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The End.

Ich bewundere jeden Menschen der es schafft eine Beziehung konsequent zu beenden und alles hinter sich zu lassen. Ich fühle mich leer, hilflos und voller Schuld. Wie kann ich einen Menschen mit dem ich die schönsten Erfahrungen der letzten 4 Jahre geteilt habe so verletzen. Ihre Stimme war schwammig. Sie hatte ohne Zweifel riesige Probleme ihre Tränen zurückzuhalten. Sie flehte mich an und je öfter ich ihr sagte, dass es für mich keinen Sinn mehr hat desto mehr kämpfte sie mit ihren Tränen. Was muss ich für ein gefühlskalter Mensch sein. Ich fühlte nichts. Ich wartete vergebens darauf, dass ein Stechen im Brustkorb aufkam oder zumindest ein Drücken in der Magengegend. Eine Frau die mich jahrelang durch sämtliche Höhen und Tiefen meines Lebens begleitet hatte brach nun endgültig zusammen und konnte vor Schmerz kaum noch sprechen. Am liebsten würde ich meine Sachen zusammenpacken, mich in das nächste Schiff setzen und wegsegeln oder, besser noch, mich einfach an das andere Ende der Welt teleportieren. So schlimm ging es ihr noch nie. Sie sprang zwischen Wut, geheucheltem Verständnis und extremer Trauer hin und her als hätte sie eine multiple Persönlichkeitsstörung. Ich kenne das Gefühl. Es ist schrecklich. Ich wünschte ich könnte es ihr ersparen. Ich suchte nach Worten um es ihr in irgendeiner Weise erträglicher zu machen. Irgendetwas. Doch alles was aus meinem Mund kam war "Es geht einfach nicht mehr". Es kam schleichend. Die letzten Wochen wurden unerträglich. Sie kam mit meiner Persönlichkeitsveränderung nicht zurecht. Fühlte sich unsicher. Ich lernte mehr Frauen als üblich kennen mit denen ich mich zudem auch noch blendend verstand. Früher wäre ich unter dem Drama eingeknickt und hätte nachgegeben. Mir Schuldgefühle einreden lassen. "Hättest du Lust mit mir am Freitag nach Berlin zu fahren? Einfach so." - ist einer der Gründe weshalb ich beschlossen habe diese Beziehung zu beenden. Es klingt so verlockend. Mir ist klar, dass dieses Angebot nie hätte stattfinden können wenn ich weiterhin mit meiner Freundin in einer monogamen Beziehung bin. Und diese Schuldgefühle wieder... Dieses Mal war es anders. Ich habe durch viel Disziplin und harter Arbeit an meinem sogenannten "Inner Game" erkannt, dass es für mich einfach selbstverständlich ist und nicht etwa falsch, mit anderen Menschen Kontakt zu haben. Vielleicht habe ich es etwas zu bunt getrieben aber es fühlte sich doch so richtig an? Ich entfernte das iPhone von meinem Ohr um nachzusehen wie lange ich bereits mit ihr am Telefon hing. Etwas mehr über eine Stunde. Ich wollte auflegen doch ich brachte es nicht übers Herz. Also hörte ich mir weiter das Betteln, Schreien und Schluchzen an. In mir war weiterhin nichts als Leere. Ich habe Angst. Angst davor die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Angst nie wieder so von jemandem geliebt zu werden - obwohl ich weiß, dass es völliger Unsinn ist. Angst es würde mich in ein paar Tagen, Wochen der gar Monaten wie ein Blitz vom Himmel treffen. Die plötzliche Einsicht doch einen Fehler begangen zu haben. Ich weiß ich muss Verantwortung für mein Handeln übernehmen. Dies ist mit Abstand das schwerste was ich je getan habe. Das Schlimme daran eine Beziehung zu beenden ist, dass man alles in der Hand hat. Ich allein entschied über Glück oder unendliche Trauer. Ich habe ein Problem mit der Endgültigkeit. Mir ist lange bekannt, dass Phrasen wie "wir können Freunde bleiben" oder "das wird schon wieder, irgendwann, wenn es denn unsere Bestimmung ist" nur eine aneinander Reihung von Worten ist, die es einem leichter machen sollen nicht an die letztendliche Endgültigkeit zu denken. Keine gemeinsamen Abende mehr. Kein gemeinsames Kochen mehr. In Zukunft muss ich unsere Lieblingsserie alleine ansehen. Je mehr ich an die schönen Zeiten denke desto größer wird der Kloß in meinem Hals. "Ein echter Kerl weint nicht" denke ich mir und verdränge die Trauer die allmählich die Leere in meinem Körper füllt.

