Die Traumerscheinung
Eintrag erstellt von DeanNarratore · - 766 Ansichten
Es bildet sich ein Licht vor meinen Augen. Wechselhaft und tückisch bewegt es sich und ich konzentriere mich nur schwerlich. Bedacht darauf den goldgelben Partikeln des dahingleißenden Schweifes zu folgen, gelingt es mir immer mehr die Kulisse einzufangen. Mir gegenüber sind Barhocker und um mich herum sind Tische mit Gästen. Blauer Dunst verlässt seinen Hort aus des Besitzers Hand, welcher zu meiner linken sitzt. Zu meiner rechten Hand erfreut sich augenscheinlich ein Modelmagen an Tomaten&Mozzarella Bruschetta. Gebannt wie ich auf die freudige Einverleibung der Ciabatta durch die durchaus ansehnliche Freundin der Mannequin warte, entgeht mir diese ominöse Lichtquelle, die die gesamte Szenerie in samtes, weich-aufleuchtendes Erdbeerrot tüncht. Ich drehe mich, ohne meine Muskeln bedient zu haben, um. Ich gehe, gleich fremdgesteuert dem Licht hinterher, dass aufgrund der noch zu sehenden Partikelspur im nächsten Raum hochgewandert ist und sehe es neben einem Tisch von 3 Menschen auf mich warten. Ich gehe hin. Die Menschen, welche, obgleich das Licht nebst mir schwebt, nicht deutlich zu dechiffrieren sind, sitzen allesamt in lockeren Körperhaltungen und scheinen, ich sehe sie verwischt als hätten meine Augen einen Schleier vor sich, ab und an lachen. Das Licht, zuvor noch ein variant wirkendes Etwas, begann sich aufzulösen und aus kleinen goldenen Funken bildeten sich Fäden, die sich wiederum in Stränge zusammentaten und in einer menschlichen Form endeten. Aus diesem Prozess, der durch die vollkommene Culminatio des klarsten Lichts Bestand, sollte sich ein Mensch, so interessant und vielseitig, wie diese Schaffensgeschichte selbst, ergeben.
Ich wachte auf. Ich fühlte über die andere Decke, spürte wärme, sie befand sich aber nicht unter ihr. Ich versuchte, meinen rechten Fuß schonend, aus dem Bett zu steigen was deutlich unbehutsamer ablief, wie beabsichtigt. Ich ging, leicht humpelnd, aus meinem Schlafzimmer, durch den Flur ins Badezimmer aus dem ich ein rauschen eines Wasserstrahls vernahm. Ich klopfte sanft, so sanft das sie mich nicht hörte. Bedächtig öffnete ich die Tür und schaute in den Spiegel, der an den Rändern leicht beschlagen war und sah hinter dem Vorhang eine Silhouette duschen. Ich ging hinein, stand zwischen der Duschkabine und dem Waschbecken, das neben dem Klosett ist. Ich putzte mir zunächst die Zähne und begann mich über meine Fußverletzung zu ärgern.
Der Spiegel war mittlerweile komplett beschlagen, sodass ich mich nicht mehr sehen konnte und mit der überempfindlichen Zahnhygiene aufhörte. Ich drehte mich um und sah einen Frauenkörper räkelnd, sich innerhalb seiner Gedankenwelt treiben. Ich schob den Vorhang langsam zur Seite und schaute auf ihren blonden Hinterkopf der auf meiner Brusthöhe war. Von ihm perlten die Wassertropfen des Strahls ab, die über ihren schmalen Nacken, an ihrem geraden Rücken vorbei, auf ihren wohlgeformten Po und schlussendlich in die Abflussrinne flossen. Sie drehte sich um und zog meine Unterhose aus. Ich stieg hinein.
Ich war frisch geduscht und erledigte die Wochenendbesorgungen, als mich mein bester Freund Andór anrief. Kurzum: Er teilte mir mit dass er in einer Woche mir seine neue Freundin vorstellen wolle und zugleich ein paar andere Bekannte von ihm da wären...
