Der große Absturz (Eintrag 4)
Eintrag erstellt von OG Leon · - 547 Ansichten
(Eintrag 4)
Nachtrag zu Eintrag 3: Worin ich mich damals vom Group leader unterschied
Das was mich vom Gruppenanführer aus Eintrag 3 unterschied, war nicht viel und hätte man kompensieren können. Ich glaube sogar bis heute noch, dass ich der "Königsmacher" war.
- Er war derjenige mit den Ideen, was man machen könnte, wenn niemandem etwas einfiel.
--> Ich war es nicht, jedoch hätte ich die Gruppe in meine Überlegungen einbeziehen können, anstatt mich nur auf mich selbst zu verlassen.
- Er war derjenige, der am Schnellsten auf negative Auswirkungen von außerhalb unserer Kreise reagierte.
--> wäre ich auch, wenn ich nicht diese Erziehung durch meine Mutter bekommen hätte, die einem sagt, man solle sich aus allem raus halten. Keine andere Lösung als "springe über deinen eigenen Schatten".
--> Ich hätte, auch wenn er schneller war das Ruder übernehmen oder ihn mehr unterstützen können, anstatt im Hintergrund zu stehen und ihm alles zu überlassen.
Fazit:
Jeder kann seine Fähigkeiten in eine Gruppe mit einbringen - soll es sogar, damit sie lebt und stabil wird, also hätte ich ihn in dem, was er gut kann nur zu unterstützen zu brauchen, anstatt das Ruder vollkommen aus der Hand zu geben, obwohl das ja auch nicht immer verkehrt ist, wenn man mal überhaupt keine Ahnung hat oder wer was deutlich besser kann, sodass derjenige vor stolz platzt, wenn man ihn lässt.
Personal Developement dabei aber nicht außer Acht lassen und dazu lernen.
Es gibt noch mehr auszubessern, das gibt es aber immer und überall.
Philosoph, Ende.
Der große Absturz
Es ist der Grund, warum ich hier im PUF unterwegs bin.
Für mich ist es schwierig, die folgende Zeit zu beschreiben, da sie nur als Gefühl
existiert und zu umfangreich für präzise Worte sind.
Ich war immer der Kopf einer Gruppe. Ich konnte immer Leute um mich scharen, und sie waren gern in meiner Nähe. Unbeachtet davon gab es damals aber bereits eine Gegenströmung.
Nein, nicht von Gleichaltrigen, die mir meine Position streitig machten, sie schätzten mich, ich ließ Vorschläge zu, die gut waren, ich ließ mir Dinge beibringen, wenn sie gut waren und entwickelte mich fort.
Die Gegenströmung kam auch nicht von Autoritätspersonen, wie Lehrern (vorerst) ich ging mit ihnen normal um, als währen sie jeder andere, denn ich hatte Respekt für jedermann: Der Umgang mit ihnen war nichts Besonderes und dennoch erkannte ich ihre Autorität an.
Es war meine Familiensituation, allem voran meine überdominante, weltfremde Mutter.
Meine Eltern ließen sich scheiden als ich drei Jahre alt war, zu meinem Vater gab es seit dem keinen Kontakt. Der Anwalt war Schild und Schwert für beide Seiten und das Gericht ihr Schlachtfeld über mehr als anderthalb Jahrzehnte. Ich weiß nicht, wie ich mich entwickelt hätte, wenn ich diesen Vater noch hätte - ich hatte mir einen Vater gewünscht, der ein Gegenpol zu meiner Mutter bildete, einen der ihr Paroli bieten konnte (niemand tat das. Aus Respekt vor ihrem Status als Mutter. Niemandem gefiel was sie tat, aber man schaute weg).
Aus irgendwelchen Gründen ging die Ehe in die Brüche und ich hätte wohl was ähnliches getan wie mein Vater, wenn ich mich überhaupt auf diese Frau eingelassen hätte: die Beine in die Hand nehmen und nix wie weg! Aber ich hätte meine Kinder mitgenommen! Vielleicht war das Gesetz Mitte der 80er Jahre mit der Gleichberechtigung noch nicht so weit, aber das wäre mir egal... ... ... Meine Kinder gehören zu meinen Leuten und meine Leute stehen unter meinem Schutz!
