhalten. Er ist dann sehr gut darin, Intrigen zu spinnen. Ausserdem verwendet er Aggressionen zum Dramatisieren und überrumpelt andere gerne, wenn er sich über etwas aufregt, so nach dem Motto: „Angriff ist die beste Verteidigung!“

Da er ein labiles Selbstwertgefühl hat, ist er sehr schnell gekränkt. Je grösster seine Unsicherheit, desto mehr gibt er an, neigt zu Selbstglorifizierung, Geltungssucht und Imponiergehabe.

3.4) Hintergründe

Von der Anlage her ist dieser Typ spontan, lebhaft und kontaktbedürftig. Er tut sich jedoch schwer, Identität aufzubauen.

Die Eltern haben ihn womöglich abgeschoben, wodurch er es schwer hatte, Identität aufzubauen. Das Verhalten der Eltern war ausserdem womöglich nicht immer berechenbar, was es ja eigentlich sein sollte.

4) Der Zwanghafte – Angst vor Veränderung

Der zwanghafte Typ hat Angst vor der Vergänglichkeit, darum strebt er nach Dauer und Beständigkeit. Jede Veränderung ist bei ihm angstbesetzt und am liebsten würde er allen neuen Erfahrungen ausweichen, damit es bleibt, wie es ist. Neuem begegnet er meistens mit Vorurteilen.

Er hat ein überwertiges Sicherheitsbedürfnis und plant sehr genau. Dabei ist er vorsichtig, zielbewusst und meidet jedes Risiko. Er neigt zu Aussagen wie „Früher war alles besser...“.

Er hat einen relativ engen Horizont und Angst, seine eigene Meinung in Frage stellen zu lassen. Er will allgemein alles unter seinen Willen zwingen.

Eine besondere Rolle spielen: Zeit, Pünktlichkeit, Geld, Sparsamkeit

4.1 ) Der Zwanghafte und die Liebe

Der Zwanghafte findet Liebe „beunruhigend“, weil sie wenig berechenbar ist. Darum will er so schnell wie möglich alle aufkommenden Gefühle kontrollieren. Er fasst diese als Schwäche auf und geht sehr sparsam mit ihnen um.

In der Bezihung versucht er, die Verantwortung zu übernehmen. Er schaut den Partner dabei aber mehr so von oben herab an und versucht, ihm seinen Willen aufzuzwingen. Der Partner wird dabei entmündigt und muss einfach „funktionieren“ wie er soll. Es kommt z.T. Zu einer Abspaltung von Liebe und Sexualität.

4.2) Aggressionen

Alles, was spontan ist, ist beim Zwanghaften angstbesetzt. Darum äussert er Aggressionen nicht augenblicklich, sondern versteckt. Selbstbeherrschung ist für ihn wichtig, ähnlich wie im Militär.

Oft äussert er seine Aggressionen versteckt, jedoch können sich diese auch aufstauen, was bei ihm dazu führen kann, dass er Migräne bekommt. Irgendwann kommen dann die aufgestauten Aggressionen zurück.

4.3) Hintergründe

Dieser Typ kommt bei Menschen vor, die in ihrer Kindheit sehr stark bestraft wurden. Auch wurden Anforderungen an sie gestellt, die sie nicht erfüllen konnte, wie beispielsweise, in der analen Phase zur Reinheit gezwungen zu werden. Deshalb versucht der Zwanghafte sehr stark, alles zu lernen, was er lernen soll, kann es jedoch nicht und verliert darum das Selbstvertrauen.

Er hat in der Kindheit die Erfahrung gemacht, dass alles in dieser Welt nur auf eine bestimmte Weise zu tun ist und nicht anders getan werden darf. Er hat einen Hang zum Perfektionismus.

Ich hoffe, ihr findet das Modell ebenso hilfreich wie ich. Vielleicht erkennt ihr ja, mit etwas Fantasie, in einem der Typen einen PUA, in einem anderen einen AFC und irgendwo euch selbst wieder.

bearbeitet von salomons_katze

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Hm nicht uninteressant.

