Warum dich der heilige Gral/Schwanz/Muschi nicht glücklich machen wird, selbst wenn du ihn findest.
Eintrag erstellt von Antidote · - 2501 Ansichten
Hey Leute!
Gerade hab ich ziemlich viel Zeit, und dementsprechend habe ich auch ein bisschen mehr Zeit zu reflektieren und mich an Dinge zu erinnern die ich mir eigentlich schon mal überlegt hatte.
Eines dieser Dinge ist das Paradox des glücklich Seins.
Ihr kennt dieses Paradox aus der Behauptung die schon älter als der Feudalismus ist: Das die Dummen immer glücklich wären während dies den Intelligenten nicht vergönnt wäre.
Ihr kennt dieses Paradox vielleicht auch als eine Kritik an die Wohlstandgesellschaft, dass die Menschen in Afrika irgendwie alle glücklicher wären obwohl sie da keinen Fernseher haben beziehungsweise sogar einfach nichts zu essen.
Ich will hier nicht daraus hinweisen dass die glücklichsten Menschen in den nördlichen Ländern leben wo es eigentlich mehr Reichtum gibt als hier und auch nicht darauf dass der Stereotyp vom verhungernden Afrikanerkind mittlerweile so nervt wie die erstaunliche Ignoranz darüber wie verfickt groß Afrika eigentlich ist, sondern mich auf das wesentliche dieser Behauptungen konzentrieren:
Angeblich wird man je besser man es hat, desto unzufriedener.
Um gleich mal klaren Tisch zu machen: Ich halte diese Behauptung für absoluten Blödsinn.
Ganz einfach, weil Korrelation ungleich Kausalität.
Okay das ist jetzt etwas abstrakt, ich erkläre es mal etwas genauer.
Die Tatsache dass Menschen, die Intelligent sind und alles haben, scheint mit der Häufung der Fälle zusammenzuhängen, dass diese unglücklich sind. Unabhängig ob das so überhaupt stimmt oder nicht machen wir, wenn wir daher davon ausgehen dass Intelligenz oder Wohlstand zu unglücklich sein führt einen Fehler. Denn nur weil diese Dinge scheinbar miteinander korrelieren, müssen sie das nicht unbedingt tun und vor allem könnte die Kausalität doch auch einfach in die andere Richtung laufen?
Wie? Unglücklich sein führt zu Intelligenz und Wohlstand?
Nein wohl kaum. So einfach ist die Kausalität dann doch nicht umkehrbar, denn es gibt genügend Menschen die arm sind und unglücklich. Sogar echt viele.
Aber Unglücklich sein in Verbindung mit der Fähigkeit seine eigene Situation zu verändern und zu verbessern führt zu mehr Intelligenz und mehr Wohlstand.
Warum das? Ganz einfach, wenn ich unglücklich bin und in der Lage meine Situation zu verbessern, dann tue ich es. Weil ich einen weiteren Kausalitäten Fehler gemacht habe. Ich bin davon ausgegangen, dass mein unglücklich sein unmittelbar mit den Problemen zusammenhängt, die mich zur Zeit gerade unglücklich machen. Ergo, keine Probleme mehr, ich bin glücklich.
Aber obwohl es eigentlich schon offensichtlich sein sollte, dass die Abwesenheit von Unglück nicht gleichbedeutend mit glücklich sein ist könnte diese Vorstellung von Kausalität nicht falscher sein.
Nehmen wir für einen Augenblick einfach mal an das diese Kausalität in der Tat nicht existiert.
Auf einmal ergibt vieles einen Sinn.
Der Mensch der unglücklich ist, verbessert seine Situation. Er häuft zunehmend Fähigkeiten und Wohlstand an, ohne dass sich dies irgendwie langfristig auf sein generelles Glückslevel auswirkt. Das führt nicht etwa dazu dass dieser Mensch diese Kausalität anzweifelt, sondern im Gegenteil er häuft noch mehr an, immer mehr und mehr. Und wird einfach nicht glücklich. Extrem intelligente und fleissige Menschen schaffen es sogar all das zu erreichen was sie sich vorgenommen haben.