Nun, diese Gegenströmung gegen mich zeigte erst einmal keine große Wirkung, aber war bereits präsent und wirkte im Kleinen sehr effektiv. Widersprüchlich? - Nein. Mein Fundament bröckelte. Genauso, wie wenn man ein Haus auf Sand baut und das Resultat erst Jahre später durch zusammenbrechen desselben schmerzlich erkennt.
Ich bekam keine musikalische Früherziehung, obwohl sich damals bereits eindeutig ein´starkes Talent zeigte und obwohl es dieses Angebot gab und mein Bruder daran teilnahm, der eine geringere Musikaffirmation zeigte.
Als unser VFL frühen Nachwuchs rekrutierte hieß es in unserer Familie nur "Fußball ist ein Proletensport" - und das im Herzen des Ruhrgebiets! (das kulturelle und soziale Aus!) Und später stellte sich heraus, dass ich im Pausenhof recht gut Pölen konnte.
Andere Vereine waren auch Tabu.
Ich war offensichtlich Linkshänder, wurde aber auf Rechts trainiert (wer sich etwas auskennt weiß, dass dadurch Probleme entstehen, die sich auf Sprache, Denkblockaden und Intelligenz beziehen).
Ich hatte Spaß an Sprachen, das wurde nicht nur ignoriert sondern auch bis heute verneint.
Ich war für mein Alter überdurchschnittlich schlagfertig, man war damit überfordert und ich bekam Schläge.
Ich wurde aus Spaß an der Freude (oder dem Zwang sich auf Ewig Kleinkinder zu halten, wie Barbiepuppen, die niemals altern) ein Jahr später eingeschult. Einfach deswegen, weil es ging. Ich erinnere mich noch an die Situation: Meine Mutter saß wie fast immer, wenn sie Dokumente bearbeitete auf dem Telefonhocker und laß irgendwelche Papiere - es war ein Antrag auf Zurückstellung, ich spielte vor mich hin. Ich weiß nicht, warum sie es tat, wenn ihre Entscheidung eh schon gefallen ist, oder warum sie es überhaupt tat, denn Kindermeinungen nahm man partout nicht ernst, es könnte ja peinlich sein, wenn wer Jüngeres ne bessere Idee hat, aber meine M. fragte mich, ob ich in die Schule wollte und ich antwortete mit Enthusiasmus " ja", denn ich sehnte mich nach dem Tag, und sie sagte "nein.", füllte irgendwas auf den Zetteln aus und war wieder ganz versunken in ihren Dokumenten. Ich ging also dann noch ein zweites Jahr zur sog. Vorschule, die nur ein Kindergartenbastelkurs war, wenn alle anderen, bis auf 5 Leute nach Hause konnten, in dem jedes Jahr immer das Selbe gemacht wurde.
Das und so einiges Familieninnerpolitische mehr verkraftete ich bis zu einem gewissen Punkt relativ gut.
Ich entwickelte mich von der Nr. 1 in den Gruppen zur Nr. 2. Damit gab ich mich zufrieden.
Ich entwickelte eine sehr starke Matheschwäche, alles andere war aber in Ordnung. Diese Schwäche führte zur Vorlage meiner Lehrerin mir immer und immer wieder öffentlich vor der Klasse zu sagen, dass ich damit nichts am Gymnasium zu suchen hätte. Durch Tricks und der Hilfe meines Klassenverbands kam ich bis zum Ende der Vierten auf meine drei minus und kompensierte meine "Schwäche", die nur mangelnde Technik und Verständnis war, die andere zu Hause lernten und mir dann zeigten.
Es gab keinen Grund, mich nicht zum Gymnasium zuzulassen und es gab erst recht keinen Grund, dass ich die vierte Klasse wiederholen musste. Aber für meine M. stand bereits seit spätestens der Zweiten Klasse fest, dass ich die Vierte wiederholen sollte und das bekam ich auch bei Gelegenheiten gesagt, sodass ich - man muss ja auf die Erwachsenen hören, sonst Schläge oder Schimpfe von allen aus der Familie - mich mental drauf vorbereitete auch wenn es mir nicht gefiel. Meine M. verhandelte oft mit dem Schulleiter deswegen. Sie hatte ja Erfahrung darin, sie tat das Gleiche bereits bei meinem Bruder. Das alles verkraftete ich aus verschiedenen Gründen bis dahin relativ gut.