Fritz Riemann ist echt gut. Bin gerade dabei "Die Fähigkeit zu lieben" zu lesen, ist auch PU-technisch sehr interessant, wie auch die Kindheit großen Einfluss auf unsere zukünftigen Beziehungen Einfluss hat usw.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast Romeo_x3

Ich liebe diesen Eintrag..

fand ihn wirklich sehr interessant ;-)

Danke dafür :-)

lg

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Finde den ersten Beitrag echt super und interessant.

Nur wäre es für die Qualität des Forums wesentlich besser, wenn dannach nicht x Danksagungen kommen würden, um die Anzahl der Beiträge zu maximieren, sondern konstruktive Beiträge...Kritik oder Lob mit Begründung, Alternative Betrachtungsweisen, Konsequenzen der spez. Betrachtung,....

Grüße, Frank

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast salomons_katze

Danke fürs Feedback! Auch wenn die Danksagungen etwas Platz brauchen, ist es doch schön zu wissen, wenn die Arbeit jemandem was gebracht hat.

Wer sich näher mit den Grundformen der Angst auseinandersetzen will, kann ja mal einen Blick in dieses Buch werfen.

bearbeitet von salomons_katze

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
wow, habe mich im ersten Typus wiedererkannt. Was mich jetzt aber interessiert: Wie behebt man das Problem?

ja, ein ansatz wäre schon gut zur analyse^^

ps: toller text ;)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Hi salomoms_katze,

wirklich interessanter Beitrag.

Noch schwieriger wird es wenn es sich um Mischformen handelt, kannst du zu dem Aspekt noch etwas schreiben?

Teutone

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Was mich jetzt aber interessiert: Wie behebt man das Problem?

Ursache aller Ängste ist das Faktum, daß menschliches Leben und dessen Gestaltung vier Grundforderungen unterliegt,

die einander antinomisch als polare Gegensätze zugeordnet sind und sich so gleichzeitig ergänzen:

Wir sollen ein einmaliges Individuum werden, unser Eigensein bejahen und uns gegen anderes Eigensein abgrenzen <--> Wir sollen uns der Welt, dem Leben und den anderen Menschen vertrauend öffnen und uns auf sie einlassen.

Wir sollen Dauer anstreben, Pläne machen, diese nachhaltig und zielstrebig verwirklichen <--> Wir sollen uns wandeln, Veränderungen und Entwicklungen durchmachen, Vertrautes und Gewohntes aufgeben.

Das Ziel ist eine Ausgewogenheit zwischen den verschiedenen Aspekten:

Wer genauso schizoid wie depressiv ist und genauso zwanghaft, wie hysterisch wird von Fritz Riemann als ein seelisch gesunder Mensch beschrieben.

Quelle und mehr dazu findet Ihr hier.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast salomons_katze
wow, habe mich im ersten Typus wiedererkannt. Was mich jetzt aber interessiert: Wie behebt man das Problem?

Ich selbst habe mich vor einigen Monaten vorallem im 2. Typus wiedererkannt und habe mir deshalb einfach jemanden aus meiner Klasse rausgesucht, der ganz klar, 100%ig, dem 1. Typus entsprochen hat. Den hab ich mir dann für kurze Zeit ein wenig "zum Vorbild" genommen. Ich habe dann auch recht schnell gemerkt, wie sich das Verhalten von vielen Leuten mir gegenüber verändert hat.

Das was mir gefehlt hat war einfach etwas mehr Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von Anderen in jeder Hinsicht. Daran lässt sich schon arbeiten. z.B., indem du neue Grundsätze aufstellst. Ich hab das nur im Kopf gemacht. Ausgesehen hätte das ungefähr so:

- ich erwarte keine Hilfe von Anderen, sondern bin ausschliesslich selbst für mein Zeug zuständig

- ich bin nicht darauf angewiesen, dass mich alle mögen und es liegt auch am Anderen, ein gutes Verhältnis zu mir aufzubauen. Wenn er nicht will, hat er halt Pech gehabt.

- ich sage offen und ehrlich meine eigene Meinung, auch wenn das jemandem nicht recht sein könnte

Du bist ja das Gegenteil vom depressiven Typ, also hast du diese Grundsätze schon mehr als genug verinnerlicht und solltest gegensätzliche Grundsätze aufstellen, die für dich passen und die dir noch fehlen, also dir einige Stärken des depressiven Typus aneignen.