Jimmy Beam

Jimmy Beam

 

moment of silence

Das weiße iPhone 4S welches ich mir nach langer iOS Enthaltsamkeit gegönnt habe liegt vor mir. Zwischendurch, wenn die Langeweile gerade am Höhepunkt angelangt ist, blinkt das Retina Display auf. S. eine Blondine, die ich am Wochenende im Club kennenlernte schreibt mir, dass sie große Männer wie mich sexy findet und mich gerne am Donnerstag wieder sehen würde. Sie ist etwa 1.80m groß, hat strahlend blaue Augen und eine einwandfreie Figur. Sicher ist sie für viele Männer der Inbegriff einer schwedischen Schönheit. Für mich ist sie jedoch momentan nichts mehr, als ein kurzweiliger Zeitvertreib welcher mich vom süßen Nichtstun ablenkt. Ich lerne wahnsinnig viele schöne Frauen kennen, doch sie wenden sich meist relativ schnell von mir ab wenn sie merken, dass ich in einer monogamen Beziehung lebe und an keinem Seitensprung interessiert bin. Anschließend strecken sie meist im Wochentakt ihre Fühler nach der aktuellen Beziehungssituation aus, in der Hoffnung, dass ich mittlerweile unzufrieden mit meiner Freundin bin - um dann komplett aus meinem Leben zu verschwinden. "Ich kann mich noch sehr gut an deinen süßen Hintern erinnern." Antworte ich ihr auf die Frage ob ich denn noch weiß, wie sie aussieht oder ob ich zu betrunken war.

Jimmy Beam

Jimmy Beam

 

Eine Tablette nur.

13.07.2012 Ich war mir sicher meine unsichere Gangart kombiniert mit den tiefen Furchen unter meinen Augen, welche mich aussehen ließen wie ein Shar-Pei, würden meine gestrigen Alkoholeskapaden enttarnen. Vorsichtig stieg ich die steile Wendeltreppe in die Organisationsabteilung der Werbeagentur hinab in der ich derzeit ein halbjähriges Praktikum absolviere. Den Blick stets auf die glühend heiße Kaffeetasse in meiner Hand fixiert. Ich wusste, würde ich auch nur einen Tropfen des Wachmachers verschütten würde mir die Putzfrau Glasreiniger in die Augen sprühen. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man nach sich nach einer durchzechten Nacht keine Gedanken um Kopfschmerzen oder Übelkeit am nächsten Morgen machen muss. Ich hatte trotz des starken Alkoholkonsums welcher in den letzten paar Jahren zu meinen Clubbesuchen gehört wie das Amen in die Kirch noch nie einen sogenannten "Kater". Viele meiner Freunde beneiden mich bis heute wegen dieser Gabe und manchmal bin ich vielleicht auch ein wenig stolz darüber, dass mein Wohl am nächsten Tag nicht von Schmerzmitteln abhängig ist. Trotzdem fühle ich mich leer. Bis zu meinem 18. Lebensjahr trank ich kaum einen Schluck Alkohol. Dies änderte sich schlagartig als sich meine erste große Liebe von mir trennte und einen Tag später mit einem anderen Kerl in der Falle war. Ich fuhr für zehn Tage mit meinem Cousin nach Lloret de Mar und spülte jeden Tag - All Inclusive sei Dank - meinen Frust die Kehle runter. Als ich es endlich ohne jegliche Tollpatschigkeit zu meinem Schreibtisch geschafft hatte und mich auf dem wunderbar weichen Stuhl niederließ, schloss ich die Augen. Ich spürte wie ich langsam wegnickte und zwang mich dazu die Augenlider aufzureißen. Gerade als ich von meinem lebensnotwendigen Kaffee nippen wollte, ertönte die mütterliche Stimme meiner Arbeitskollegin: "Würdest du mir bitte einen gefallen tun und die Ordner in den Archiven ausmisten?" Ich schloss die Augen erneut und dachte mich an einen Ort fernab von negativen Emotionen. Dann machte ich mich auf den Weg zum Archiv. Ich wusste es würde Stunden dauern.