Der große Schlag kam, als es dann wirklich soweit war und ich als einziger die Vierte wiederholte. Ich wurde verschlossen, schüchtern und hatte kein Interesse mehr mich mit anderen oder mir selbst zu beschäftigen, Freizeit war mir egal, Lernen war mir egal, ich kannte das meiste ja schon, und die anderen spielten eh nur Fußball (Proletensport!) und die Mädchen waren in kleinen Gruppen irgendwo auffindbar und ich war eh zu schüchtern für sie geworden und Jungs waren sowieso doof.
Ein Teufelskreis begann indem ich mich immer weiter zurückzog. Ein seit nun fast 20 Jahren andauernder Kampf zurück ins Leben und zu alter Stärke begann gut zwei Jahre später und der Grundstein für eine mittlere Depression 18 Jahre später war gelegt (natürlich spielten noch andere Faktoren mit, aber sie alle wären wirkungslos, wenn ich ein stabiles Fundament gehabt hätte).
Ich nenne diese Zeit den "großen Absturz".
In dieser Zeit hätte man seine sozialen Kompetenzen festigen und weiter ausbauen müssen - ich konnt es nicht.
In dieser Zeit machte man die ersten Erfahrungen mit Mädchen, die ersten Paare bildeten sich zu beginn der siebten Klasse, und ich sah nur das Resultat, aber nicht das Wie-es-geht. - Ich war zu schüchtern, obwohl es mir viele Mädels leicht machten
In dieser Zeit ging man mit 16/17 Jahren am Wochenende Abends raus - ich nicht.
In dieser Zeit probierte man Neues aus und erkundschaftete und erweiterte die eigenen Grenzen - ich traute mich nicht.
In dieser Zeit konnte ich keine neuen Bekanntschaften knüpfen.
In dieser Zeit vertraute ich meiner Mutter mehr als allen anderen. Welch fataler Entschluss!
Aber:
In dieser Zeit traf ich zwei andere, denen es Ähnlich ging. Einer beging Selbstmord und der andere ist spurlos verschwunden. Ich nicht. Ich hielt durch.
Auch in dieser Zeit war ich von Anfang an in Gemeinschaften integriert.
Auch in dieser Zeit schätzte man meine Meinung hoch ein.
Auch in dieser Zeit kam man zu mir, wenn es Probleme gab, damit ich sie lösen sollte.
Gerade in dieser Zeit entwickelte ich besonders gut meine Menschenkenntnis (vielleicht hätte ich sie sowieso entwickelt, wer weiß das schon): Dadurch, dass ich zurückhaltend und schüchtern war, lernte ich Menschen zu "lesen". Ich entwickelte eine Sensibilität Gedankengänge, Gefühlslagen, Reaktionen und menschliche Mechanismen vorauszusagen und nachzuempfinden. Ich habe die Fähigkeit gelernt zu "sehen", ob Verhalten X zu Person Y passt und wie sich Y in einer fiktiven Situation Z verhalten würde und warum. Ich musste dafür nur Person Y ein bis zwei Sunden lang kennen. Meine Vorhesagen und Interpretationen trafen zu 80% ins Schwarze. Zu weiteren 10% lag ich nur mit meiner Verhaltensvorhersage richtig, aber meine Interpretation, warum Person Y so reagierte, wurde von ihr verneint und stieß auf künstliches Unverständnis.
Meine meisten Defizite habe ich mittlerweile nach fast 20 Jahren Kampf ausgemerzt, aber ich habe noch einen weiten Weg in der Persönlichkeitsentwicklung vor mir, sonst hätte ich auch nicht zum Pick up gefunden und würde auch nicht nach "Wegen zu mir selbst" suchen. Mit Frauen habe ich weniger Probleme, alles was in der einschlägigen Literatur zu finden ist, wusste ich bereits bewusst oder unbewusst oder kam durch Nachdenken selber drauf. Mein Fokus hier ist also Personal Developement, um die Auswirkungen des großen Absturzes zu eleminieren. Da ist mein Sticking Point. Das Stand auch in der Literatur. Das wusste ich auch vor Pick up.
Fast 30 Jahre habe ich mich aus allen Sümpfen selber rausgezogen - ohne maßgebende Hilfe. Nun ist Pick up der Strohalm, nach dem ich greife, um auch den letzten Schritt zu gehen.
MfG
OG Leon
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3 Kommentare
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