Automatikk augenscheinlich aggressiv?
Eintrag erstellt von Automatikk · - 2579 Ansichten
Mal zur Abwechslung etwas Persönliches.
Ich bin recht reflektiert in meinem Handeln, aber weiß nicht so recht was ich von diesen Situationen halten soll. Meine Perspektive ist vermutlich leicht polemisch dargestellt.
Von Personen die dabeiwaren wurde ich nicht kritisch darauf angesprochen, doch die elegante Art war es sicherlich auch nicht, darum wäre eine Fremdeinschätzung ganz nett.
Ich bin sonst ruhig, eher introvertiert und keineswegs daran interessiert den "Alpha" oder so nen Scheiß markieren zu müssen. Ich habe kein Helfersysndrom.
Aber ein wenig gegenseitige Rücksichtnahme möchte ich nicht nur selbst liefern sondern auch von anderen angeboten bekommen.
Also mindestens drei Mal in diesem Jahr bin ich verbal recht aggressiv gegenüber anderen Menschen gewonnen. Nicht mit groß anschreien oder solch Kinderkack, eher durch abschätzige Ausdrucksweise gepaart mit feinsten Beleidigungen. Ich war nicht betrunken.
Chronik:
Situation 1:
Ich bin nachts in einer Sachsen-Anhalter Großstadt mit meiner Freundin auf dem Heimweg per Straßenbahn.
Ich wohne für 2 Jahre dort, bin aber gebürtig kein "Ossi" wie man früher sagte und fühle mich dementsprechend auch nicht davon angesprochen.
Da es in der Nähe einer "Amüsiermeile" war, war die Bahn für die Uhrzeit eher voll, auch einige ältere Leute unter dem sonst eher studentischen Publikum.
Naja, auf jeden Fall steigt ein jüngerer Fahrgast (20-25) in schlecht sitzendem Leinenanzug zu, anscheinend sehr betrunken, überzeugt von sich aber unzufrieden.
Steht ca. 2 Wagons entfernt und fängt lautstark an, die ostdeutschen Mitbürger zu beleidigen. "Untermenschen, Affen, wertlos, Abschaum, minderwertig, ekelhaft, wenn sie Menschen wären statt Affen würden sie in Westdeutschland wohnen" etc. pp., durch die ganze Bahn zu hören. Anfangs belächelt ging das mehrere Stationen, die anderen Fahrgäste versuchten es zu ignorieren, aber gerade die älteren waren peinlich berührt. Da ist mir dann ein wenig der Arsch geplatzt und nach einer Ansage meinerseits durch die halbe Bahn, die die Worte "Scheißhaufen, Missgeburt, Zähne einschlagen" und einige mehr enthielt war vornehmlich Ruhe bis er ausstieg. Vielleicht dadurch motiviert suchten dann auch einige Jugendliche die (freundlichere) Diskussion mit ihm.
Hier trat meine "Missgeburtenstimme" auf, wie meine Freundin es nennt. Diese ist durch weniger sanfte Modulation und Aggression gekennzeichnet im Gegensatz zum charmanten Alltag.
Der Name basiert auf dem damit einergehenden Vokabular. Mittlerweile Akademiker gab es in meiner Heimatstadt viele Südländer oder Osteuropäer, die stilistisch für uns Jungs prägend waren.
