Awakening.
Eintrag erstellt von Jimmy Beam · - 585 Ansichten
Blitzschnell riss ich meine blutunterlaufenen Augen auf, als der wohl schrecklichste Wecker-Ton, welcher mein Trommelfell je zum Schwingen brachte, wie eine Lawine durch meine Gehörgänge fegte. Es war hell draußen und da die Rollläden - wie immer nicht geschlossen waren, zogen sich meine Pupillen, die schon mit dem ersten Sonnenstrahl auf meiner Netzhaut zu kapitulieren drohten - zu winzigen schwarzen Stecknadelköpfen zusammen.
Ich schloss die Augen in der Hoffnung, ich könne mich noch ein Mal in Morpheus' Arme flüchten und an meinen letzten präsentgebliebenen Traumfetzen anknüpfen. Ich probierte mit aller imaginären Kraft nach ihm zu greifen - vergebens. Mein Körper war durch diese - nach wie vor gnadenlos auf mich einhämmernden- Klänge bereits in Alarmbereitschaft versetzt worden und ein entspannter Schlummer war in etwa so weit weg wie eine Milchkuh von der Weinerzeugung. Ich spürte wie eine starke Anspannung sich rasch von innen heraus, wellenförmig in mir ausbreitete.
Erneut schlug ich die Augen auf und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen, in dem ich mich befand. Es war außerordentlich unordentlich. Es waren genug Klamotten auf dem Boden verstreut, um ein äthiopisches Dorf einzukleiden. Vor dem Sofa auf der anderen Seite des Zimmers war ein kleines weißes Tischchen, auf dem sich zwei Tassen, ein randvoller Aschenbecher und ein Zuckerstreuer befanden. Ich musste grinsen, als ich noch die Getränkekarte eines bekannten Berliner Nachtclubs dort aufgestellt erblickte. Sie verfehlte ihre beabsichtigte Wirkung nicht und schöne Erinnerungen schossen durch meinen Kopf.
Olivia erlöste uns von diesem akustischen Horror, als sie sich aus dem flauschig-warmen Bett quälte, um dem Alarm per Knopfdruck den Garaus zu machen. Die gestrige Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen. Mein Mund war staubtrocken und ich fühlte mich als hätte ich Watte im Kopf. Ich streckte mich und vergrub mein Gesicht in dem weichen Kissen. Es roch nach ihr - das mochte ich. Olivia hatte es wie immer deutlich schwerer als mich erwischt.
Sie setzte sich auf das Bett, stieß einen leisen Seufzer aus und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie hatte einen weißen BH und eine orangefarbene kurze Pyjama Hose an, welche so über ihre Hüften gerutscht war, dass man ihre Pobacken sehen konnte.
Sie stand auf und beachtete mich nicht. Das tat sie immer. Ich wusste nicht ob es daran lag, dass sie ein extremer Morgenmuffel war oder ihr das typisch weibliche "Morgens-Ankuscheln-Gen" fehlte - oder lag es etwa an mir? Ich verwarf den Gedanken und musterte sie.
Sie war wirklich eine äußerst attraktive Frau. Sie war ca. einen Meter siebzig groß, hatte sehr lange braune gepflegte Haare und war sehr schlank. Fast schon ein wenig zu schlank für meinen Geschmack. Sie ging hinüber zu ihrem Schreibtischstuhl, setzte sich und sah mich mit einem gequälten Blick an. In dem Moment, in dem sich unsere Blicke trafen, waren all meine Gedanken an schrille Wecktöne, durchzechte Nächte und Unordnung verschwunden.
Sie hatte etwas Besonderes an sich, was es mir immer schwer machte sie nicht andauernd anzustarren. Obwohl sie noch die Wimperntusche vom Vorabend aufgetragen hatte und sichtlich verkatert war, sah sie bezaubernd aus. Sie hatte sich zum Verlieren schöne, große grünblaue Augen und einen äußerst sinnlichen, wohlgeformten Mund und wahnsinnig putzige, nur bei genauerem Hinsehen erkennbare Sommersprossen rund um die Nasengegend.
Sie sah mich an und ihre Lippen formten sich zu einem gezwungenen Lächeln. Sie wollte nicht zur Arbeit gehen, das war unübersehbar. Ich drehte mich herum, vergrub erneut mein Gesicht in dem warmen Kissen und atmete tief ein.
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