Katze belästigt #1
Eintrag erstellt von Morgain · - 1327 Ansichten
Heute möchte ich euch etwas über sexuelle Belästigung im Job und vor allem von meinen Erlebnissen erzählen. Man glaubt eigentlich gar nicht, was so über die kurze Zeit alles zusammen kommt.
Vorweg:
Sexuelle Belästigung, egal, wer hier wen belästigt, geht absolut überhaupt gar nicht.
Leider sind die Grenzen zwischen Ausrutschern, regelmäßigen Entgleisungen und minimalen Grenzübertretungen, die strenggenommen aber trotzdem Belästigung, weil unpassend, daher unanagenehm und vor allem anhaltend sind, fließend.
Erfahrungsgemäß gibt es einfach kein schwarz-weiß, sondern nur verschiedene Graustufen.
Gerade deshalb sollte man sich als Frau auch der Verantwortung bewusst sein, die man hier trägt.
Einmal zu früh und/ oder ungerechtfertigt das böse Wort gebrüllt, ergibt das einen Karriereknick für einen ggf. unschuldigen Mann.
Ich selbst wäge sehr stark ab, wie vehement und auch welche Weise ich Grenzen setzen. Bei meinen Kolleginnen kann ich ähnliches beobachten.
Ich arbeite in einer amerikanischen Unternehmensberatung, und entsprechend sensibel wird das Thema hier gehandthabt, in einer klassischen Männerdomäne. Unsere Senior Executives müssen alle jährlich auf eine 3-Tages-Schulung, in der sie ganz klar eingetrichtert bekommen, wie sie sich den Damen gegenüber zu verhalten haben und was sie zu sagen haben und was nicht.
Für die Herren gilt, möglichst zweimal nachdenken. Manche Frauen vertragen "mehr", andere Frauen sind sensitiver, fühlen sich schneller unwohl.
Einige meiner Erlebnisse sind objektiv betrachtet klare Belästigung, leider kann man aber nicht immer so reagieren, wie das Lehrbuch das gerne hätte.
Dazu kommt, dass ich schon etwas der Meinung bin, dass man als Frau in einer Männerdomäne auch etwas mehr aushalten muss.
Ein Bäcler darf sich auch nicht beschweren, wenn er sich an seinem ofen verbrennt. Ein gewisses Berufsrisiko gehört dazu.
"Guck mal!"
Er ist eigentlich nur ein unwichtiges Licht beim Kunden. Er war früher mal auf der Geschäftsführungsebene eines großen Konzerns, ist aber aufgrund Herzproblemen kürzergetreten. Da er tatsächlich zum alten Adel gehört und die Familie Geld wie andere Leute Staub haben, verbringt er seinen Tag meiner Meinung nach nur auf der Arbei um die Zeit zwischen den Golfspielen tot zu schlagen.
Er trägt, natürlich, feinsten Zwirn, dicke Klunker am Finger, auffällige Manschettenknöpfe und hat eine Literflasche Bulgariparfum in seinem Schrank stehen. Als ob seine streng linksgescheitelten Haare nicht schon durch die Pomade fest genug liegen, verteilt er jeden Morgen und Mittag nach einmal einen großzügigen Schluck Bulgari auf dem Kopf. In den Statusmeetings erfrischt er somit alle Anwesenden mit herzallerliebsten Duft, der nur noch vom Geruch seines Energydrinks übertroffen wird. Genüßlich öffnet er die Dose innerhalb der ersten 10min des Calls und sinniert vermutlich insgeheim die ganze Zeit darüber, was er noch anstellen muss, damit sein Arbeitgeber ihn endlich feuert und wie er diese dann daraufhin verklagt.
Kurz, der Mann ist ein echter Charakter. Vielleicht manchmal etwas schmierig, aber insgesamt wirklich amüsant.