Diese nutzte ich auch in Situation 2:
Ich besuche ein paar gute Freunde im Park. Eine gemeinsame Freundin hatte uns geladen, mit der ich dann auch Zeit verbringen wollte. Also waren sie und ein Kumpel mit seinen Kumpels für mich interessant. In näherem Umfeld von besagter Freundin auch ein paar andere unbekanntere Leute, von denen eine ihren Geburtstag "feierte", d.h. die saß da mit n paar Leuten und hat Schnaps getrunken. Ich kannte sie flüchtig und war nicht an diesen Menschen interessiert. Einer ihrer Gäste, mit der gemeinsamen Freundin befreundet hielt dieser dann nen unsäglichen Vortrag weil sie irgendjemanden von den anderen Jungs ne Mischung von seinem billigen Zaranoff-Scheiß abgegeben hat ohne zu fragen. Dies nutzte er auch um die in Diskussion vertieften Jungs ihr gegenüber unberechtigt zu beleidigen. Naja, ihr Bier denk ich mir, wenn sie sich von irgendwelchen Schwachköpfen so vollsülzen lässt. Ich habe mich dann mit den anderen Kindern beschäftigt, bis mir wiederholt auffiel dass der Bengel sich öfter über die Jungs und ihre Gesprächsthemen (sehr nerdig: bildgebende Verfahren, Instrumente, Informatik) mokierte, sich drüber lustig machte ohne etwas davon zu verstehen, aber NIE an dem Abend den Mut hatte direkt jemanden außer den Mädchen die er kannte anzusprechen. Er ist Masterstudent der Psychologie, sollte also eigentlich ein bisschen von Kommunikation verstehen. Da fragte ich ihn: "Möchtest du dich an der Diskussion beteiligen oder weiter im Hintergrund Scheiße sülzen?"
Dies schockierte ihn sichtlich und auch wenn die anderen Jungs ihn freundlich aufforderten sich dem Gespräch anzuschließen fühlten er und die angesoffenen Restgäste der Geburtstagsveranstaltung sich angegriffen und verließen bald den Ort. Es ist anzunehmen sie bekamen seine Lästereien nicht so mit. Naja, ich war wohl mal wieder der Badboy aber die Freundin wegen der ich eigentlich da war konnte mein Verhalten wohl nachvollziehen da sie in seiner Nähe stand.
Situation 3:
Kino. N Pärchen kommt zu spät, die Beschriftung der Gänge ist beleuchtet und dank der 50m² Leinwand die da angestrahlt wird kann man seinen Platz auch im Dunkeln finden.
Denke ich. Aber der Junge des Pärchens nicht. Statt nun z.B. sein Handydisplay zu nehmen macht er die megahelle LED seines scheiß Smartphones an und rennt damit durch die Gegend.
Nach Gebrummel der umliegenden Personen gab er lautstark und ungefragt zu: JAJA; wir sind zu spät!" als er nun die Reihe vor mir passierte gab ich ihm den freundlichen Tipp:
"Mach endlich die Scheiße aus, du Schwachkopf"
Ein Klaps meiner Freundin auf den Hinterkopf aber ließ mich hinterfragen: war dies die richtige Reaktion?
Und so sparte ich mir weitere förderliche Lifehacks für ihn und eine Diskussion nach seinem entsetzten "wie bitte?" erstmal auf.
Ich fordere eigentlich ein wertschätzende Grundhaltung meinerseits ein und versuche misanthropische Anflüge nicht ausarten zu lassen.
Ich denke nicht, dass ich mit diesen Handlungen meinen "Status" o.ä. irgendwem gegenüber verbessern konnte.
Aber getreu dem Spruch "Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in der Welt", den ich versuche zu berücksichtigen werde ich gelegentlich fuchsig wenn einzelne Personen sich gegenüber anderen weniger idealistisch verhalten. Was mir noch auffällt ist, dass ich selbst nie direkt angesprochen war aber der erste der sich äußerte obwohl es meiner Meinung nach die Aufgabe anderer (ggf. geschickterer) hätte sein sollen. Die Öffentlichkeit der Situationen, d.h. umgeben von vielen Menschen war ggf. dahingehend förderlich für mein Verhalten als dass ich mich hier grundsätzlich nicht so wohl fühle. Wenn meine Freundin dabei war nahm sie es eher mit Humor, da es anscheinend auch ein wenig nachvollziehbar war.
Der Bystander-Effekt bzw. die Verantwortungsdiffusion erklärt womöglich die Untätigkeit anderer, vielleicht sollte ich mich auch einfach in dieser suhlen um in vergleichbaren Situationen mein Nicht-Handeln erklären zu können.
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