Am Ende haben wir den seltsamen Fall eines Menschen, der augenscheinlich alles hat was man braucht und mehr, mehr erreicht hat als er sich selbst vorstellen konnte in fast allen Bereichen seines Lebens – und immer noch nicht richtig zufrieden ist.
Und das ergibt Sinn! Jeder von uns kennt solche Menschen zumindest aus dem Fernsehen, man selbst ist vielleicht des öfteren so gewesen. Kaum hat man etwas gewonnen schon hat es seinen Wert verloren und man jagt dem nächsten unmöglichem Ziel hinterher.
Aber was, wenn glücklich sein einfach überhaupt nichts mit persönlicher Entwicklung und Verwirklichung zu tun hat? Wenn einfach überhaupt keine Verbindung besteht, ausser durch den vehementen Glaube er müsste bestehen und diese beiden Dinge daher immer und immer wieder zu verknüpfen bis man unglücklich vor einem Berg von Reichtümern steht?
Und oh Wunder für diese Behauptung gibt es sogar wissenschaftliche Daten. Es wurde gezeigt, das Menschen die in der Lotterie gewonnen haben nach einem Jahr nicht viel glücklicher waren als sie es vorher waren. Leute die das Gegenteil erfahren hatten, eine Querschnittslähmung waren ebenso nach einem Jahr nicht unglücklicher als vorher. Das Grundlevel des eigenen Glücks hatte sich in beiden Fällen wieder eingependelt. (Entschuldigt dass ich hier nicht die Quelle raussuche.)
Das müsste doch angesichts der Tatsache, wie viele Leute behaupten, sie würden sich nach so einem Unfall lieber umbringen als weiter leben, irgendwie stutzig machen.
Aber alles geht so weiter, wie bisher.
Meine persönliche Realisation dieses simplen Nicht-Zusammenhang traf mich irgendwann wie ein Schlag vor allem im Bezug auf Frauen. Ich war zu dem Zeitpunkt glaube ich etwa 8 Frauen gleichzeitig am daten. Drei davon habe ich aufrichtig geliebt und mit zweien hatte ich eine Beziehung. Über Mangel zu schwadronieren war an diesem Punkt genauso absurd wie indiskutabel. Und dennoch merkte ich dass ich einfach nicht zufrieden war.
Und das war der Moment wo ich endlich realisierte: Glück ist keine Anhäfung von positiven Lebensumständne, sondern eine Entscheidung.
Also entschied ich noch am gleichen Tag glücklich zu sein und etwa einen Monat später war ich so gut drauf wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Diese Phase hielt fast ein halbes Jahr an und wurde dann vom Winter und einigen Änderungen in meinem Leben unterbrochen. Daher schreibe ich das euch, weil ich mich während ich nun schon seit fast zwei Monaten mehr oder weniger nichts zu tun habe und mich immer wieder frage ob ich nicht zufriedener sein könnte wenn ich nur alles jetzt schnell erreichen würde was mir gerade wichtiger ist glücklich sein könnte.
Und obwohl ich verdammt noch mal froh bin die Intelligenz zu haben die Dinge zu erreichen die ich mir vornehme und ich es unter dem Aspekt sogar gut finde nicht immer zufrieden mit dem zu sein was ich gerade habe – denn es geht so viel mehr – weiß ich auch dass dies der falsche Weg ist um das Ziel "glücklich sein" zu erreichen.
Wenn ich glücklich sein will, muss ich einfach nur beschließen, glücklich zu sein.
Und genau das tue ich jetzt wieder.
Und ich empfehle dir das gleiche zu tun, wenn dein Ziel eigentlich ist glücklich zu sein und nicht wirklich deine Ziele zu erreichen.
Haut rein!
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