„Ich bin dabei Andy, wann und wo?“
„Samstag, um 20Uhr im Felice.“
Ich freute mich für ihn sehr, was ich dem noch anfügte, weil er mich ernsthaft um Hilfe gebeten hatte und er sich, auch durch meine Impulse, zu einem fähigen Konversationspartner entwickelt hat.
Die Woche verging recht schnell und mein Fuß erfreute sich einer raschen Genesung.
An den Außentischen vorbei ging ich ins Lokal und stand vor der Bar. Zu meiner linken war ein alter Bekannter den ich begrüßte, nach dem Händeschütteln roch meine Hand wie fünf Aschenbecher. Zu meiner rechten saßen zwei Junge Damen die so dürre waren, dass sie auf mich den Eindruck machten, dass jenes italienische Brot, was sie verzehrten, die erste Mahlzeit am Tag bildete. Die Brünette von den beiden, welche sehr fluffiges Brot aß, warf mir einen Blick zu, den ich zunächst nur halbwegs erwiderte und dann doch gänzlich zurückwarf, da ich einen guten Tag hatte.
Ich ging routiniert die Treppen hoch und war recht überrascht, da ich an einem Samstagabend den Laden noch nie so leer sah, positiver Weise konnte ich dadurch schneller Andór und die anderen entdecken. Alle standen auf und Andór stellte mir seine Freundin vor, Karo, schönes Gesicht, das ein kleines Muttermal oberhalb der Lippen hatte, ähnlich wie bei Cindy Crawford. Felix und Jasmin die ich schon oberflächlich von diversen Partys kannte und auf mich zunächst einen relativ harmonischen Eindruck machten begannen gleich Geschichten ihres Nachtlebens preiszugeben. Wir, Karo, Andy und Ich ließen uns erstmal von einem Wortschwall mitreißen ehe wir heilfroh die Küste in Form von einer Kellnerin erreichten.
„Wir wollen erst bestellen, wenn wir komplett sind“ sagte Jasmin, die Felix rüde ins Wort fiel, und ich war zugleich verwundert, denn ich war zwar uninformiert, hatte aber auch niemanden mehr erwartet. Es mussten 20 Minuten vergehen, drei mal die Kellnerin vorbei kommen, bis wir bestellten. Felix der nach dem ersten mal der Abweisung der Kellnerin und durch den verbalen Angriff seiner Freundin die Segel strich und nach Hause ging, ließ eine genervte Jasmin zurück die mir zunehmend auf die Nerven ging. Karo sprach mich auf irgendeine Reise nach Komodo an, an der ich angeblich mit André beteiligt war und gab damit einen guten Anstoßpunkt um die Lage zu kippen. Ich holte lang aus, redete über Warane in den verschiedensten Größenordnungen und ließ den ganzen Gesprächsfaden mit der Idee eines gefährlichen Waranangriffs, dem ich mit einem reißfesten Kondom auswich, auf mich gipfeln (an die Einzelheiten erinnere ich mich nicht mehr :D). (In Realität zeigen Komodowarane allerhöchstens Verteidigungsreaktionen auf Menschen – tust du ihnen nichts, tun sie dir nichts)
Ich hatte es gar nicht gemerkt, aber als das Essen serviert wurde saß plötzlich eine Frau neben mir.
Déjà-vu!
Diese langen schwarzen Haare, dieses anmutige Gesicht, dieser athletische Körper war derjenige, der mir im Traum begegnete.
Sie stellte sich später als Maria vor. Maria und Ich verstehen uns wirklich gut, unterhielten uns an dem Abend über Literatur, den brasilianischen Dschungel und auch über Komodowarane, wo sie mir wissentlich weit überlegen ist.
Ein glücklicher,
DeanNarratore
PS:
1)Genau am selben Abend als mich die „Kettendame“ (siehe An der roten Ampel) verließ, hatte ich den eingangs erwähnten Traum.
2)Maria und ich hatten bereits zwei Dates.
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