Das war meine Methode. Vielleicht geht es auch besser. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, was Riemann empfiehlt, da ich das Buch auch noch nicht gelesen habe und nur Dank meines sehr guten Philosophielehrers ein wenig mit dem Inhalt vertraut bin.

Noch schwieriger wird es wenn es sich um Mischformen handelt, kannst du zu dem Aspekt noch etwas schreiben?

"Die Riemannschen Grundstrukturen sind als idealtypische Abstraktionen aufzufassen, die in "reiner" Form nicht existieren. Riemann betont, daß seine Grundstrukturen nicht gut oder schlecht, sondern alle vier wichtig und nützlich für die verschiedenen Lebensbedürfnisse sind. Störungen sind in zweierlei Richtung denkbar: Überausprägungen oder Einseitigkeiten, die auch als relative Über- bzw. Unterausprägungen aufgefaßt werden können."

Wenn überhaupt keine Tendenz in Richtung einer Über- oder Unterausprägung erkennbar ist, also eine perfekte Mischform sozusagen, hat die betreffende Person eine sehr ausgeglichene Persönlichkeit. Das ist ziemlich gut.

Ansonsten ist es so, wie Gazelle geschrieben hat. Es ist nicht möglich, dass jemand sowohl depressiv, als auch schizoid ist, weil diese beiden Ängste ein Gegensatzpaar bilden. Was aber denke ich geht, ist beispielsweise hysterisch + depressiv oder schizoid + zwanghaft. Hier sind es ja keine Gegensätze, darum können die Ängst auch parallel auftreten.

Um das aber ganz sicher wissen zu können, empfehle ich das Buch.

bearbeitet von salomons_katze

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

erinnert mich ein bisschen an die 4 Apostel von Albrecht Dürer.

Darin beschreibt er ebenfalls 4 Menschentypen, die mit dem Modell von Riemann Ähnlichkeiten aufweisen.

In der Praxis kann ich das auch bestätigen, ich erkenne ziemlich viele Kumpels von mir darin.

Der eine versteckt durch seine arrogante Art seine Angst vor Nähe -> 1.

Der andere klammert sich an seine Freundin, da er immer etwas besseres braucht -> 2.

Der Histerische lebt in den Tag, seine Mutter hatte ihm gelehrt, er soll für morgen und übermorgen planen, was danach kommt, ist ungewiss. Geburtstage kommen und gehen -> 3.

Der Zwanghafte lebt daheim bei Hotel Mama und sitzt den ganzen Tag am PC mit seinen 21 Jahren... ist halt immer schön an seine Gewohnheiten gebunden. -> 4.

(Ich spreche hier von Freunden, nicht von dem Bild!)

468px-Vier_Apostel_(Albrecht_Duerer).jpg

Meiner Meinung nach sollte man eine gesunde Mischung von allem an den Tag legen.

In der öffentlichkeit Arroganz, damit keiner zu leicht an das ICH herankommt (Man bleibt stark). Wenn man STARKEN Stress hat, ist eine Freundin, an die man sich klammern kann wie Urlaub, spreche as Erfahrung *g*. Punkt 3 insofern, dass man nicht zuviel über seine Probleme, Sorgen etc. nachdenken sollte und ab und zu einfach LEBEN muss! Ja gut, und 4., hmm dazu fällt mir spontan nichts gutes ein :) Flegmatiker eben!

bearbeitet von LeCharmeur

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Grundsätzlich würde ich mich zum ersten Typ zählen. Zum shizoiden Typ.

Die Merkmale des depressiven Typs sind mir aber auch bekannt, ich musste da total an meine One-itis denken.

Irgendwie hören die Typen sich alle ziemlich krank an, gibt es auch ein "Modell" für einen gesunden Typen????

Vieleicht, wenn die gegensätzichen Typen im gleichen Maße bestehen, sodass sie sich quasi aufheben, neutralisieren???

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast salomons_katze
Irgendwie hören die Typen sich alle ziemlich krank an, gibt es auch ein "Modell" für einen gesunden Typen????