Jimmy Beam

Jimmy Beam

 

Awakening.

Blitzschnell riss ich meine blutunterlaufenen Augen auf, als der wohl schrecklichste Wecker-Ton, welcher mein Trommelfell je zum Schwingen brachte, wie eine Lawine durch meine Gehörgänge fegte. Es war hell draußen und da die Rollläden - wie immer nicht geschlossen waren, zogen sich meine Pupillen, die schon mit dem ersten Sonnenstrahl auf meiner Netzhaut zu kapitulieren drohten - zu winzigen schwarzen Stecknadelköpfen zusammen. Ich schloss die Augen in der Hoffnung, ich könne mich noch ein Mal in Morpheus' Arme flüchten und an meinen letzten präsentgebliebenen Traumfetzen anknüpfen. Ich probierte mit aller imaginären Kraft nach ihm zu greifen - vergebens. Mein Körper war durch diese - nach wie vor gnadenlos auf mich einhämmernden- Klänge bereits in Alarmbereitschaft versetzt worden und ein entspannter Schlummer war in etwa so weit weg wie eine Milchkuh von der Weinerzeugung. Ich spürte wie eine starke Anspannung sich rasch von innen heraus, wellenförmig in mir ausbreitete. Erneut schlug ich die Augen auf und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen, in dem ich mich befand. Es war außerordentlich unordentlich. Es waren genug Klamotten auf dem Boden verstreut, um ein äthiopisches Dorf einzukleiden. Vor dem Sofa auf der anderen Seite des Zimmers war ein kleines weißes Tischchen, auf dem sich zwei Tassen, ein randvoller Aschenbecher und ein Zuckerstreuer befanden. Ich musste grinsen, als ich noch die Getränkekarte eines bekannten Berliner Nachtclubs dort aufgestellt erblickte. Sie verfehlte ihre beabsichtigte Wirkung nicht und schöne Erinnerungen schossen durch meinen Kopf. Olivia erlöste uns von diesem akustischen Horror, als sie sich aus dem flauschig-warmen Bett quälte, um dem Alarm per Knopfdruck den Garaus zu machen. Die gestrige Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen. Mein Mund war staubtrocken und ich fühlte mich als hätte ich Watte im Kopf. Ich streckte mich und vergrub mein Gesicht in dem weichen Kissen. Es roch nach ihr - das mochte ich. Olivia hatte es wie immer deutlich schwerer als mich erwischt. Sie setzte sich auf das Bett, stieß einen leisen Seufzer aus und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie hatte einen weißen BH und eine orangefarbene kurze Pyjama Hose an, welche so über ihre Hüften gerutscht war, dass man ihre Pobacken sehen konnte. Sie stand auf und beachtete mich nicht. Das tat sie immer. Ich wusste nicht ob es daran lag, dass sie ein extremer Morgenmuffel war oder ihr das typisch weibliche "Morgens-Ankuscheln-Gen" fehlte - oder lag es etwa an mir? Ich verwarf den Gedanken und musterte sie. Sie war wirklich eine äußerst attraktive Frau. Sie war ca. einen Meter siebzig groß, hatte sehr lange braune gepflegte Haare und war sehr schlank. Fast schon ein wenig zu schlank für meinen Geschmack. Sie ging hinüber zu ihrem Schreibtischstuhl, setzte sich und sah mich mit einem gequälten Blick an. In dem Moment, in dem sich unsere Blicke trafen, waren all meine Gedanken an schrille Wecktöne, durchzechte Nächte und Unordnung verschwunden. Sie hatte etwas Besonderes an sich, was es mir immer schwer machte sie nicht andauernd anzustarren. Obwohl sie noch die Wimperntusche vom Vorabend aufgetragen hatte und sichtlich verkatert war, sah sie bezaubernd aus. Sie hatte sich zum Verlieren schöne, große grünblaue Augen und einen äußerst sinnlichen, wohlgeformten Mund und wahnsinnig putzige, nur bei genauerem Hinsehen erkennbare Sommersprossen rund um die Nasengegend. Sie sah mich an und ihre Lippen formten sich zu einem gezwungenen Lächeln. Sie wollte nicht zur Arbeit gehen, das war unübersehbar. Ich drehte mich herum, vergrub erneut mein Gesicht in dem warmen Kissen und atmete tief ein.

Jimmy Beam

Jimmy Beam