Da er projektbedingt eher den Praktikantenstatus innehat, wuselt er allerdings bei allen Themen irgendwie mit, d.h. man kommt nicht um ihn herum.
Es begab sich, dass wir bzgl. eines Themas deutlich stärker miteinander arbeiten mussten. Da ich ihm ein paar Mal, kurz, den Arsch gerettet und ihn gut dastehen lassen habe, läd er mich zum Abschluss zum Mittagessen in die Edelkantine ein. Normalerweise braucht man dafür eine spezielle Zugangskarte; er kennt den Betreiber.
Soweit alles normal. Das Essen ist fantastisch (Auswahl, Qualität, Geschmack), der Preis horrend, die Aussicht auf die Skyline großartig. Man unterhält sich über dies und das, Smalltalk eben. Alles friedlich.
Wir gehen, rufen den Aufzug. Der kommt promot, wir steigen ein und sind alleine.
Plötzlich ruft er "Hei, guck mal!" und schiebt mir sein (nein, nicht was ihr denkt) Handy rüber.
Ich, gedanklich schon wieder bei der Arbeit, bereite mich mental darauf vor, die hundersten Golfschläge, selbstfahren Trollys und Carbon-Caddys zu sehen und ein "Wow, das sieht ja geil aus, ist das deine neuste Errungenschaft?" von mir zu geben, da fällt mein Blick auf das Bild.
Ich brauche einen Moment, ehe ich realisere, dass da eine nackte, und zugegeben attraktive, lockige Brünette Mitte 30 zu sehen ist. Während sich noch über meinem Gehirn ein Fragezeichen aufbaut, flötet er mir ein stolzgeschwängertes: "Das ist meine Freundin, schaut sie nicht geil aus?" von der Seite ins Ohr.
Die Situation ist so bizarr und er klingt wie ein Schulbub, der alle seine Hausaufgaben richtige hatte - daher fange ich unwillkürlich laut an zu lachen, schlage die Hand vor die Augen und bestätige ihm, ja, er hat eine schöne Frau abgekriegt. Nein, ich möchte keine weiteren Fotos sehen. Er wird drängender, was ich zwar lachend, aber mit einem deutlichen "Too much information!" unterbinde.
Er lässt in der Situation von mir ab.
Während der Folgezeit des Projekts schickt er mir immer mal wieder Fotos von seiner (nackten) Freundin, von sich (auch nackt), von seinem besten Stück, von seinem besten Stück in seiner Freundin, eindeutige, selbstgedrehte Videos und Anfragen rüber, ob wir nicht mal einen Dreier machen wollen. Er bietet mir eine teure Rolex dafür. Ich ignoriere seine Anfragen.
Der Grabscher oder Reise nach Jerusalem
Erster Tag auf dem neuen Projekt. Wir arbeiten in zwei Teams. Team A wird direkt von unserem Director geleitet, Team B übernehme ich. Mein Kollege, den ich ablöse, führt mich herum und stellt mir den Kunden-Counterpart des Teams A vor, H.
H. sitzt mit Team A im Großraumbüro, grinst mich breit an, mustert mich von unten nach oben, zieht seine Augenbrauen im Bogen nach oben und sagt als erstes - noch vor der Begrüßungsfloskel: "Na so etwas. Ich hatte mir doch eine Schwarzhaarige ausgesucht. Sie sind ja blond. Aber blond haben wir ja schon von ihrer Firma, da drüben sitzt M". H. grinst noch breiter und wendet sich an meinen Kollegen: "Wie konnte denn das passieren, ist das denn wirklich die richtige Kollegin?"
"Alles klar, du Arsch", denke ich mir. Pokerface, kaltes Lächeln, und ehe mein Kollege irgendetwas sagen kann, stelle ich professionelle vor. Nach dem Handshake schaue ich ihm noch einmal prüfend in die Augen und drücke ihm ein "Ich wollte nur mal schauen, wie leicht Sie zu irrtieren sind, H. Wenn dafür meine Haarfarbe schon reicht, dann machen Sie sich in den kommenden Wochen mal auf etwas gefasst."