Vieleicht, wenn die gegensätzichen Typen im gleichen Maße bestehen, sodass sie sich quasi aufheben, neutralisieren???

Wie ich und LeCharmeur schon geschrieben haben: Genau so ist es. Diese Typen zeichnen sich alle durch ein relativ niedriges Selbstwertgefühl aus, das sich einfach in verschiedenen Ausprägungen zeigt. Wer wirklich gesund ist und wem es gut geht, zeigt Merkmale von allen 4 Typen gleichermassen und ist somit ausgeglichen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast salomons_katze
Hm - also, Menschen, die stark in Richtung Schizoider Typ tendieren haben meist sogar ein sehr starkes Selbstwertgefühl. Geringes Selbstwertgefühl findet man eher bei Menschen, die stark in die Richtung Depressiver Typ tendieren. Das stimmt überhaupt nicht. Ich kenne da einige persönlich, mit mehr oder weniger starken Ausprägungen. Diese Angst vor Nähe kommt daher, dass sie sich selbst innerlich schwach, verletzlich und minderwertig fühlen. Die Distanzhaltung ist bloss ein Schutz, um das nicht zeigen zu müssen. Das ist aber bloss die Oberfläche.

Mit krank oder gesund haben die vier Typen garnichts zu tun. Riemann sagt ausdrücklich, dass es ein normalpsychologisches System ist. Es geht darum, Details in Strukturen zu unterscheiden die in Menschen grundsätzlich vorhanden sind. Normalerweise hast du da Recht, allerdings kommt es auf die Ausprägung an. Es gibt beispielsweise nach ICD-10 eine schizoide Persönlichkeitsstörung, eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung, eine histrionische Persönlichkeitsstörung (früher: hysterisch) und für den depressiven Typ gibts sicher auch eine Extrem-Ausprägung, die ich allerdings nicht kenne.

Es ist übrigens auch nicht so, dass es wünschenswert wäre die Merkmale aller vier Typen ausgeglichen zu haben. Im Gegenteil kann das auch unvorteilhaft sein. Vielmehr hängt es von den äußeren Umständen ab, welche Ausprägung vorteilhaft ist. Für dein Selbstwertgefühl und dein Wohlbefinden ist eine Ausgeglichenheit gut. Suchst du dir allerdings einen Job aus, der deiner Natur widerspricht wie z.B. Soldat (Menschen sind keine Maschinen), ist es natürlich ideal, wenn du ein zwanghafter Typ bist.

Der Typ zeigt sich ausserdem nicht bloss im Beruf, sondern auch in der Familie. Und es kann für ein Kind grausam sein, einen stark zwanghaften oder schizoiden Vater zu haben. Ausgeglichenheit ist und bleibt das Ideal.

Es ist halt so, dass jeder der vier Typen sein spezifisches Umfeld hat, in dem er kompetent ist und sich wohl fühlt. Erstrebenswert ist eigentlich nur, dass man mit der Zeit seinen eigenen Wohlfühl- und Kompetenzbereich Stück für Stück erweitert. Also sich auch mit den Neigungen anfreundet, die bei einem selbst nicht so stark ausgeprägt sind. So wie du das mit deinem Klassenkameraden gemacht hast, Salomons_Katze. So kann man auf veränderte äußeren Umstände immer flexibler reagieren. Das bedeutet aber auf keinen Fall, dass man dafür andere Neigungen unterdrücken sollte. Im Grunde wollen alle das Selbe: Aufmerksamkeit, Anerkennung, Liebe. Sie zeigen es nur auf etwas unterschiedliche Art. Der Depressive bettelt darum, der Schizoide würde so gern, traut sich aber nicht weil es ihm soo wichtig ist, der Hysterische stellt sich in den Mittelpunkt und schreit förmlich danach und der Zwanghafte hat irgendwann gelernt, dass er geliebt wird, wenn er alles immer perfekt und auf die einzig richtige Art macht.

Wenn nun diese Typen sich ihrer Strategien bewusst werden und ändern, um zu bekommen, was sie sich so sehr wünschen, ist das keine Verleugnung der Neigungen sondern ein wahrer Fortschritt.

