Hoffnung < Realität
Eintrag erstellt von Wizardry · - 572 Ansichten
Dieser Eintrag ist an meine Vergangenheit gewidmet und wurde vom großartigen Rob Judge inspiriert.
Okay
...
Nun ist Schluss mit allen Ausreden und ich werde versuchen zu ergründen,
weshalb mein Game wirklich dermaßen schlecht ist.
Nicht, weil ich schlecht aussehe; nicht, weil ich mich unwohl in meiner Haut fühle.
Nicht, weil ich keinen großen Social Circle habe, der mich stützt.
Denn ich sehe ganz gut aus, fühle mich wohl, kenne eine Menge Leute und habe
Hobbies. Ohne prahlen zu wollen bin ich mir sicher, dass das viele in der Community
nicht behaupten können. Doch Schluss mit den Vergleichen, wieso ist mein Game
so beschissen?
Wenn man alle Sticking Points immer weiter abstrahiert wird man feststellen,
dass wenige der Unwissenheit und viele der Angst entspringen.
Bei mir ist es die Angst, der ekligen, unverschnörkelten Realität ins Auge zu sehen.
Denn ich bin ein Träumer:
Der Typ, der aufsteht und sich versucht vorzustellen, wie der Tag wird.
Der Typ, der sein Game selten in der Realität spielt und unzählige Male im Kopf.
Der Junge, der im Klassenzimmer aus dem Fenster schaut und ganz woanders ist.
Wir tendieren leider oft dazu, uns im Kopf eine Wichsnische einzurichten.
Als wäre das nicht schrecklich genug, handeln wir als Konsequenz auch oft aus
diesen Träumereien heraus. Durch das Leben in Träumen und Fantastereien entsteht
eine Oneitis, machen wir uns da nichts vor.
Nur wenige schaffen es, diese Hirngespinste auszublenden,
und auf das zu achten, was vor ihnen abläuft.
_ _ _ _ _ _
In Wizardrys erweitertem Social Circle gibt es ein Mädchen. Was für eine Schlampe.
Aber sie sieht gut aus, verdammt gut. Und da ich keine Erfahrungen habe und sie
einen immer wenn sie betrunken ist auch verdammt gut gamed... Ich kann nicht
widerstehen, bin angetan. Die Wahrheit ist mir peinlich, aber man muss ihr ins Auge
sehen: Über zwei Monate und drei Flirts. Das war's.
Meine Gedanken drehen sich nur um sie. Ich träume von ihr, sie verfolgt mich.
Die Fantasien kommen unkontrolliert jeden Tag auf's Neue. Die Gefühle sind
nicht die, die ich mit einer Oneitis in Verbindung bringe, aber ich fühle mich
hingezogen. Als wäre ich süchtig nach dieser Vorstellung. Hoffnung ist es, was
ich verspüre. Hoffnung. Mit der Realität hat keine dieser Reflexionen etwas zu tun.
Vor zwei Wochen im Club. Ich treffe sie, wir flirten. Ich muss los, sie fleht, dass ich
bleibe. Ich genieße den Moment, habe aber riesige Distanz zu all diesen Fantasien
gewonnen. Von Besessenheit keine Spur, nur von einem hübschen Mädchen, mit dem
ich gerne etwas hätte.
Sie schaut mir in die Augen, nimmt meine Hände, sie gamed mich auf Grund und Boden,
ohne, dass ich etwas dafür tun muss.
In diesen Momenten liegt die Realität. Die Welt des Handelns, die Welt des Sex.
Ein Kumpel wartet, natürlich gerne da er geradezu mit mir fiebert. Ich belüge mich selbst
um meine Angst zu verbergen, die Situation zu eskalieren. Ein flüchtiger Kuss von mir
und ich bin weg, the game is over. That's it.
Da hätte ich handeln müssen. Kurz danach befeuerten die ganzen möglichen Szenarien,
die aus dieser Situation hätten hervorgehen können meine Fantasie, zwei Wochen lang.
Zwei geschlagene Wochen meines Lebens, was für ein Mist, was für eine Zeitverschwendung!
Einmal ging ich in ihren Stammclub um sie dort zufällig zu treffen: Fantasie. Sie war auch nicht da.
Gestern dasselbe: Selber Club, ich wieder da. Irgendwann nach 2 (How I Met Your Mother:
Nach 2 Uhr nachts passiert nichts gutes mehr!) seh' ich sie dann, dann einen Typen, dann
wie sie was miteinander haben, dann den Makeout auf einer Theke :D.
Gleichzeitig amüsant und zutiefst zermürbend. Melancholie in mir.
Doch auch ein Moment der Klarheit.
_ _ _ _ _ _
Plötzlich ist mir klar, dass ich das Falsche verfolgte. Dass ich in der Hoffnung lebte, Sachen zu erleben.
Anstatt sie wirklich zu erleben! Was für ein Scheiß, ich habe noch knapp 20.000 Tage, die mir verbleiben.
Keinen einzigen davon möchte ich Träumen und Wichsfantasien widmen.
Die Geschichte hat meiner kompletten Einstellung gezeigt, wie Paradox und irgendwie dumm sie doch ist.
Dann Leere.
Dann das Versprechen, das einzig Reale zu spüren, und dann die Lust, mich in die Sonne zu legen
und den Moment zu leben.
Keep on rocking,
Wizardry.
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