Der hat gesessen. H. weiß nicht, was er darauf sagen soll.
Wir beenden die Begrüßungsrunde. Beim Rundgang durch das Büro fällt mir immer wieder auf, wie H. der Kollegin M. immer wieder auf die Pelle rückt. Nicht nah genug, als das es verfänglich wirken würde, aber er unterschreiten definitiv die normale Distanz, berüht sie dabei wie zufällig am Arm, der Schulter und am Rücken. Ich kann Ms Gesicht nicht sehen, habe aber den Eindruck, dass ihre Körpersprache Bände spricht.
Ich lege die Eindrücke gedanklich erst einmal im Hinterkopf ab.
M. ist ein blondes Bambi. Lange blonde Haare, sehr schlank, gut gekleidet, riesige blaue Augen, wirkt zerbrechlich und weckt den Beschützerinstinkt.
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Wenige Tage später erwische ich Bambi zufällig auf der Frauentoilette beim Weinen. Ich frage sie, was los ist. Sie druckst herum, will das eigentlich nicht sagen, aber ich lasse nicht locker. Wer würde das schon, wenn man seine Kollegin weinen sieht!
Sie erzählt mir, was ich bereits ahne. H. grabbelt sie bei jeder Gelegenheit an. Unverfänglich, wenn andere dabei sind, deutlicher, wenn er sich unbeobachtet glaubt. Team A geht meistens gemeinsam mit H. essen. Heute waren alle Teamkollegen beschäftigt und sie hat es nicht geschafft, H. abzuwimmeln. Bambi ist nur mit ihm essen gegangen und das Ende vom Lied war, dass er sie "zufällig", aber doch ziemlich fest am Hintern angefasst hat.
Bambi ist ziemlich mit den Nerven runter. Sie empfindet die tagtäglichen Annährungsversuche, die täglichen, wenn auch nur kleinen Übergriffe, als ermüdend und zermürbend. Sie fühlt sich unwohl, bekommt langsam Angst auf der Arbeit. Ich frage sie, wie lange das schon geht. Ihre Antwort: Seit sie auf dem Projekt ist. 6 Monate. Es wurde jeden Tag schlimmer. Letzte Woche schoß H. mit dem Ausruf "Oh, Bambi, dein Kleid ist offen!" durchs Großraumbüro, fasste sie mit der einen Hand von hinten an der Hüfte und schob ihr mit der anderen den Reißverschluss zu. Der letzte Haken war laut ihrer Kollegen nicht ganz zugezogen gewesen.
Ich merke nur, wie etwas in mir zu kochen beginnt.
Ich frage sie, was sie bereits dagegen getan hat. Hat sie mit ihrem Director gesprochen? Hat sie, er hat sie abgewimmelt.
Ich fühle eine Wut in meinem Bauch, dass ich kotzen könnte.
Die Situation ist schwierig. H. ist unser Sponsor, d.h. er sitzt auf dem Budget. Seine Grenzüberschreitungen sind bei Anwesenheit anderer Personen so minimal, dass man ihm kaum etwas vorwerfen kann.
Ich tröste Bambi erst einmal, wir richten ihr Makeup, dann geht sie erst einmal wieder arbeiten. Tapferes Mädel. Wir gehen Abends essen und ich höre mir stundenlang an, was sie so im letzten halben Jahr ertragen hat.
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in den kommenden Tagen packe ich mir einen ihrer Kollegen nach dem anderen unter dem Vorwand, mal "mit ihnen zum besser kennen lernen auf einen Kaffee zu gehen". Nach unverfänglichem Blabla lenke ich das Gespräch auf H. und sein Verhalten gegenüber Bambi. Wie sie das so einschätzen würden.
