ein Wochenende
Eintrag erstellt von Hexer · - 545 Ansichten
In der letzten Woche gab es hier mal wieder eine wilde Diskussion. Nichts besonderes, nur ein Bewerfen mit Gedanken, von Argumenten, einer Nebendiskussion darüber wie diskutiert werden sollte und natürlich viel Gebrüll. Doch plötzlich inmitten all des Hin und Her kommt plötzlich jemand und nennt mich einen Maskulinisten. Wie jetzt, ich ein Feind des Feminismus? Vielleicht sogar ein Frauenfeind? Zum Glück kam die Beschuldigung von jemand, der ohnehin Schwierigkeiten mit Andersdenkenden hat und deshalb gern heumpöbelt. Da fällt es mir leicht den Gedanken abzulehnen: "ich bin kein Maskulinist!".
Am Samstag war Familientreffen. Es gab einen Geburtstag zu Feiern und alle kamen zusammen. Und zwischen all der Plauderei und den üblichen Themen überkommt mich plötzlich ein Gedanke. Neben mir sitzt eine Krankenschwester, inzwischen in leitender Position. Sie ist so wie man sich eine Oberschwester vorstellt: resolut, bodenständig und mit einem Humor, der so schwarz ist wie man es von jemand erwarten muss, der häufig mit dem Tod zu tun hat. Und ich frage sie nach ihrer Meinung zu den geplanten Quotenfrauen. Da geht ihr Kopf rum, sie schaut mich ungläubig an und nach einer Sekunde kommt dann: "was soll mich denn interessieren ob sich ne Elite da gegenseitig gut bezahlte Jobs zuschiebt? Wird für uns Normalos gar nichts verbessern". Ich überlege noch kurz ob ich das mal umkehre und sie frage, was sie davon halten würde wenn man eine Geschlechter-Quote für leitende Krankenschwestern einführen würde. Doch ich ahne ihre Reaktion, und da ich keine Lust habe ausgelacht zu werden, da lass ich das lieber.
Es ist spät geworden. Eine entfernte Verwandte. Hübsches Mädel, anfang dreissig, beruflich recht erfolgreich. Doch Beziehungen halten bei ihr nur wenige Wochen. Und dann sagt sie auch noch einen meiner Lieblingssätze: "ach Männer - die wollen doch immer nur das Eine von mir ...". Der Alkohol tobt durch mein Hirn. Und so kann ich mal wieder nicht die Klappe halten: "mal so unter uns, was - ausser Sex hast Du einem Mann denn zu bieten?". Plötzliches herrscht lautes Schweigen. Velegenes Kichern. Und Blicke die mich tausendfach töten wollen. Zum Glück bin ich von einem Schutzschild aus Bier umgeben. Oder die Mädels sind alle schlechte Schützen - wer weiß. Unverletzt und da immer noch Schweigen herrscht, lege ich nach: "ich meinte das völlig ernst. Warum - glaubst Du - möchte ein Kerl in Deiner Nähe sein?". Schluss mit Schweigen. "hast Du nen Knall, wie kannste sowas Fragen? ... irgendwie hat er doch Recht ... das war unnötig ..." Zum Glück höre ich nicht richtig hin und schaue immer noch die Befragte an. Langsam ändert sich ihr Blick. Von todbringend zu kämpferisch zu nachdenklich zu traurig. Sie ist scheinbar die einzige die noch schweigt und ich bekomme beinahe ein schlechtes Gewissen. "Du bist so ein Arsch!". Recht hat sie, denk ich noch. Und: "ich bin kein Frauenhasser!".
Am Sonntag ist Ruhe eingekehrt. Ausserhalb des Kopfes zumindest. Meine Süße begrüsst mich mich einem Kaffe und einem Grinsen. Ich versuche herauszubekommen, ob da was verächtliches mitschwingt. Schaffe es aber nicht und konzentriere mich auf den Kaffee. Ab Mittag bin ich allein. Und die Gedanken der letzten Woche holen mich ein. Es wurde ein Link zu einer Seite der Maskulinisten gepostet. Mein erster Eindruck war eher Ablehnend. Ein einseitiger Blick auf die Welt aus der Gegenrichtung. Ich schaue heute etwas genauer hin. Klingt wiedermal alles so schön logisch. So nachvollziehbar. Genau wie auf den Seiten der "Anderen". Das Yang zum Yin der Feministen halt. Irgendwie erzeugt jede extreme Strömung nach kurzer Zeit eine Gegenströmung. Das Prinzip kommt mir schnell bekannt vor, wir Techniker nennen sowas Regelung. Und im optimalen Fall schwingt das System um einen Regelwert. Frag mich noch kurz wer diesen Wert hier eingestellt hat, doch gleich tauchen Bilder aus meiner Lehre im Kopf auf. Meine Berufschule stand direkt an der Mauer. Mit Blick auf einen breiten Streifen bewachten Hasenparadieses und den freien Teil der Stadt. Ich erinnere mich an Diskussion mit den verbohrten Altsozialisten und muss unweigerlich an die Diskussionsweise meines Lieblingsfanatikers hier denken.
Fanatiker sind immer gleich, stelle ich fest. Egal ob es um Politik, Fussball oder Religion geht. Manchmal frage ich mich, ob es dabei auch um Frauen und Hormone geht. Wie bei mir: ich bin selbst zum Punk geworden wegen einer grünäugigen Schönheit, hab so oft das Kondom wegen purer Geilheit weggelassen oder bin dreimal die Woche zum Zahnarzt. Weil die Schwester so unendlich bezaubernd war. Also wenn Fanatismus dumm ist und ich zu so viel Dummheit fähig, steckt dann wohl doch ne menge Fanatiker in mir? Doch dieser Gedanke vergeht schnell wieder. Mir fehlt der Glaube an eine Wahrheit. Und solange ich zweifele, solange fehlt mir die Verbohrtheit. Das lässt mich aufatmen: sich selbst als Idiot zu erkennen ist schliesslich immer Mist. Bin diesmal drumrum gekommen. Schwein gehabt: "ich bin kein Fanatiker!".
Abends ist mein Körper das Gift los geworden. Der Kopf ist wieder klar und ich freue mich auf die neue Woche. Auf Mark Manson's Blog gibt es nen neuen Post. Darüber, dass Glück nicht umsonst zu haben ist. Wäre ich eine Frau, ich würde den Kerl sowas von Flachlegen. Aber so schwärme ich nur etwas aus der Ferne für ihn. Die neue Woche wirft ihre Schatten voraus, ich kann endlich wieder Sport machen. Freu mich wie ein kleines Kind auf Mittwoch: wieder Schwimmen können. Und ich spüre ganz deutlich, ich hab meinen Frieden gemacht mit dem Mist der letzten Woche.
Spät kommt meine Kleine von der Arbeit. Sie kuschelt sich an mich und alles im Raum beginnt nach ihr zu riechen. So weiblich und warm und vertraut. Beim Einschlafen kommt mir noch ein Gedanke: "egal was ich nicht bin - eines bin ich auf jeden Fall: ein Glückspilz!".
Ich wünsche allen - auch den Fanatikern - eine schöne neue Woche!
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