@Minrateko: Schizoid - zwanghaft. Das geht, da es kein Gegensatz ist.

bearbeitet von salomons_katze

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Bevor hier die Panik ausbricht:

Ja ich weiß der Thread ist sehr alt. Nichtsdestotrotz ist dieses Thema hoch aktuell und wird es ja auch bleiben, und somit auch das Buch von Fritz Riemann. Und weil man bei Google auf der Seiten ersten nach dem Gesuchten hieher weitergeleitet wird, habe ich die Frechheit hier reinzuposten :)

Ich beschäftige mich schon länger mit dem Buch und da einen das Buch mit der Bewältigung bzw. Umgangsweise der spez. Ängste ein wenig verkümmern lässt, ist der Thread und einige Posts von den Nutzern hier (v.a. der obige hier von salomons_katze) sehr gut.

Also ich versuche zu verstehen wie man am besten mit seinen Ausprägungen der jeweiligen Typen umgeht.

Wie bereits öfters hier und auch im Buch gesagt, ist das beste eine Balance zwischen allen vier Typen herzustellen. Dabei frage ich mich aber, wenn wir mal annehmen ich bin ein relativ stark ausgeprägter Schizoider Typ und habe dementsprechend auch die Neigung im Berufsleben mich eher den sachlichen Dingen, also der Wissenschaft zu widmen (Forschung, Pathologie..etc).

Natürlich fühle ich mich dabei in meinem Element, da ich ja meiner Angst weitestgehend aus dem Weg gehe. Dadurch stellt sich auch der Erfolg im Beruf ein.. zumindest eine gewisse Sicherheit ist gewährleistet. Allerdings hindert ja genau das meine persönliche Entwicklung, da ich mich meiner Angst verweigere und sie nicht konfrontier.

Um noch konkreter zu werden, will ich das ganze auf meine Lebensumstände zeigen.

Vor nicht ganz zwei Jahren, nach lesen dieses Buches wurde mir sovieles bewusst und ich wollte mein Leben umkrempeln. Habe mich bewusst meinen Ängsten gestellt und fortlaufend kleine Erfolge und dadurch Veränderungen erzielen können. Vom anfangs eindeutig schizoiden Typ hab ich langsam gemerkt, dass andere Verhaltensweisen bei mir durch dringen. Immer wieder konnte ich mich mit anderen Typen aus dem Buch identifizieren. Auch mein allgemeiner Glücks und Wohlfühlzustand nahm zu.

Und dann kam plötzlich wie ganz von allein ein unerwarteter Umbruch in meinem beruflichen Weg, und es öffnete sich die Chance einen völlig neuen Weg einzuschlagen. Ich kam in einen Beruf der plötzlich mit viel anderen Menschen zu tun hat, viel Öffentlichkeit usw. also alles was ich vor her gemieden habe.

Und nach kurzer Zeit merkte ich wieder Unbehagen. Also genau dieses Gefühl das der schizoide Typ hat, sich abkapseln zu müssen, das es einem zu viel wird, das man allein und ungestört sein möchte. Und ich began auch das wieder zu tun.

Lange Zeit war mir nicht klar was da passierte, aber heute glaub ich, dass die Angst einfach wieder kam. Dass der plötzliche Umschwing beruflich einfach zu viel war (es war quasi wie vom einsamen Schriftsteller zum Rockstar in wenigen Wochen).

Ich brach wieder in mich ein.

Jetzt bin ich wieder ungefähr da wo ich damals vor 2 Jahren war. Wieder bereit mich meiner Angst zu stellen. Aber natürlich hab ich durch die Erfahrungen auch noch mehr Angst.

Ich wäre erfreut, wenn sich dieser Thread wieder beleben lassen würde. Und leute die das Buch noch nicht gelesen haben -> ihr braucht danach keine PUA Lektüre mehr ;) alles da drin fürs Leben

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Mitgliedskonto, oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Mitgliedskonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Mitgliedskonto erstellen

Registriere Dich ganz einfach in unserer Community.

Mitgliedskonto registrieren

Anmelden

Du hast bereits ein Mitgliedskonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden

  • Wer ist Online   0 Mitglieder

    Aktuell keine registrierten Mitglieder auf dieser Seite.