Erschreckend: Jeder der Kollegen druckst herum, alle haben das bemerkt, wussten aber anscheinend nicht, wie damit umgehen. Zuletzt packe ich mir den Director. Er gibt mir in der höchsten Form von Beratereloquenz indirekt zu verstehen, dass er das Thema nicht adressieren wird. Bambi soll sich nicht so anstellen. Ich möchte Bambi in mein Büro holen. Er lehnt ab. Ich könnte platzen vor Wut.
Ich organisiere ein gemeinsames Mittagessen mit allen Projektkollegen und thematisere das Problem offen bei der Hauptspeise. Erst einmal sind alle geschockt, ganz blöde Situation für alle, gerade auch für Bambi. Ich sage, dass das so nicht weitergeht, wir uns aber nicht auf den Teamlead verlassen können und uns daher etwas einfallen lassen müssen.
Die Maßnahmen, die wir ergreifen, sind wirklich simpel, funktionieren aber:
Niemand läßt Bambi mehr mit H. alleine zum Essen. Es ist immer einer dabei, der dann auch direkt neben ihr sitzt. H. möchte mit ihr einen Kaffee trinken gehen und fragt sie? Irgendeiner aus dem Team brüllt sofort begesitert: "ich komme auch mit". Kurz, wir schirmen sie ab. Auch in der Gruppe geht sie immer zwischen uns. Im Zweifelsfall hakt sich eins der anderen Mädels bei ihr ein.
Sie trägt nur noch Blazer und Jacken, die den Reißverschluss verdecken. Weniger Kleider, mehr schlabbernde Anzughosen.
Wir ändern die Sitzordnung. Bambi sitzt nun H. direkt oder schräg gegenüber. Wenn er nun mit ihr sprechen will, braucht er nicht mal aufzustehen und um 6 Tische herumzugehen, sondern spricht über die Tische hinweg mit ihr.
Läuft.
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Ein weiteres Mädchen gehört jetzt zu Team A. Wieder müssen wir die Sitzordnung ändern... da H. neuerdings auch ab und zu den Platz wechselt, spielt das ganze Team regelmäßig Reise nach Jerusalem. Unsere Jungs sind inzwischen wirklich gut darin, die beiden Mädels zu beschützen. Das kostet zwar z.T. erheblich Zeit, aber die Teammoral ist dafür absolut exzellent geworden. Wir sind fast jeden Abend miteinander unterwegs und feiern, mal härter, mal ruhiger.
Bambi geht es deutlich besser. Kein optimale Lösung, aber besser als wegsehen.
Projektende
Mein Projekt endet. Im Zuge dessen übergebe ich meine Themen an meine Nachfolgerin und kümmere mich darum, dass sie alle nötigen Zugänge erhält. Ich schreibe daher eine bestimmte Gruppenmailbox an, erläutere die Situation und bitte um schnelle Bearbeitung.
Da ich weiß, dass dieses Team immer mal etwas trantütig unterwegs ist, mache ich einen kurzen Abstecher zu einem älteren Herrn, S., von dem ich weiß, dass er in diesem Team arbeitet. S. ist ca. Mitte 50 und ich habe mich im vergangenen halben Jahr vllt. 5min insgesamt (und am Stück) unterhalten, als er mir mal aus der Küche entgegen kam. Eigentlich habe ich mit ihm keinerlei Berührungspunkte und er hat auch absolut keinen Einfluss auf wichtige Personen oder meine Arbeit, aber da ich praktisch fast in ihn hineingerannt bin, halte ich höflich smalltalk.
Er ist geschieden, hat zwei Enkel und echt den langweiligsten Deppenjob der Welt (Anmerkung: Manchmal frage ich mich wirklich, warum das Unternehmen noch nicht pleite ist!). Ganz der Berater haue ich ein schmeichelndes "oh, aber das ist ja total wichtig, was sie da tun, denn sie entlasten ja die eigentlichen Entscheider ungemein!". Er wächst sichtlich drei Meter in die Höhe. Das war's auch schon, ich habs eilig und muss los.
Seitdem hat er mir zwar immer so komisch hinterhergeguckt, wenn ich mal vorbeilaufen bin, aber einen weiteren Kontakt gibt es nicht.
Nun ist es der vorletzte Tag für mich und ich weise ihn darauf hin, dass ich einen Request per mail gestellt habe, ich das Projekt verlasse und meine neue Kollegin dringend die Berechtigungen braucht. Er nickt und meint, er kümmert sich drum.
"Super, läuft", denke ich mir so.
Am nächsten Morgen, es ist 7:30, ich klappe den Rechner auf und finde eine Mail von S. in meiner Mailbox, als Antwort auf meine Mail an die Gruppenadresse.
"Cool", denke ich, " hat er das gleich erledigt. Das ist ja nett, da muss ich mich gleich nachher mal bedanken gehen."
Als ich die Mail gerade in Ablage P wie Papierkorb sortieren will, fällt mein Blick auf den Zeitstempel. 23:38. Nein, da hat dieser 35h/Woche-beamtenähnliche-Sesselpupser sicher nicht mehr gearbeitet. Der arbeite ja schon unter Tage nicht, sondern treibt sich, für jeden einsehbar, auf youtube oder parhsip rum oder spielt Hearts mit seinen genauso nichtsnutzigen Kollegen über's Netzwerk. Es ist mir wirklich ein Rätsel, wieso dieses Unternehmen noch nicht Pleite ist.
Neugierig öffne ich die Mail.
Der Inhalt stellt sich in gekürzter Fassung so dar:
Herr S. vernahm gestern mit Schrecken, dass ich das Projekt verlassen. Das hat ihn komplett aus der Bahn geworfen und aus der Fassung gebracht, so dass er den ganzen Tag nicht arbeiten konnte.
"Ja, ne, ist klar", denke ich mir.
Er findet das so furchtbar, dass ich nicht mehr da sein werde, weil er unsere Gespräche (Plural!) so genossen hat.
Ok, soweit noch ganz nett. Seltsam, aber nett.
Er streicht klar heraus, dass er sich nicht um die Bearbeitung meiner Anfrage kümmern wird. Zitat: "Das können andere tun"
"Verdammt", denke ich, "das war doch das EINZIGE, was ich von dir wollte, du Tröte".
Viel wichtiger wäre ihm jetzt nämlich, sein einziges Ziel zu erreichen, welches ihm nicht mehr aus dem Kopf ginge: Wie er wohl an meine private Telefonnummer käme.
Ich ginge ihm ja nicht mehr aus dem Kopf, besonders das orangefarbene Kleid, welches ich vor ein paar Wochen trug, hätte mir so fantastisch gestanden, dass er das Bild nicht mehr aus seinem Kopf bekäme.
Ich beschließe impulsiv, dass Kleid zu verbrennen. Rational stelle ich dann fest, dass ich gar keine orangenen Kleider besitze...
Nun, auf jeden Fall bräuchte er jetzt unbedingt meine Telefonnummer. Weil er will mit mir telefonieren. Und Essen gehen. Und ins Kino und überhaupt.
Anschließend folgt eine detailliertes Loblied auf meine Brüste.
Ich höre auf zu lesen und bracuhe erst einmal zur Erholung meinen erssten Kaffee des Tages. Auf den Schreck bitte sogar einen gute, kostenfplichtigen. Während ich den Kaffee nippe, hoffe ich inständig, dass das nur ein böser Traum war.
Zurück am Rechner: Nein, war es nicht.
Ich überlge kurz, ob ich eine harsche Antwort formuliere. Da dies aber mein letzter Tag ist, leere ich einfach nur meinen Kaffee, zucke mit den Schultern und spare mir die Mühe. Den Rest des Tages gehe ich S. aus dem Weg.
Man ey.
3 Sekunden Gehirnausfall sind erlaubt #1
Nächstes Projekt, selber Kunde, Gott sei Dank andere Abteilung. Herrn S. sehe ich noch ab und zu mal, den ignoriere ich eiskalt. Ich sitze inzwischen in einem ganz anderen Gebäude.
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Mein Counterpart D., eines meiner Teammitglieder T. (von einem anderen Vendor) und ich sind im Meetingraum. Weltuntergangsstimmung. Der dritte Vendor hat nicht rechtzeitig geliefert und dann noch schlampig. Mein Counterpart muss morgen mit der Unterlage zum Chef seines direkten Chefs.
Wir raufen uns die Haare und müssen gleich ins nächste Meeting, aber es führt kein Weg dran vorbei - eine Nachtschicht muss her. Ich kann D. unmöglich mit diesem Dokument seinem ChefChef gegenübertreten lassen.
Ich versichere D., dass er sich auf mich verlassen könne: Morgen früh sei die Unterlage in angemessener Qualität in seiner Inbox.
D. bedankt sich herzlich,guckt mich an und meint:
"Man, ich kann mir so vorstellen, wie du heute Abend auf deiner Couch sitzt, den Laptop auf dem Schoß, die Flasche Rotwein neben dir und mir diese Scheiße hier zu etwas brauchbarem zusammenzimmerst. Und zwar in genau DEN Klamotten"
Ich lächele ihn an und nicke, denke aber eher an meine Jogginghose als Bekleidung. Muss er aber nicht wissen, wir wollen das Bild ja nicht zerstören.
D. ist gerade im Gehen begriff, da tönt T. plötzlich aus dem Hintergrund:"Nein, D., nicht mit Klamotten, stell dir das mal vor!"
D. stockt, dreht sich zu mir und T. um und während ich noch überlege, ob ich da gerade richtig gehört habe, fängt D. an, mich von unten nach oben zu mustern. Als sein Blick bei meinenBrüsten hngen bleibt, versuche ich die Situation noch mit einem "Nein, D. das stellst du dir nicht vor! Aufhören, sofort aufhören, T. meinte nicht mit DEN Klamotten!" zu retten, aber zu spät.
D. sieht man förmlich an, woran er denkt. Er hebt den Blick, schaut mir in die Augen, erkennt, dass ich genau weiß, woran er gerade denkt und fängt an knallrot anzulaufen. Als seine Ohren schon zur Hälfte rot sind, fängt T. an wie wild zu lachen. D. japst nach Luft, dreht sich auf dem Absatz um und stürmt davon.
Ich brauche erst einmal ein paar Sekunden, drehe mich dann zu T. um. Der lacht immer noch.
"T.", schimpfe ich, "wie konntest Du nur?"
T. fällt vor Lachen vom Stuhl. Ich muss auch anfangen zu lachen. Nachdem wir fertig sind, sageich ihm noch mal, dass sowas wirklich nicht geht. Er entschuldigt sich, er wollte tatsächlich "nicht mit den Klamotten" sagen, hatte dann aber einen Gehirnaussetzer aka freud'scher Versprecher und hat den Artikel weggelassen.
Ich schüttele den Kopf und schimpfe "Männer! Ihr seid un-mög-lich!"
T. lacht, "sorry nochmal. Und cool, dass du das wenigstens verträgst und das zu nehemn weißt!"
Ich seufze, "Tja. Männer eben. Kurzzeitige Gehirnaussetzer sind ja bei euch nichts Neues, wenn es um das Thema geht. 3 Sekunden Gehirnausfall sind erlaubt, sofern das nicht zur Regel wird"
T. schüttelt den Kopf.
D. habe ich den Rest des Tages weder gesehen, gesprochen noch hat er mir eine Mail geschrieben. So kann man sich den Kunden auch mal fernhalten - endlich mal in Frieden arbeiten!
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